Stada-Hauptversammlung Abend wehrt sich gegen die Attacken

Der Showdown bei Stada hat begonnen. Der unter Druck stehende Aufsichtsratschef Martin Abend warnt die Aktionäre vor den Plänen von Großinvestor AOC. Er zweifelt auch die Unabhängigkeit der AOC-Kandidaten an.

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Der Aufsichtsratschef steht stark unter Druck. Quelle: dpa

Frankfurt Äußerlich lässt sich Martin Abend kaum etwas anmerken. Es sind Nuancen, die verraten, wie sehr der Stada-Aufsichtsratschef unter Druck steht. Anders als bei bisherigen Hauptversammlungen hob er sich am Freitag den Dank für die Mitarbeiter nicht für die Schlussworte auf. Er erledigte dies bereits in seiner Begrüßungsrede – für den Fall, dass er nachher seinen Job los ist.

Der Arzneimittelhersteller sieht sich starker Kritik institutioneller Anleger ausgesetzt, die mit den Geschäftszahlen nicht zufrieden sind. Der Großaktionär AOC hat deswegen die Abberufung des kompletten Aufsichtsrats verlangt, über den bei der Versammlung später abgestimmt werden sollte.

Abend gab zudem gleich zu Beginn der Hauptversammlung in Frankfurt die Leitung an die Notarin Karin Arnold ab. eine externe Rechtsanwältin ab. Ziel sei es, dem Verdacht der Befangenheit entgegen zu treten.

Abend zeichnete ein düsteres Bild für den Fall, dass sich die Angreifer durchsetzen: „Im Aufsichtsrat wären keine Pharmazeuten mehr". Auch schicke AOC weder Kandidaten mit Erfahrungen in einem börsennotierten Unternehmen noch einen ausgewiesenen Finanzexperten ins Rennen. „Käme es zu einem kompletten Austauschs des Aufsichtsrates, bedeutet das: vollständiger Verzicht auf Kontinuität.“ Abend zweifelte auch die Unabhängigkeit der AOC-Kandidaten an. Drei von Ihnen hätten Verbindungen zum Stada-Konkurrenten Novartis, sagte er. Im Saal ertönten Buhrufe.

Um den Angreifer AOC zu diskreditieren, gab Abend den Aktionären einen Einblick in die mitunter rabiaten Methoden des aktiven Investors. AOC-Gründer Klaus Röhrig habe sich unter falschem Vorwand ein Termin bei einem Aufsichtsratsmitglied verschafft. Hinter seinem Rücken sollte dabei der Umsturz des Gremiums besprochen werden. Kandidaten der Stada-Verwaltung für den Aufsichtsrat sollen mit Berater-Verträgen gelockt worden sein.

Stada-Chef Matthias Wiedenfels schlug selbstkritische Töne an: In der Vergangenheit sei der Pharma-Konzern oft nicht transparent und zu unbeweglich gewesen, sagte er zu den Aktionären. Auch die Kommunikation der Firmenziele sei nicht immer reibungslos verlaufen. „Das alles hat an der einen oder anderen Stelle Wachstum, Profitabilität und vielleicht auch Glaubwürdigkeit gekostet“, so Wiedenfels.

Im Fokus der Hauptversammlung steht die zukünftige Zusammensetzung des Aufsichtsrates. Der amtierende Chef, Martin Abend, hat vier neue Köpfe für das Gremium nominiert, darunter die Marketing-Chefin von Opel, Tina Müller. Der Aktionär Active Ownership Capital (AOC) hält mit sechs neuen Kandidaten für die gesamte Kapitalseite des Aufsichtsrates dagegen. Sie alle stellen sich den Aktionären vor und werben für sich.

Hans Helmut Fabry, von AOC ins Rennen geschickt, konnte sich kleine Sticheleien gegen Stada nicht verkneifen. Fabry war bereits Vorstand beim Pharma-Konzern Novartis und Chef des Stada-Konkurrenten Hexal aus Holzkirchen. Zur Entwicklung auf dem Pharma-Markt sagte er, diese seien wohl in Holzkirchen zuletzt positiver aufgenommen worden, als in Bad Vilbel, dem Stammsitz von Stada.

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