Korruptionsaffäre 50.000 Euro Strafe für Mittelständler Vietz

Der Unternehmer Eginhard Vietz, der sich 2010 im Handelsblatt-Interview zu Schmiergeldzahlungen bekannt hat, wird jetzt selbst zur Kasse gebeten. Er muss zahlen, damit das Korruptionsverfahren gegen ihn eingestellt wird.

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Eginhard Vietz im April 2006 mit Angela Merkel auf der Hannover Messe. Quelle: handelsblatt.com

Der Hannoveraner Mittelständler Eginhard Vietz, der sich in einem Zeitungsinterview selbst der Korruption bezichtigt hat, muss 50.000 Euro zahlen. Wie die Staatsanwaltschaft Hannover dem Handelsblatt (Donnerstagausgabe) auf Anfrage bestätigte, stellt die Strafverfolgungsbehörde das Verfahren gegen den Rohrleitungsbauer gegen eine Geldauflage in dieser Höhe nach Paragraph 153a des Strafgesetzbuches ein. „Für uns ist der Fall damit abgeschlossen“, sagte Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Lendeckeldem Handelsblatt.

Vietz hatte im vergangenen Jahr landesweit Aufsehen mit einem Interview im Handelsblatt erregt. Am 10. August 2010 antwortete er der Wirtschaftszeitung auf die Frage, ob er schon einmal Schmiergeld im Ausland gezahlt habe: „Natürlich. Mehr als einmal.“ Dann begründete Vietz „Weil es nun einmal Länder gibt, in denen es nicht anders geht. In Algerien, Ägypten oder Nigeria kommen Sie ohne solche Zahlungen einfach nicht durch. Das gilt auch für Russland.“ Vietz erklärte auch die genaue Bestechungspraxis: „Das läuft in der Regel ganz ordentlich. Da kommt dann eine Rechnung, auf der steht: Vermittlungsprovision. Und dann ist da ein Konto in der Schweiz angegeben, und dahin wird das Geld überwiesen. Der Bestechungsbetrag wird natürlich vorher auf das Angebot draufgeschlagen. Das rangiert so zwischen fünf und zehn Prozent der Auftragssumme.“

Zehn Tage nach dem Interview marschierte die Staatsanwaltschaft Hannover mit mehr als zwanzig Beamten in den Geschäftsräumen und der Privatwohnung von Vietz ein. „Die Schilderungen waren so detailliert, dass die Behörde aufgrund des Legalitätsprinzips handeln musste", sagte ein Sprecher der Behörde.

Ein Jahr später aber muss der Staat passen. Viele der möglichen Straftaten seien bereits verjährt gewesen und würden deshalb nicht untersucht. Manche der von Vietz behaupteten Vorgänge hätten sich auch nicht verifizieren lassen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ganz konkret habe man nur einen Fall in Afrika feststellen können – hier aber sei keine Kooperation von der anderen Landesseite zu erwarten gewesen. Die Einstellung gegen eine Geldauflage sei deshalb die richtige Entscheidung.

Vietz hat die Geschäftsführung seines 200-Mann-Unternehmens an seine Frau Waltraud abgegeben, er selbst habe sich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen, heißt es aus dem Unternehmen. Vietz selbst war nicht zu erreichen.

Das Interview und weitere Berichterstattung: 

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