Unrühmliche Schlusslichter sind diese drei afrikanischen Länder: In Ägypten halten 100 Prozent, in Nigeria 88 Prozent und in Kenia 87 Prozent der jeweiligen Top-Führungskräfte Korruption für üblich.
Dennoch betont Heißner: „Das Problem der Korruption ist auch in deutschen Unternehmen noch lange nicht vom Tisch“.
70 Prozent der Manager fürchten Hacker, Geschäftspartner und fremde Staaten
Dagegen sehen gerade die deutschen Manager – konkret 70 Prozent – Computer- und Internetkriminalität (Cyberkriminalität) als Bedrohung an. Zum Vergleich: Das ist viel mehr als der weltweite Durchschnitt mit 49 Prozent. Woher kommen die Bedrohungen? In erster Linie Hacker und Geschäftspartner, sagen 42 Prozent der Manager. Aber auch fremde Staaten nehmen 24 Prozent der befragten Entscheider als potenzielle Angreifer im Internet wahr. Sie unterschätzen dagegen die Gefahren, die von Organisiertem Verbrechen ausgehen, ist die Heissners Erfahrung.
Die Probleme der anderen trotz besonderer Gefährdung
„Wenn es um ihre eigene Sicherheit geht, sind die Unternehmen leider oft blauäugig und wiegen sich in falscher Sicherheit. Sie sehen Wirtschafts- und Cyberkriminalität zu oft als ‚Problem der Anderen‘“ an, so der Kriminologe Heissner. Dabei seien gerade deutsche Unternehmen überdurchschnittlich stark gefährdet: „Deutsche Betriebe sind attraktive Angriffsziele für Cyberkriminelle: Es gibt überdurchschnittlich viele mittelgroße Unternehmen, die über herausragendes Know-how verfügen und auf ihrem Gebiet eine weltweit führend Rolle spielen – und sich dennoch nur unzureichend vor Datenklau schützen“.
Hohe Aufdeckungsquote
Wie ernst die Unternehmen das Thema Korruptionsbekämpfung inzwischen nehmen, zeigt auch die Aufdeckungsquote. “In Deutschland werden besonders viele Delikte aufgedeckt”, sagt Stefan Heißner. Er bescheinigt den Unternehmen “intensive Anstrengungen um Korruption im eigenen Haus zu verhindern und eventuelle Vorkommnisse tatsächlich aufzuklären”. Denn ihr “Bewusstsein für die Gefahren, die von Korruption für die Unternehmen selbst ausgehen, ist in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen”, beobachtet der Kriminologe. Viele Unternehmen hätten Risikoanalysen zur Korruption durchführen lassen und entsprechende Prozesse und Vorgaben entschlossen angepackt. Das Ergebnis: In jedem vierten deutschen Unternehmen (26 Prozent) wurde in den vergangenen zwei Jahren mindestens ein größerer Betrugsfall aufgedeckt. “Nur in den Korruptionshochburgen Ägypten, Nigeria, Namibia und Kenia liegt der Anteil noch höher”, so Heissner.
Immerhin haben 96 Prozent der deutschen – und 82 Prozent der globalen – Manager zu Protokoll gegeben, dass es in ihrem Unternehmen Anti-Korruptionsrichtlinien gibt. 76 Prozent – global: 73 Prozent – haben auch konkrete Strafen für Verstöße gegen diese Richtlinien festgeschrieben. Die sind aber nicht überall ernst gemeint: International tun das nur 35 Prozent der befragten Manager – anders als die Deutschen, wo 48 Prozent der Befragten diese Strafen auch schon verhängt haben.