Philips auf der IFA Wenn sich Apps um die Gesundheit kümmern

Blutdruckwerte auf der Smart-Watch, ein digitales Hausnotrufsystem oder ein elektronisches Helferlein, das an die Tabletteneinnahme erinnert: Wie sich Philips vom Elektronikkonzern zum Gesundheitscoach wandelt.

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„Wir haben das Thema Health Tech Company mit Leben gefüllt, auch durch die neuen Produkte und vernetzten Lösungen zur Gesundheitsüberwachung“, sagt Philips-Manager Pieter Nota. Quelle: PR

Frankfurt Die Körperwaage sendet Gewicht und Körperfettwerte an die Smartwatch, auch das Blutdruckgerät kommuniziert mit der Gesundheitsuhr – im digitalen Zeitalter bleibt man am besten gesund, wenn man vernetzt ist. So jedenfalls sieht die Antwort des Philips-Konzerns auf mehr Krankheiten und steigende Gesundheitskosten im Alter aus.

Schon vor einem Jahr präsentierten sich die Niederländer auf der Internationalen Funkausstellung mit verschiedenen Produkten zur Überwachung von Vitalwerten als Gesundheitscoach. Mittlerweile können die Produkte zu einem ganzen Ökosystem vernetzt werden, das mit der Softwareplattform „Health Suite“ von Philips verbunden ist.

„Wir sind weit davon entfernt, nur Gadgets anbieten zu wollen“, sagt Pieter Nota, Vorstand für die auf den Endverbraucher ausgerichtete Gesundheitssparte Personal Health im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Wir haben als Philips viel Erfahrung mit dem Endverbraucher. Aber wir haben auch die medizinische Kompetenz, um vernetzte Produkte für konkrete Gesundheitsthemen anbieten zu können“, sagt er.

Viele davon, wie eben auch die neue Gesundheitsuhr, die jetzt in Deutschland auf den Markt kommt, sind zertifizierte Medizinprodukte. Damit will sich Philips bewusst von den Wettbewerbern im Smartwatch-Markt abheben. Außerdem bietet der Konzern mit der Softwareplattform „Health Suite“ die entsprechende Analytik hinter den Geräten an, um dem Patienten konkrete Vorschläge machen zu können, wie er gesünder leben oder Beschwerden lindern kann.

Knapp zwei Jahre ist es her, dass der Philips-Konzern die Aufspaltung des Unternehmens beschlossen hat und die Trennung vom eher margenschwachen Lichtgeschäft anschob. In den Jahren davor hatte man sich bereits von anderen Sparten wie etwa der Unterhaltungselektronik getrennt.

Als Marke existiert der Name Philips in diesem Geschäftsfeldern allerdings weiter: Auf der Funkausstellung in Berlin werden auch dieses Jahr wieder neue Philips-Fernseher, Audio-Produkte und Lichtlösungen präsentiert.

Philips selbst, oder Royal Philips, wie das Unternehmen sich heute nennt, ist nun ganz auf die Themen Gesundheit und Technologie konzentriert: „Healthtech“ heißt das Schlagwort. Dabei hat das Unternehmen mit zuletzt knapp 17 Milliarden Euro Jahresumsatz nach wie vor die professionelle Medizintechnik wie Ultraschall oder andere Geräte für die Diagnostik und Überwachung im Krankenhaus im Portfolio.

Auf der anderen Seite spielen Gesundheitsprodukte für den Endverbraucher eine immer größere Rolle: Personal Health heißt dieser Geschäftsbereich, den Pieter Nota verantwortet. Die Palette reicht von der elektronischen Zahnbürste bis zum Schlafüberwachungssystem.

Der Wandlungsprozess von Philips wird von Investoren und Analysten aufmerksam verfolgt. Aktuell empfehlen die allermeisten bei Bloomberg gelisteten Analysten, die Aktie des Unternehmens zu halten oder zu kaufen. Nur zwei von 27 Banken raten zum Verkauf.


Digitale Überwachung von Schlafapnoe-Patienten

„Philips bleibt eine der wenigen guten Geschichten in diesem Sektor“, urteilten etwa die Analysten von JP Morgen im Juli nach dem ordentlichen Wachstum im Gesundheitsbereich von fünf Prozent im ersten Halbjahr 2016. Philips-Manager Pieter Nota zieht zur Ifa eine positive Zwischenbilanz des Wandlungsprozesses, was vom oberster Marketingchef eines Unternehmens allerdings auch nicht anders zu erwarten ist: Philips sei auf dem Weg zu einer auf Gesundheit und Technologie fokussierten Firma in den letzten Monaten gut vorangekommen, betont Nota. „Wir haben das Thema Health Tech Company mit Leben gefüllt, auch durch die neuen Produkte und vernetzten Lösungen zur Gesundheitsüberwachung, die wir hier auf der IFA vorstellen“, sagt er.

Fast die Hälfte des Umsatzes von Royal Philips komme mittlerweile aus dem Bereich „Personal Health“ mit Produkten für den Endverbraucher. „Wir wachsen in diesem Geschäftsfeld hoch einstellig“, so Nota.

Zu den neuen Produkten, die Philips auf der Ifa vorstellt, gehört beispielsweise auch ein Medikamentendispenser, der individuell verpackte Tabletten zu voreingestellten Zeiten ausgibt und Patienten mit Hilfe eines Licht- und Tonsignals erinnert. Falls der Patient die Einnahme nicht bestätigt, informiert das System namens Medido den ambulanten Pflegedienst oder Angehörige.

Außerdem wird das bestehende Hausnotrufsystem von Philips um neue Funktionen erweitert. Mit Hilfe von intelligenten Algorithmen ist das System nun auch in der Lage, das Risiko für eine Krankenhauseinweisung innerhalb der nächsten 30 Tagen vorherzusagen. Dahinter steht der Gedanke, dass sich viele Krankenhausaufenthalte bei älteren, chronisch kranken Patienten vermeiden ließen, wenn die Verschlechterung des Gesundheitszustandes frühzeitig erkannt werden kann.

Philips will im Gesundheitsbereich auch in Zukunft weiterhin zweigleisig fahren: „Für uns sind die Selbstzahler im Gesundheitsmarkt ebenso wichtig wie das Geschäft mit den Krankenkassen, die Gesundheitsleistungen erstatten. Auf der IFA spielen natürlich traditionell Produkte, die vom Endverbraucher aus eigener Tasche bezahlt werden, eine große Rolle. Aber unser wichtiges Geschäft mit der Überwachung von Schlafapnoe-Patienten etwa, also Menschen, die in der Nacht lebensgefährliche Atemaussetzer haben, ist in den meisten Ländern vor allem ein Erstattungsgeschäft“, sagt Nota.

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