Wirtschaftskrise in Russland Autobauer fürchten neuen Absatzeinbruch

Russlands Autobranche brummt schon lange nicht mehr. Der einstige Hoffnungsmarkt ist wegen der Wirtschaftskrise weit davon entfernt, Europas größter Umschlagplatz für Autos zu werden. Gibt es Licht am Ende des Tunnels?

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Ursprünglich galt Russland als Hoffnungsmarkt für europäische Autobauer. Nach der Ukraine-Krise und den Sanktionen durch den Westen jedoch krankt die Wirtschaft – auch wegen des billigen Öls. Quelle: ap

Moskau Nach einem katastrophalen Jahr fürchten die Autobauer auf dem russischen Markt für 2016 eine Fortsetzung der Talfahrt. Wegen der andauernden Wirtschaftskrise in Russland würden in diesem Jahr voraussichtlich nur 1,5 Millionen Neuwagen verkauft werden, sagte der Autoexperte Jörg Schreiber von der Vereinigung Europäischer Unternehmen (AEB) am Donnerstag in Moskau. Das entspräche einem neuerlichen Rückgang um knapp fünf Prozent im Vergleich zu 2015.

„Wir erwarten, dass dieses Jahr weniger turbulent wird als 2015“, betonte er jedoch. AEB-Chef Frank Schauff wies darauf hin, dass es für ein Ende der Krise zunächst keine konkreten Anzeichen gebe.

Das alte Jahr ging für die Hersteller mit dem stärksten Einbruch seit Beginn der Absatzkrise 2013 zu Ende. Mit rund 1,6 Millionen Fahrzeugen wurden fast 36 Prozent weniger Autos verkauft als 2014.

Besonders bitter fällt die Dezember-Bilanz aus: Zwar gelang den Herstellern zum Abschluss mit knapp 150.000 verkauften Autos das beste Ergebnis des Jahres. Dennoch mussten sie damit Absatzeinbußen von fast 46 Prozent im Vergleich zum Dezember 2014 schlucken.

Der einstige Hoffnungsmarkt Russland rutschte damit europaweit auf Platz vier hinter Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Stark betroffen vom Absatzrückgang sind auch deutsche Marken wie VW (minus 39 Prozent) und BMW (minus 23 Prozent).

Noch im Rekordjahr 2012 – als fast drei Millionen Fahrzeuge verkauft wurden – erwarteten die Hersteller, dass der größte Flächenstaat der Erde bald auch der stärkste Automarkt Europas werden würde. „Russland wird das irgendwann auch sein“, meinte Schreiber nach drei Jahren Absatzkrise dazu. „Wann das sein wird, spielt keine Rolle.“

Hauptgründe für den scharfen Einbruch seien die tiefe Rezession und der immer weiter fallende Ölpreis, der sowohl den Staatshaushalt der Rohstoffmacht beeinflusst als auch eine starke Abwertung der Landeswährung Rubel zum US-Dollar und zum Euro ausgelöst hat. Diese Krise habe dazu geführt, dass das reale Einkommen der Russen spürbar gesunken sei, erklärte Schreiber. „Das Auto wird mehr und mehr zu einem Luxusgut in Russland“, sagte Schreiber.

Ob es 2016 tatsächlich bei den erwarteten fünf Prozent weniger verkauften Autos bleibt, hängt vor allem davon ab, wie sich die Wirtschaftslage entwickelt. „Es bleibt ungewiss, wann sich der Markt endlich wieder stabilisiert und zu dringend benötigtem Wachstum zurückkehrt“, betonte Schreiber.

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