Hauptversammlung von Rocket Internet Wann zünden die Samwer-Raketen?

Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer lotet für seine beiden wichtigsten Beteiligungen Delivery Hero und Hellofresh Börsengänge aus. Gelingt es ihm, die Kandidaten aufs Parkett zu bugsieren, wäre das ein Befreiungsschlag.

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Rocket Internet kann für seine Top-Firmen bessere Zahlen vermelden. Quelle: REUTERS

Als Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer im vergangenen Jahr vor seine Aktionäre trat, bat er vor allem um eines: Geduld. „Wir hätten kein Zalando mit 50 Millionen Umsatz und Profitabilität nach zwei Jahren bauen können“, sagte Samwer damals den Anteilseignern des Unternehmens. Im Klartext: Um die Beteiligungen der Berliner Start-up-Schmiede erfolgreich zu machen, bedarf es Zeit.

Ein Jahr ist seither vergangen und am Freitag muss Samwer seinen Aktionären im Berliner Rocket Tower erneut Rede und Antwort stehen. Zu erklären gibt es einiges: Der Kurs der Rocket-Aktie legte in den vergangenen Monaten eine nervenstrapazierende Berg- und Talfahrt hin. Nachdem die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik Ende Februar ihren Anteil deutlich reduzierte, erreichte die Aktie zunächst neue Tiefstände, Zweifel am Geschäftsmodell der Berliner tauchten auf.

Inzwischen hat sich das Papier zwar wieder berappelt und liegt nun in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Doch noch immer steht der Beweis aus, dass Rocket Internet wirklich  in der Lage ist, Start-ups hochzuziehen und zu Milliarden-Werten an der Börse zu versilbern. Doch jetzt – so deutete sich in den vergangenen Wochen an – will Samwer endlich den Befreiungsschlag wagen. Sowohl für den Kochboxversender Hellofresh als auch für  den Onlinelieferdienst Delivery Hero würden Börsengänge ausgelotet, heißt es in Finanzkreisen.

Am weitesten scheinen dabei die Pläne von Delivery Hero gereift: Das Berliner Start-up mit Marken wie Lieferheld, Foodora und Pizza.de wurde nach Informationen der WirtschaftsWoche am 29. Mai von einer GmbH in eine Aktiengesellschaft umfirmiert. Der Schritt ist Voraussetzung für einen Börsengang, der laut Finanzkreisen für Juli erwartet wird. „Die Umwandlung in eine AG war schon länger geplant, um der Größe des Unternehmens gerecht zu werden“, bestätigte ein Sprecher. Gründer Niklas Östberg und Finanzchef Emmanuel Thomassin wurden von den Anteilseignern, darunter die Holding Rocket Internet, zu den ersten Vorständen der Gesellschaft bestimmt. Beim Börsengang dürfte Delivery Hero laut Finanzkreisen mit gut 3,5 Milliarden Euro bewertet werden.

Im Herbst könnte dann Hellofresh auf das Börsenparkett folgen. Der Lebensmitteldienst habe jüngst die Investmentbanken Morgan Stanley, JPMorgan und Deutsche Bank mandatiert, um die Emission zu begleiten, sagten mehrere mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur „Reuters“.

Für Hellofresh wäre es der zweite Anlauf, der erste war vor knapp zwei Jahren im Sande verlaufen, nachdem Investoren die damals angepeilte Bewertung von 2,6 Milliarden Euro für das Startup-Unternehmen für zu hoch hielten. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde im Dezember wurde Hellofresh noch mit zwei Milliarden Euro bewertet. Hellofresh liefert keine Mahlzeiten aus Restaurants, sondern Lebensmittel nach Hause, mit denen sich nach Rezept Menüs zusammenstellen und kochen lassen. Der börsennotierte Startup-Investor Rocket Internet hält 53 Prozent an Hellofresh - eines von wenigen Unternehmen, an denen er mit Mehrheit beteiligt ist.

Die wichtigsten Beteiligungen im Rocket-Imperium und ihre letzten Bewertungen

Zuletzt brach Hellofresh sogar mit der Tradition, dass schnelles Wachstum mit ebenso schnellen Verlusten einhergeht. Während die Erlöse um fast die Hälfte auf 205 Millionen Euro hochsprangen, stieg das operative Minus nur von 27,3 auf 29,6 Millionen Euro. Auch insgesamt hat Rocket im vergangenen Quartal die Verlust seiner Beteiligungen gesenkt.

Die wichtigsten Unternehmen aus dem Beteiligungs-Portfolio legten im Jahresvergleich um 28 Prozent auf 617 Millionen Euro zu. Unterdessen seien die bereinigten Verluste vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 20 Millionen Euro reduziert worden. „Wir sind davon überzeugt, dass unsere ausgewählten Unternehmen in diesem Jahr weitere Fortschritte auf dem Weg in Richtung Profitabilität verzeichnen“, sagt Vorstandschef Samwer dazu. Aus Sicht seiner Anleger dürfte das wohl auch höchste Zeit sein.

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