Deutsche Telekom Das Wachstum hat Höttges teuer erkauft

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom (r) und Thomas Dannenfeldt, Vorstand Finanzen, bei der Bilanzpressekonferenz. Quelle: dpa

Mit steigenden Umsätzen hält das Telekom-Duo Höttges/Dannenfeldt die Konkurrenz in Schach. Doch nach dem Ausstieg von Finanzvorstand Dannenfeldt könnten die Schulden noch schneller steigen.

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Tim und Tom galten als unzertrennlich bei der Deutschen Telekom. Der eine – Vorstandschef Tim Höttges – ist der Showman, der die große Bühne liebt. Der andere - Finanzchef Thomas Dannenfeldt - hält lieber im Hintergrund den Laden zusammen und arbeitet an der Performance der Geschäftszahlen. So kletterten die beiden in den vergangenen 18 Jahren in unterschiedlichsten Funktionen gemeinsam die Karriereleiter bei der Telekom nach oben.

In den nächsten Monaten findet die Ära dieses Tandems ein jähes Ende. Dannenfeldt kündigte jetzt offiziell an, was einige Vertraute schon länger ahnten: Der Finanzvorstand lässt seinen am 31. Dezember 2018 endenden Vertrag auslaufen. "Aus privaten Gründen", heißt es offiziell. Tim Höttges macht also alleine weiter und hat seine Vorstandsmannschaft für seine zweite bis 2024 laufende Amtszeit auf fast allen Positionen neu besetzt.

Die gemeinsame Bilanz von Tim und Tom kann sich durchaus sehen lassen, wie die am Donnerstagmorgen vorgestellten Telekom-Geschäftszahlen für das Jahr 2017 zeigen. Fast alle wichtigen Kennzahlen weisen bessere Werte als in den Vorjahren aus - und das liegt nicht nur an der Aufholjagd von T-Mobile in den USA.

Vor allem in Deutschland hielten Tim und Tom die Konkurrenz in Schach. Im Mobilfunk legte Vodafone - wie Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter kürzlich frohlockte - „das wachstumsstärkste Quartal der letzten fünf Jahre“ vor. Doch ein Vergleich der Service-Umsätze zeigt, dass die Telekom mit einem Plus von 1,7 Prozent wieder einen Tick besser ist als der Erzrivale in Düsseldorf. Die Nummer Drei auf dem deutschen Mobilfunkmarkt, der spanische Konzern Telefónica, kommt nach der Fusion mit E-Plus nicht so recht in Tritt und muss im Kerngeschäft Mobilfunk sogar ein Umsatzminus von 1,3 Prozent melden. „Ohne uns geht in Deutschland gar nichts“, sagte Höttges auf der Bilanzpressekonferenz.

Das Wachstum hat Höttges jedoch teuer erkauft. Denn mehr als sein Vorgänger René Obermann reizt der Konzernchef die Verschuldung des Konzerns bis an die Belastungsgrenze aus. Der scheidende Finanzchef Dannenfeldt frotzelte bei internen Versammlungen schon, dass Höttges als Schulden-Weltmeister in die Geschichte der Telekom eingehen könnte. Im laufenden Geschäftsjahr will die Telekom ihre Investitionen noch einmal auf 12,5 Milliarden Euro erhöhen. 5,7 Milliarden Euro sollen dabei nach Deutschland fließen.

Dabei hat der Konzern mit dem Bau der neuen 5G-Mobilfunknetze und dem Verbuddeln von Glasfaserleitungen bis ins Haus (FTTH) noch nicht mal begonnen. Ab 2019/2020 müsste also das Budget für Investitionen nochmal aufgestockt werden, damit die Telekom den Sprung ins Gigabit-Zeitalter im Fest- und Mobilfunknetz tatsächlich schafft. „Unser Technologiemix wird sich zunehmend Richtung FTTH verschieben“, kündigte der neue Deutschland-Chef Dirk Wössner auf der Bilanz-Pressekonferenz an. Der aktuelle Schuldenstand in Höhe von rund 51 Milliarden Euro könnte also in den nächsten Jahren weiter steigen.

Die Wachstumsoffensive täuscht aber über einige Problemzonen hinweg. Die Großkundensparte T-Systems steckt tief in der Krise und fällt weit hinten den Vorgaben zurück. Im Wachstumsmarkt Cloud Computing schaffte die Telekom 2017 nur ein Plus von zwölf Prozent - weit weniger als einige Konkurrenten.

Und auch im Privatkundengeschäft läuft nicht alles rund. Im wichtigen Weihnachtsgeschäft konnte die Telekom in Deutschland nur 50.000 TV-Kunden für ihr Vorzeigeprodukt Entertain gewinnen - weit weniger als die Mittelfristplanung für das Jahr 2018 vorsah. An der Börse wächst die Furcht, dass die Telekom angesichts unverändert scharfer Regulierungsvorgaben die Milliardeninvestitionen nicht zurück verdienen könnte.

Es gibt noch einiges für die neue Vorstandsmannschaft zu tun. Höttges freut sich jedenfalls über die Verlängerung seines Vertrages um weitere fünf Jahre :„Ich komme gerade erst richtig in Form.“

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