Und doch sieht die Musikindustrie in dem Mann mit den stahlblauen Augen keinen der ihren. Für sie ist ReDigi das neue Pirate Bay, jene schwedische Titel-Tausch-Plattform, die mittlerweile zum Synonym für Musikpiraterie wurde.
Dabei hat Ossenmacher, um Missbrauch auszuschließen, selbst eine gigantische Überwachungsmaschine für den Handel in der Digitalgüterwirtschaft entwickelt. Wer bei ReDigi Musikstücke versilbern will, muss sich eine Software installieren, die die gesamte Mediensammlung scannt und prüft, ob die Dateien von einer CD, aus Apples iTunes-Laden oder einer illegalen Tauschbörse stammen.
ReDigi könne die Herkunft von Musikstücken fast zweifelsfrei identifizieren, versichert Ossenmacher. Und so könnten auf seiner Plattform nur Titel verkauft werden, die zuvor legal erworben wurden. Zudem verschiebt das System die entsprechenden MP3-Dateien komplett auf die eigenen Server und toleriert keine Kopien.
ReDigi plant Ausdehnung nach Europa
Wer etwa nach dem Verkauf des Lady-Gaga-Stücks an seinen Rechner einen iPod anschließt, auf dem sich der verkaufte Hit noch einmal befindet, bekommt von ReDigi die Aufforderung, die Datei zu löschen. Nach drei Vorfällen dieser Art wird das Nutzerkonto gesperrt, bis die entsprechenden Duplikate entfernt sind.
Die Streaming-Anbieter im Internet
Typ: Radio-Streaming
Gestartet: 2008
Sitz: Berlin
Musikangebot: kein lineares Streaming
Besonderes: Auswahl von Stationen für Musikgattungen und Stimmungen, kostenloses Angebot mit Werbung und Abo-Modell
Typ:On-Demand-Streaming
Gestartet: 2007
Sitz: Paris
Musikangebot: 35 Millionen Titel
Typ: Radio-Streaming
Gestartet: 2002
Sitz: London
Musikangebot: kein lineares Streaming
Besonderes: Spielt nach Angabe von Lieblingsgruppen Musik von ähnlicher Richtung
Typ: Radio-Streaming
Gestartet: 2000
Sitz: Oakland, Kalifornien
Musikangebot: Spielt nach Vorgaben der Nutzer Musik in ähnlicher Richtung, in Deutschland nicht verfügbar
Typ: On-Demand-Streaming
Gestartet: 2005
Sitz: Berkeley, Kalifornien
Musikangebot: 16 Millionen Titel. In Deutschland nicht verfügbar
Typ: On-Demand-Streaming
Gestartet: 1999 als Tauschplattform, seit 2005 als kommerzieller On-Demand-Service
Sitz: Los Angeles
Musikangebot: 25 Millionen Titel
Typ: On-Demand-Streaming
Gestartet: 2011
Sitz: London
Musikangebot: mehr als 22 Millionen Titel
Typ: On-Demand-Streaming
Gestartet: 2010
Sitz: San Francisco
Musikangebot: mehr als 30 Millionen Titel
Typ: On-Demand-Streaming
Gestartet: 2009
Sitz: Köln
Musikangebot: mehr als 25 Millionen Titel
Typ: On-Demand-Streaming
Gestartet: 2008
Sitz: Stockholm
Musikangebot: über 20 Millionen Titel
Derzeit bietet die Firma mit Sitz in der US-Universitätsstadt Cambridge ihren Dienst nur amerikanischen Kunden an. "Wir wollen aber Mitte nächsten Jahres nach Europa kommen", sagt Ossenmacher. Vor allem in Deutschland würde er gern aktiv werden, schließlich stammen seine Großeltern aus dem Rheinland. Derzeit analysieren Juristen die europäische Rechtslage, denn schon in den USA hat Ossenmacher Ärger. Gleich nach dem Start vor gut einem Jahr beschwerte sich der US-Musikverband RIAA, und das Musiklabel Emi hat über die US-Tochter Capitol Records eine Klage gegen ReDigi eingereicht. Für jeden eigenen Song auf der Plattform verlangt das Label 150 000 Dollar. Eine einstweilige Verfügung wies das Gericht im Frühjahr zurück. Am 5. Oktober nun beginnt der Prozess.
"Richtig coolen, fantastischen Kopierschutz"
Die Plattenfirmen fürchten eine neue Plattform, auf der illegal heruntergeladene Songs zu Geld gemacht werden können. Genau das will Ossenmacher verhindern, der wie ein Hardliner der Musikindustrie klingt, wenn er von seiner Technik schwärmt: "Wir machen einen großartigen, richtig coolen, fantastischen Kopierschutz."
Er glaubt nicht, dass es seinen Gegnern wirklich um Raubkopien geht. Schließlich hätten einige Musiklabels auch schon angefragt, ob sie die patentierte Verifikationstechnik lizenzieren können. An der hat sein Team um den Informatikprofessor Larry Rudolph vom renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) zwei Jahre getüftelt.