Opel in den roten Zahlen Nicht alles für die Katz'

Opel beendet das Jahr erneut mit roten Zahlen. Damit verpasst Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sein selbstgestecktes Ziel, wieder profitabel zu sein. Doch die Fortschritte der Rüsselsheimer sind unübersehbar. Ein Kommentar.

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Sie hat immer schlechte Laune und ist das Gesicht des Opel-Kalenders 2017.

Düsseldorf Als Opel vor wenigen Tagen im angesagten Berliner Club „Kraftwerk“ mit einer Vernissage sein neues Modell Crossland X vorstellte, gab es nur einen Gast, der schlecht gelaunt dreinschaute. Doch dafür wurde er bezahlt. Die Grumpy Cat – eine Katze, die es zum Internetphänomen gebracht hatte - schaute auch an diesem Abend wie gewohnt grimmig in die Welt und ließ sich mit den geladenen Gästen ablichten.

Obwohl die Party unter dem Motto #Opelgoesgrumpy stand, war die Laune unter den 800 Gästen augenscheinlich bestens. Opel-Chef Karl-Thomas Neumann und Marketingchefin Tina Müller strahlten auf der Bühne um die Wette und scherzten über vermeintliche Lackschäden durch Katzentatzen.

Dabei hätten sie in diesen Tagen durchaus auch Anlass für ein wenig schlechte Laune. Denn das selbstgesteckte Ziel, das Jahr mit schwarzen Zahlen abzuschließen, haben die Opelaner wieder einmal verpasst. Mit einem Minus von 246 Millionen Dollar im vierten Quartal landet man auch im Gesamtjahr erneut deutlich in der Verlustzone.

Schuld, sagt Neumann, sei der Brexit und die damit verbundenen Wechselkursschwankungen. Insgesamt habe man das beste Ergebnis für General Motors in Europa seit zehn Jahren eingefahren. Dass dieses beste Ergebnis trotzdem negativ ist, spricht allerdings nicht unbedingt für ein gesundes Unternehmen. Dass es anders geht, zeigt unter anderem Konkurrent Ford, der das Jahr trotz Belastungen durch den Brexit mit einem Gewinn von 1,2 Milliarden Dollar abgeschlossen hat.

Tatsächlich muss Opel nachweislich mit einigen Absatztricks nachhelfen, um sich im komplizierten europäischen Markt zu behaupten. Und dass man dieses Jahr mehrfach Kurzarbeit anmelden musste, zeigt auch, dass die Auslastung der Werke noch nicht optimal ist. Doch ganz so schlimm, wie die roten Zahlen auf den ersten Blick aussehen, sind sie nicht.

Fairerweise muss man Opel zugutehalten, dass die Rüsselsheimer durchaus Fortschritte gemacht haben. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Ergebnis um 600 Millionen Euro verbessert. Diesen Fortschritt hat Opel auch dem Umstand zu verdanken, dass Sonderbelastungen wie der russische Markt oder die Werksschließungen in Bochum nicht mehr auf die Bilanz drücken. Und auch bei der Modellpalette könnte man sich dieses Jahr einiger Probleme entledigen.

Nicht umsonst will man 2017 die „größte Modelloffensive der Unternehmensgeschichte“ starten. Besonders wichtig dürften im kommenden Jahr der Start des neuen Insignia werden. Denn bei mittleren und großen Modellen hat Opel Nachholbedarf. Bislang machen Klein- und Kompaktwagen den größten Teil des Absatzes aus.

Und auch auf der SUV-Welle wollen die Rüsselsheimer dieses Jahr stärker mitschwimmen. Modelle wie der Crossland X und der Grandland X sollen die Käufer stadttauglicher Geländewagen für die Marke mit dem Blitz begeistern. In diesem Segment ist Opel spät dran, aber womöglich nicht zu spät.

Gelingt es darüber hinaus, die Kostendisziplin hochzuhalten, dürfte Neumann seine Ankündigung, schwarze Zahlen zu schreiben, zumindest ein Jahr später einlösen können. Und dann war am vielleicht doch nicht alles für die Katz.

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