Prognose des Chemiekonzerns Lanxess erwartet maues Geschäft – und hat Streit mit dem Ex

Der Kautschuk-Hersteller Lanxess sagt ein schwieriges Jahr voraus. Neben der Prognose für 2014 belastet auch ein Streit mit Ex-Chef Axel Heitmann das Unternehmen. Der denkt offenbar über eine Klage gegen Lanxess nach.

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Axel Heitmann musste bei Lanxess gehen – aber was war der Grund dafür? Quelle: dpa

Köln/Frankfurt Der Chemiekonzern Lanxess erwartet nach tiefroten Zahlen im vergangenen Jahr auch weiterhin schleppende Geschäfte. Wegen des scharfen Wettbewerbs und Überkapazitäten werde der Markt für synthetischen Kautschuk auch 2014 schwierig bleiben, teilte das Kölner Unternehmen am Donnerstag mit.

Lanxess ist der weltgrößte Hersteller von synthetischem Kautschuk für die Auto- und Reifenindustrie. Der Preisverfall auf den Kautschukmärkten und die Absatzkrise der Autobranche in vielen Ländern Europas setzten dem Dax-Konzern zuletzt schwer zu. Lanxess rechnet für das laufende Jahr daher nur mit einem leichten Anstieg seines bereinigten operativen Gewinns (Ebitda). Vorbörslich büßten die Aktien angesichts der trüben Aussichten zwei Prozent ein.

Der Konzern hatte sich vor kurzem von seinem langjährigen Vorstandschef Axel Heitmann getrennt. Nach Informationen der Wirtschaftswoche waren dafür nicht die wirtschaftlichen Probleme des Unternehmens, sondern ein Streit mit dem Aufsichtsrat über die Kosten der Sicherheitsvorkehrungen an seinem Privathaus in Hamburg ein Grund.

Wie aus Unterlagen hervorgeht, die der Wirtschaftswoche vorliegen, hatte Heitmann 2010 eine denkmalgeschützte alte Villa in Hamburg als neuen Familiensitz erworben und das Gebäude zum Schutz gegen Anschläge und Entführungen aufwendig sichern lassen. Die Kosten der Maßnahmen, die mit dem Werksschutz und dem Landeskriminalamt abgesprochen waren, hätten sich auf über 800.000 Euro summiert. Einen Teil davon habe Heitmann aus eigener Tasche gezahlt. Fast 600.000 Euro aber habe er Lanxess in Rechnung gestellt – als so genannte „dienstliche Fürsorgeaufwendung“.

Wegen der besonderen „Funktionsgefährdung“ von Heitmann als Spitzenmanager eines Dax-Unternehmens sei Jahre zuvor auch das Haus der Familie in Mülheim an der Ruhr auf Kosten des Konzerns gesichert worden. Die Kosten der Sicherungsmaßnahmen in Hamburg ließen die Auseinandersetzungen zwischen Heitmann und dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Rolf Stomberg, eskalieren, berichtet die Wirtschaftswoche weiter.

Erst sei auf Initiative Stombergs eine Vereinbarung über die Auflösung des Vertrags mit Heitmann getroffen worden, der eine Abfindung von sechs Millionen Euro vorgesehen habe. Wenige Wochen später habe Lanxess seinen ehemaligen Vorstandschef aufgefordert, auf die Abfindung zu verzichten – andernfalls werde man den Vertrag nachträglich fristlos kündigen und die Sache öffentlich machen. Um eine Rufschädigung zu vermeiden, habe Heitmann am 26. Januar der nachträglichen Änderung des Aufhebungsvertrags zugestimmt.


Streit geht weiter

Beigelegt sei der Streit zwischen dem Kölner Unternehmen und seinem früheren Vorstandschef damit allerdings noch nicht. Heitmanns Anwälte sowohl hätten keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten erkennen können und wollen nun prüfen, ob er zur Änderung des Aufhebungsvertrag und zum Verzicht auf die Abfindung genötigt wurde – und gegebenenfalls Klage gegen Lanxess erheben.

Der offizielle Grund für Heitmanns Demission war allerdings wirtschaftlicher Art: Ihm war es nicht gelungen, die starke Abhängigkeit des Konzerns vom Geschäft mit der Auto- und Reifenbranche zu reduzieren. Lanxess erwirtschaftet zuletzt rund 40 Prozent seines Umsatzes mit diesem Geschäft. Heitmanns Nachfolger Matthias Zachert, der zum 1. April das Ruder übernimmt, will das Unternehmen neu ausrichten. Er kennt Lanxess gut: Von 2004 bis 2011 war er bereits Finanzvorstand des Chemiekonzerns, danach wechselte er in der gleichen Position zum Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck.

Für das erste Quartal stellte Lanxess einen bereinigten operativen Gewinn von rund 200 Millionen Euro in Aussicht nach 174 Millionen Euro vor Jahresfrist. Dabei rechnet der Konzern mit Belastungen infolge eines Streiks in einem belgischen Kautschukwerk. Lanxess kann dort wegen des Ausstands seit drei Wochen kein Butylkautschuk produzieren.

Die Kölner hatten wegen des trüben Geschäftsumfelds im vergangenen Jahr ein umfassendes Sparprogramm eingeleitet. Bis Ende 2015 sollen weltweit 1000 der zuletzt mehr als 17.500 Stellen abgebaut werden - 300 davon in Deutschland. Ab 2015 will der Konzern damit jährlich rund 100 Millionen Euro einsparen. Laut Lanxess haben bereits weltweit 730 Beschäftigte zugestimmt, bis 2015 über Vorruhestandsregelungen oder Abfindungen den Konzern zu verlassen. Das kostete Lanxess 2013 etwa 110 Millionen Euro. Die Gesamtkosten des Sanierungsprogramms sollen bei 150 Millionen Euro liegen.

Im vergangenen Jahr drückten Abschreibungen auf schlecht ausgelastete Anlagen und Kosten für das laufende Sparprogramm Lanxess in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 159 Millionen Euro - 2012 erzielte Lanxess noch 508 Millionen Euro Gewinn. Auch die Aktionäre bekommen die schwachen Geschäfte empfindlich zu spüren: Ihnen kürzte das Management die Dividende um die Hälfte auf 50 Cent je Aktie. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) brach 2013 um 40 Prozent auf 735 Millionen Euro ein. Das Chemieunternehmen setzte im vergangenen Jahr 8,3 Milliarden Euro um - neun Prozent weniger als noch 2012.

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