Düsseldorf Der Essener Stromproduzent RWE erlebt bei einem Milliarden teuren Kraftwerksprojekt ein Debakel. Nach zahlreichen Pannen und jahrelangen Verzögerungen hat der Energiekonzern die Fertigstellung des Steinkohlekraftwerks in Hamm jetzt auf unbestimmte Zeit verschoben, berichtet das Handelsblatt (Nachmittagsausgabe der Digitalzeitung). Die Investitionskosten haben sich schon jetzt von zwei Milliarden Euro auf mindestens 2,4 Milliarden Euro erhöht und könnten auf drei Milliarden Euro klettern, wie es in Kreisen der beteiligten Unternehmen heißt.
RWE hatte den Bau von zwei Kraftwerksblöcken mit einer Leistung von jeweils 800 Megawatt, die zusammen rund drei Millionen Haushalte mit Strom versorgen sollten, im August 2008 begonnen und wollte die Anlage 2012 in Betrieb nehmen. Nach diversen Pannen ist jetzt zwar endlich der erste Block am Netz, wann und ob der zweite Block in Betrieb geht, ist allerdings ungewiss. RWE informierte mittlerweile die Partner bei dem Projekt, 23 Stadtwerke, darüber, dass der zuletzt genannte Termin im Sommer 2015 nicht zu halten sei. Ein neuer Termin wurde nicht genannt. Kraftwerksbauer Alstom habe sein Sanierungskonzept zurückgezogen, hieß es.
RWE nach 2,5 Jahren Energiewende
RWE konnte den Umsatz zwischen 2010 und 2012 bei 52 bzw. 53,2 Milliarden Euro stabil halten. Nach den ersten neuen Monaten 2013 liegt der Umsatz mit 39,9 Milliarden Euro bei vier Prozent über dem Vorjahreswert.
Der Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen (Ebitda) fiel von 10,3 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 9,3 Milliarden Euro im Jahr 2012. Im Jahr der Fukushima-Katastrophe (2011) lag er bei 8,5 Milliarden Euro. Nach den ersten drei Quartalen 2013 liegt das Ebitda mit 6,7 Milliarden Euro auf dem Vorjahreswert. Für das Gesamtjahr 2013 rechnet RWE mit einem Ebitda von etwa 9 Milliarden Euro.
Der Konzernüberschuss fiel beträchtlich von 7,7 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 5,8 Milliarden Euro im Jahr 2011. 2012 gelang es RWE sein betriebliches Ergebnis (= Konzernüberschuss) wieder auf 6,4 Milliarden Euro zu verbessern. Nach den ersten drei Quartalen 2013 ist der Konzernüberschuss mit 4,6 Milliarden Euro annährend stabil geblieben. Zum Halbjahr lag es noch 12 Prozent über dem Vergleichszeitraum 2012. Für das Gesamtjahr 2013 rechnet RWE mit einem Überschuss von etwa 5,9 Milliarden Euro und einem nachhaltige Nettoergebnis von etwa 2,4 Milliarden.
Für das Geschäftsjahr 2014 geht RWE von einem Ebitda von 7,6 bis 8,1 Milliarden Euro aus. Das betriebliche Ergebnis (Konzernüberschuss) soll zwischen 4,5 und 4,9 Milliarden Euro betragen. Das nachhaltige Nettoergebnis soll zwischen 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro liegen .
Mit Alstom streitet RWE über Schadensersatz für die verspätete Inbetriebnahme. Auch die kommunalen Partner fordern eine Entschädigung. „Wir sind mit RWE im Gespräch, wie wir mit der Situation umgehen“, sagte Peter Blatzheim, der Geschäftsführer der Stadtwerke Troisdorf und einer der Sprecher der kommunalen Gesellschafter, dem Handelsblatt.