Offen für Zukäufe Neuer Fresenius-Chef setzt auf Größe

Der dreizehnte Rekordgewinn und die 24. Dividendenerhöhung in Folge. Aber Fresenius-Chef Sturm hat noch nicht genug. Bis 2020 soll der Umsatz um die Hälfte zulegen. Übernahmen sind ebenfalls eine Option.

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Der Übernahmehunger des Fresenius-Chef ist noch nicht gestillt. Quelle: Reuters

Bad Homburg Der neue Fresenius-Chef Stephan Sturm will mit dem hessischen Gesundheitskonzern in eine neue Größenordnung vorstoßen. Das Unternehmen werde seinen Umsatz bis 2020 um mehr als die Hälfte auf 43 bis 47 Milliarden Euro ausbauen, kündigte Sturm am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz in Bad Homburg an. Milliarden-Zukäufe sind dabei noch nicht eingerechnet, obwohl Sturm offen für solche Deals ist. „Wenn sich die richtige Gelegenheit ergäbe, wäre ich durchaus bereit, mir das sehr genau anzuschauen. Hinsichtlich der finanziellen Kapazität würde ich mir da keine Sorgen machen.“

Sturm wechselte 2005 von Credit Suisse als Finanzchef zu Fresenius. Damals war er der erste Investmentbanker in Deutschland, der direkt in den Vorstand eines Großunternehmens aus der Realwirtschaft einzog. Im Juli trat der 53-Jährige dann die Nachfolge von Ulf Mark Schneider an, der das Ruder beim Schweizer Lebensmittelkonzern Nestle übernommen hat. Gut zwei Monate später tütete Sturm die Übernahme des spanischen Klinikbetreibers Quironsalud für 5,8 Milliarden Euro ein – der größte Zukauf in der Geschichte von Fresenius.

Einen grundlegenden Strategiewechsel plane er nicht, bekräftigte Sturm, aber er wolle eigene Akzente setzen und das Produktangebot von Fresenius ausbauen. Damit komme der Konzern auch den Wünschen großer Einkaufsorganisationen nach. „Was die wollen, ist ein immer breiteres und tieferes Produktangebot, um mit möglichst wenig Kontaktpunkten ein umfängliches Sortiment für ihre Kunden sehr preisgünstig auszuverhandeln.“

Die auf Nachahmermedikamente spezialisierte Sparte Kabi soll deshalb in neue Marktsegmente vorstoßen, etwa ins Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten. Auch ein Einstieg in das Geschäft mit Nachahmermedikamenten für Biotech-Arzneimittel, sogenannte Biosimilars, sei denkbar. Außerdem will Kabi sein weltweites Netzwerk ausbauen. „Es gibt einzelne Märkte, in denen wir noch nicht vertreten sind oder nur durch Distributeure.“

Im vergangenen Jahr fuhr Fresenius den 13. Rekordgewinn in Folge ein. Der um Sondereffekte bereinigte Überschuss kletterte um zwölf Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Die Erlöse stiegen um fünf Prozent auf gut 29 Milliarden Euro. Für den Ergebnisanstieg war vor allem die Dialysetochter FMC verantwortlich, die nach drei schwierigen Jahren die Trendwende schaffte. Die Fresenius-Aktionäre dürfen sich nun auf die 24. Dividendenerhöhung in Folge freuen: Sie sollen 0,62 Euro je Aktie erhalten nach 0,55 Euro vor Jahresfrist.

Im laufenden Jahr will das hessische Unternehmen sein Ergebnis währungsbereinigt um 17 bis 20 Prozent ausbauen. Für 2020 peilt Sturm einen Gewinn von 2,4 bis 2,7 Milliarden Euro an. „Unsere Aussichten sind glänzend und so wollen wir in den nächsten Jahren mit hohem Tempo weiter wachsen.“ An der Börse kam das gut an. Fresenius-Aktien legten zweitweise rund zwei Prozent auf mehr als 77 Euro zu – damit waren sie so teuer wie nie zuvor.

Die ebenfalls im Dax notierten Papiere von FMC kletterten in der Spitze um vier Prozent und gehörten damit zu den größten Gewinnern im deutschen Leitindex. Kürzungen im US-Gesundheitssystem hatten dem weltgrößten Dialysekonzern lange zu schaffen gemacht, worauf FMC-Chef Rice Powell unter anderem mit einem Sparprogramm reagierte. Zudem baute er das Versorgungsgeschäft rund um die Dialyse (Care Coordination) aus. Das zahlte sich 2016 aus. Der Überschuss stieg um gut ein Fünftel auf 1,24 Milliarden Dollar.

Die Krankenhaussparte Helios machte im vergangenen Jahr ebenfalls mehr Gewinn. Der erfolgsverwöhnte Geschäftsbereich Kabi verzeichnete im vierten Quartal dagegen einen Ergebnisrückgang – auch wegen Produktionsunterbrechungen in zwei US-Werken wegen Renovierungsarbeiten. Zudem profitierte Kabi in den Vereinigten Staaten 2016 nicht mehr so stark von Lieferengpässen der Konkurrenz wie in den Vorjahren.

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