Hacker setzen Sony zu Filmpremiere wegen Cyberattacke abgesagt

Eine Cyber-Attacke macht Sony schwer zu schaffen. Wegen weiteren Drohungen der Kriminellen hat der Konzern nun eine Filmpremiere abgesagt. Das FBI verdächtigt unter anderem die Regierung Nordkoreas.

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Ein Filmplakat der Komödie „The Interview“: Sie handelt von einem CIA-Komplott gegen Nordkorea. Quelle: Reuters

Boston Die Folgen der schweren Cyberattacke auf das Hollywood-Studio von Sony werden immer gravierender. Nach Drohungen von Hackern sagte Sony Pictures die für Donnerstag angesetzte Premiere des Films „The Interview“ in New York ab. Die Hackergruppe, die Ende November das Computersystem angegriffen und erheblichen Schaden angerichtet hatte, warnte davor, sich die Komödie um ein CIA-Komplott gegen Nordkorea im Kino anzusehen. „Wir empfehlen Ihnen, sich zu dieser Zeit von diesen Orten fernzuhalten“, schrieben die Hacker und erinnerten an die Anschläge vom 11. September 2001. „Wenn Sie in der Nähe wohnen, sollten Sie diese Häuser besser verlassen“. Sony wollte sich nicht zu der Drohung äußern.

Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte, dass der Kinobetreiber Carmike Cinemas Sony darüber informiert habe, den Film nicht zu zeigen. Carmike betreibt 278 Filmtheater in 41 US-Staaten. Zuvor hatte es von Insidern geheißen, Sony Pictures plane weiterhin, den Film zu veröffentlichen, überlasse es aber den einzelnen Kinos die Entscheidung, ob sie den Streifen zeigen wollten. Ein Vertreter des US-Heimatschutzministeriums sagte, dass die Ermittlungen bislang keine glaubhaften Hinweise auf eine Bedrohung gebracht hätten.

In den USA halten sich hartnäckig Vermutungen, dass Nordkorea hinter dem Hackerangriff stecken könnte. Denn in der Komödie „The Interview“, die ab 25. Dezember landesweit in die US-Kinos kommen soll, geht es um fiktive CIA-Pläne zur Ermordung von Staatschef Kim Jong Un. Die Regierung in Pjöngjang hatte den Film bereits als „Kriegshandlung“ verurteilt. Auch die Ermittler unter Führung der Bundespolizei FBI ziehen Sicherheitskreisen zufolge neben anderen Verdächtigen auch Nordkorea als Drahtzieher in Betracht.

Durch den Hackerangriff waren etliche interne Daten an die Öffentlichkeit gekommen, etwa ein neues James-Bond-Drehbuch, Kopien noch unveröffentlichter Filme sowie Gehaltslisten und Sozialversicherungsnummern von Angestellten. Viele Computer wurden lahmgelegt. Bei dem Computer-Virus soll es sich Experten zufolge um eine besonders aggressive Schadsoftware handeln, die Festplatten zerstören kann.

Laut Emails, die an die Öffentlichkeit gelangten, soll zudem das kanadische Medienunternehmen Lions Gate Entertainment im Sommer an Sony herangetreten sein, um die Möglichkeit einer Fusion auszuloten. Sony soll demnach einen Zusammenschluss abgelehnt haben. Lions Gate produziert unter anderem die Kino-Reihe „Tribute von Panem“ und die erfolgreiche Serie „Mad Men“.

Sony war erst 2011 Opfer eines massiven Hacker-Angriffes. Damals wurden Daten von Millionen-Nutzern des Netzwerks rund um die Spielekonsole Playstation des japanischen Konzerns gestohlen.

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