Sony und Panasonic Japans Elektronik-Dinos sind wieder da

Japans große Elektronikkonzerne galten als Sanierungsfälle. Nun meldet Sony einen neuen Quartalsrekord und Panasonic neues Wachstum. Mit den Japanern ist wieder zu rechnen – nur nicht in ihrem Traditionsgeschäft.

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Der Elektronikkonzern fährt nach der jahrelangen harten Sanierung nun immer höhere Gewinne ein. Quelle: dpa

Tokio Die japanischen Elektronikhersteller melden sich nach Jahren der Krise zurück. Am Dienstag hat Sony seine beste Quartalsbilanz aller Zeiten vorgelegt. Der Betriebsgewinn stieg im erstem Quartal des Geschäftsjahres um 180 Prozent auf 157,6 Milliarden Yen (1,21 Milliarden Euro). Das übertraf den vorigen Quartalsrekord aus dem Jahr 2007 um etwa ein Viertel und die Erwartungen der Analysten um rund ein Fünftel. Der Umsatz stieg immerhin um 15 Prozent auf 1,86 Billionen Yen.

Und nicht nur Sony liefert gute Quartalszahlen. Am Montag hatte der Erzrivale Panasonic bereits fünf Prozent mehr Umsatz und 17 Prozent mehr Profit bilanziert. Allerdings war der Betriebsgewinn mit 84 Milliarden Yen nur halb so eindrucksvoll wie der von Sony. Panasonic erzielte eine Gewinnmarge von 4,5 Prozent und lag damit nahe an den fünf Prozent, die Japans Elektronikhersteller nach Jahren der Krise als Zwischenziel für ihre Erholung ausgegeben haben. Sonys Gewinnspanne stieg hingegen auf 8,5 Prozent.

Beide Firmen fahren damit jede auf ihre Weise die Früchte langwieriger und zäher Sanierungen ein. Gemeinsam haben beide Firmen, dass sie sich fast vollständig aus der global hart umkämpften Display-Produktion für Fernseher verabschiedet haben. Außerdem senkten beide Konzerne ihre früher große Abhängigkeit von Unterhaltungselektronik und stärkten das stabilere Geschäft mit Unternehmenskunden. Allerdings gehen Sony und Panasonic dabei unterschiedlich vor.

Sony blieb näher an der schnelllebigen Unterhaltungselektronik, die – wenn es gut läuft – hohe Gewinne abwerfen kann. Zuerst war Sonys Erfolg gering. Das als Wachstumstreiber definierte Smartphone-Geschäft schwächelte. Die TV-Sparte kam nur langsam aus der Verlustzone heraus. Und die Digitalkameras reüssierten zwar, allerdings in einem schrumpfenden Markt.

Die starke Videospielsparte, das Geschäft mit Bildsensoren, bei denen Sony Weltmarktführer ist, und die Film- und Musikstudios reichten daher nicht für eine rasche Erholung. Lange hinkte Sonys daher hinter Panasonic hinterher. Zur Beruhigung der Anleger wurde die Bilanz immerhin stabilisiert von den steten Gewinnen der zum Konzern gehörenden Lebensversicherung. Doch inzwischen haben sich Glück und die Dynamik an den Märkten zu Sonys Gunsten verändert.

Das Geschäft mit Kameras und Bildsensoren hat sich von einem Erdbeben, das voriges Jahr wichtige Fabriken im südjapanischen Kumamoto für Monate stillgelegt hatte, massiv erholt. Die Kamerasparte profitierte zudem davon, dass Sony derzeit als technischer Trendsetter gilt und damit traditionellen Platzhirschen wie Canon und Nikon Marktanteile abjagt. Die Gewinnspanne beträgt nun satte 15 Prozent.


Panasonic will es unter die größten Autozulieferer schaffen

Die Halbleitersparte wurde zudem von der Nachfrage nach Bildsensoren für Smartphones und andere mobile Geräte angetrieben und machte den größten Sprung. Verbuchte sie voriges Jahr noch einen Verlust von 43,5 Milliarden Yen, standen im vergangenen Quartal, unterstützt vom Verkauf von Firmenanteilen an einem Kameramodulhersteller, 55 Milliarden Yen Gewinn in den Büchern. Die Gewinnmarge liegt damit bei 27 Prozent.

Selbst mit Fernsehern erzielt Sony auf einmal wieder fast zehn Prozent Umsatzrendite, weil erstens die Produktionskosten erfolgreich gesenkt wurden und zweitens der Absatz von 4K-TVs brummt. Dies reichte, um den minimalen Gewinn bei Handys, den Gewinneinbruch bei Videospielen und die Verluste im Filmgeschäft wettzumachen. Sonys Herausforderung ist allerdings, dieses Niveau zu halten, wenn sich die Lage verschlechtert. Denn besonders bei Halbleitern geht es immer wieder steil auf und ab.

Panasonic hingegen ist traditionell schon immer stärker mit einer Vielzahl von Produkten wie elektronischen Bauteilen, Klimaanlagen, Solarzellen und Batterien als Zulieferer aktiv gewesen. Dazu gesellen sich noch Haushaltsgeräte, bei denen Panasonic in Japan oft Marktführer und daher recht profitabel ist.

Dementsprechend hat der Konzern in seiner Sanierung stärkeres Gewicht auf diese Sparten gesetzt, die weit weniger Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit finden. Der Vor- und Nachteil von fehlendem medialen Sexappeal ist die größere Stabilität in diesen Geschäften. Allerdings winken auch selten hohe Margen wie bei Halbleitern.

Bei Haushaltsgeräten sind es immerhin überdurchschnittliche 6,6 Prozent und audiovisueller Unterhaltung, sprich Fernsehern, 6,5 Prozent. Die größten Zukunftshoffnungen wie Brennstoffzellen, Solarzellen und Ausstattungen für smarte Häuser und Städte sowie Zulieferungen für die Autobranche wie Akkus wachsen zwar am meisten, machen aber noch unterdurchschnittlichen Gewinn.

Dies könnte sich allerdings ändern, besonders in der Automobilsparte. Panasonic hat in den vergangenen Jahren massiv in neue Technologien und in Akku-Fabriken für Tesla und andere Autobauer investiert. Damit will der Konzern diese Sparte bis 2021 unter den zehn größten Autozulieferern etablieren und seine Marktführerschaft bei Akkus ausbauen. Diese Investitionen hbent die Gewinne gedrückt. Aber von nun an soll es mit Umsatz und Profiten bergauf gehen. Im ersten Quartal verkaufte die Sparte bereits 13 Prozent mehr als vor einem Jahr.

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