Sky, Netflix, Amazon Die Deutschen zahlen gerne fürs Fernsehen

Die Deutschen sind doch bereit, Geld fürs TV auszugeben: Die Umsätze der Bezahlkanäle hierzulande klettern weiter kräftig. Fraglich ist nur, ob die Kunden gleich zwei Abos für die Fußball-Bundesliga abschließen.

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Exklusive, in Deutschland produzierte Filme und Serien stehen hoch im Kurs. Quelle: obs/Amazon.de/Stephan Rabold

München Am Rundfunkbeitrag kommt hierzulande niemand vorbei. Alle Klagen gegen die Zwangsgebühr für ARD und ZDF haben nichts genützt. Umso erstaunlicher ist es, dass die Deutschen auch freiwillig fürs Fernsehen zahlen - und zwar jedes Jahr mehr. Das beweisen die neuen Zahlen des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT). Demnach haben die Konsumenten vergangenes Jahr rund 2,7 Milliarden Euro fürs Bezahlfernsehen und das so genannte Video-on-Demand ausgegeben. Das entspricht einem Plus von knapp zehn Prozent im Vergleich zu 2015.

„Pay-TV ist eine außergewöhnliche Wachstumsstory“, sagte Frank Giersberg, Leiter Marktentwicklung im VPRT, an diesem Dienstag in München. In den vergangenen fünf Jahren sei der Umsatz der Branche um die Hälfte in die Höhe geschossen. Ein immer größeres Angebot fände ein steigendes Interesse der Kunden. So haben die Zuschauer laut VPRT inzwischen die Wahl unter 103 Bezahlkanälen. 7,6 Millionen Deutsche besitzen ein Abonnement bei den Anbietern.

Jahrelang war Sky Deutschland praktisch der einzige Anbieter im Bezahlfernsehen hierzulande. Heute ist das Angebot riesig, vor allem im Internet. Dabei nutzen die Menschen das Netz, um Filme oder Serien zu einer von ihnen gewünschten Zeit anzusehen. Oft sind es nicht Fernseher, sondern Smartphones und Tablets, auf denen die Videos laufen. Neben den TV-Stationen sind Telefonkonzerne wie die Telekom und Kabelnetzbetreiber in das Geschäft eingestiegen. Zudem treten Händler wie Amazon oder Medienhäuser wie Netflix aus Amerika an.

Sky hat jahrelang tief rote Zahlen geschrieben. Daher zweifelten viele Medienexperten daran, dass hierzulande ein Bezahlangebot überhaupt überleben kann. Doch die Skeptiker werden weniger. „Es ist inzwischen akzeptiert, für gute Inhalte zu zahlen“, unterstrich Hannes Heyelmann, Deutschland-Chef des amerikanischen Medienriesen Turner. Der Manager ist überzeugt, dass die Nutzer will selbst entscheiden möchten, wann und wie sie die Inhalten konsumieren. Und das gehe eben am besten übers Bezahlfernsehen.

So ist VPRT-Marktforscher Giersberg denn auch fest überzeugt, dass die Umsätze weiter steigen. Er sagt für das laufende Jahr ein Umsatzplus von zehn bis zwölf Prozent auf etwa drei Milliarden Euro voraus.
Allerdings ist das Geschäft angesichts des riesigen Angebots kein Selbstläufer. „Eigenproduktionen mit deutscher Handschrift sind ganz wichtig“, betonte Katharina Behrens, Deutschlandchefin des amerikanischen Medienkonzerns NBC Universal. Daher geben die Pay-Kanäle immer mehr Geld für exklusive, in Deutschland produzierte Filme und Serien aus.

Ein weiterer wichtiger Grund, ein Abo abzuschließen, sind nach wie vor die Sportübertragungen. 19 kostenpflichtige Sportkanäle kämpfen hierzulande laut VPRT um die Gunst der Konsumenten. Am beliebtesten bei den Sportfans ist die Fußball-Bundesliga. Ausgerechnet für diese müssen die Fußballanhänger künftig allerdings zwei Abos abschließen, wenn sie alle Spiele schauen möchten. Die Partien am Freitagabend sind von der neuen Saison an bei Discovery zu sehen, der Rest wie bisher bei Sky.

Der US-Konzern Discovery will seinen sogenannten Eurosport Player mit den Bundesliga-Spielen aufwerten. Es sei unwahrscheinlich, dass sich die beiden Sender bis zum Saisonbeginn Mitte August auf eine gemeinsame Vermarktung einigen, unterstrich Sky-Manager Holger Enßlin am Dienstag in München. Ob die Freude der Deutschen am Pay-TV aber wirklich so groß ist, gleich zwei Verträge zu unterschreiben?

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