Samsung übernimmt Harman Vom Audio zum vernetzten Auto

Die Marken Harman/Kardon, AKG, JBL oder Bang & Olufsen kennen viele, aber kaum jemand weiß: Das US-Unternehmen entwickelte sich zum Schlüsselanbieter von Autosoftware. Samsung legt acht Milliarden Dollar auf den Tisch.

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Harman bietet neben Musikanlagen Software für Navigation, Sicherheit, Infotainment und Analyse an. Quelle: dpa

New York/Düsseldorf Die Pläne von Dinesh Paliwal waren schon immer ehrgeizig. Aus Harman, dem Hersteller von Audiosystemen, wollte er eine Softwareschmiede für Autos machen. Harman/Kardon, AKG, JBL oder Bang & Olufsen sind bekannte Marken für Musikanlagen. Für den Vorstandschef von Harman sind sie eine Art Türöffner in ein neues Geschäftsfeld: Das Auto als Computer. „Wir sind im Hardware-Geschäft, um unsere Software-Lösungen verkaufen zu können“, sagte der Vorstandschef von Harman vor wenigen Wochen.

Die Strategie von Paliwal zahlte sich jetzt aus. Samsung übernimmt für acht Milliarden Dollar den amerikanischen Autolieferanten. Es ist die erste größere Akquisition für den südkoreanischen Konzern seit 20 Jahren. Mit Harman steigt Samsung in eine völlig neue Branche ein. Harman bietet neben Musikanlagen Software für Navigation, Sicherheit, Infotainment und Analyse an.

Samsung folgt der Logik von Paliwal: Autos gleichen immer mehr rollenden Smartphones. Im Motor, Steuerung oder anderen Systemen steckt viel Software, Premium-Fahrzeuge haben so viel Codierung in sich stecken wie ein Kampfjet. „Autobezogene Produkte“ erwirtschaften zwei Drittel des Umsatzes von Harman, der im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September 6,9 Milliarden US-Dollar betrug. Laut Paliwal sollte sich der Umsatz in fünf Jahren verdoppeln.

Ob Waschmaschinen, Uhren oder Computer – Samsung hat sich das große Ziel gesetzt, die ganze Welt zu vernetzen. Das Auto soll in diesem Szenario künftig eine wichtige Rolle spielen. Die Übernahme verschaffe Samsung eine bedeutende Präsenz „im großen und schnell wachsenden Markt für vernetzte Technologien, besonders Autoelektronik“, erklärte der Konzern. Dieses Geschäft habe „strategische Priorität“. Harman sei die perfekte Ergänzung in Sachen Technologie, Produkte und Lösungen.

Die Übernahme passt zur Strategie von Samsung, den Alltag mit computergesteuerten Geräten zu vernetzen – Experten sprechen vom Internet der Dinge. Bis 2020 sollen alle Produkte des Konzerns über einen Internetanschluss verfügen, vom Kühlschrank mit Smartphone-App über intelligente Lampen bis zum sprachgesteuerten Fernseher. Als technische Grundlage nutzt der Konzern die Plattform Smartthings, die er 2014 für 200 Millionen US-Dollar übernommen hat.

Mit verschiedenen Akquisitionen wandelte sich Harman zum Software-Anbieter. Anfang des Jahres erwarb Harman TowerSec, einen israelischen Anbieter von Internetsicherheit in Autos. Im vergangenen Jahr erwarb es für rund eine Milliarde Dollar den amerikanischen Cloud-Anbieter Symphony Teleca und den israelischen Softwarehersteller Red Bend.

Letztere spezialisieren sich auf sogenannte „over-the-air-updates“: Mit der Software erneuert beispielsweise Tesla drahtlos seine Fahrzeuge. Für die Besitzer eine bequeme und fast magische Sache: Über Nacht beispielsweise erhielten 2015 bestimmte Model S von Tesla autonome Fahrsysteme. Andere Kunden von Red Bend sind Daimler und andere namhafte Hersteller.

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