Krankenkassen DAK und BKK Gesundheit fusionieren

Unter den deutschen Krankenkassen kommt es zur Mega-Fusion: Die Deutsche Angestelltenkrankasse (DAK) und die BKK Gesundheit haben sich für einen Zusammenschluss entschieden. Damit entsteht ein neuer Riese.

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Das Logo der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK): die nächste Großfusion. Quelle: handelsblatt.com

Die DAK festigt ihre Position als drittgrößte deutsche Krankenkasse. Zum ersten Januar fusioniert das Institut mit der Betriebskrankenkasse BKK Gesundheit. Das sagte DAK-Vorstandsvorsitzender Herbert Rebscher dem Handelsblatt. Die neue DAK-Gesundheit wird dann 6,6 Millionen Versicherte haben. Eine Million davon kommen von der BKK Gesundheit.

"Es ist vollbracht", kommentierte Rebscher die Fusion. Heute habe der Verwaltungsrat der DAK dem Vorhaben zugestimmt. In der vergangenen Woche hatten bereits die Gremien der BKK Gesundheit die Großfusion abgesegnet.

Damit gelingt die Fusion im zweiten Anlauf. Beide Krankenkassen sind finanziell angeschlagen und erheben deshalb von ihren Mitgliedern bereits seit eineinhalb Jahren Zusatzbeiträge. Von einer Fusion erhoffen sich die beiden Institute Synergieeffekte und Kosteneinsparungen. Die DAK ist bundesweit durch Geschäftsstellen flächendeckend vertreten, die BKK Gesundheit dagegen nicht. Das DAK-Netz werde nun durch eine Million neue Versicherte besser ausgelastet. "Daraus entstehen erhebliche Synergieeffekte", sagte Rebscher.

Die beiden Krankenkassen hatten bereits vor rund einem Jahr Fusionsverhandlungen aufgenommen, aber nur drei Wochen nach Veröffentlichung der Pläne waren die Gespräche schon wieder beendet worden. Die DAK teilte damals mit, man sehe "keine tragfähige Basis für den Zusammenschluss", bei der BKK Gesundheit hieß es, man wolle derzeit doch lieber eigenständig bleiben.

DAK-Chef Rebscher sagte: "Es fusionieren zwei, die auf einem guten Weg sind." Die DAK rechne in diesem Jahr mit einem Überschuss von 300 Millionen Euro. "Wir stabilisieren damit die Rolle als drittgrößte Krankenkasse", sagte Rebscher. Wichtig sei es, eine kritische Größe von etwa fünf Millionen Versicherten zu haben, um Versichertenbetreuung, Versorgungs- sowie Vertragsmanagement umfassend zu gewährleisten.

Die Fusion sei auch deshalb richtungsweisend, weil die DAK nun ein stärkeres Standbein in Betrieben habe. "Die betriebliche Orientierung wird zunehmend wichtiger", sagte Rebscher. Die neue Kasse sei nun bei zehn großen Betrieben verankert. Für weitere Fusionen zeigte er sich offen: "Wir sind ein attraktiver Partner in der Welt der Betriebskrankenkassen."

Veränderung für Kunden

Für die Kunden ändere sich durch die Fusion gar nichts. Sie erhielten ab Ende des Jahres nur neue Versichertenkarten.

Die neue Kasse verbinde die Vorteile zweier Geschäftsmodelle, heißt es in einer Pressemitteilung der DAK. In bundesweit rund 850 Servicezentren berate sie ihre Kunden. Gleichzeitig sei sie in vielen großen Betrieben verankert und biete dort einen maßgeschneiderten Service für die Belegschaften.

Thomas Bodmer, Vorstand der BKK Gesundheit, betont: „Der Zusammenschluss der größten Betriebskrankenkasse und der drittgrößten Ersatzkasse bündelt die besondere Kompetenz beider Partner und bringt für die Kunden deutliche Vorteile. Die DAK-Gesundheit wird im Bereich der betrieblichen Gesundheitsangebote führend sein.“

Die neue DAK-Gesundheit habe 5,1 Millionen Mitglieder. Sie werde dem Verband der Ersatzkassen (vdek) angehören und ihren Sitz in Hamburg haben. Dem Verwaltungsrat der DAK-Gesundheit werden 28 Versichertenvertreter sowie zwei Arbeitgebervertreter angehören. Die Verwaltungsräte beider Kassen haben im Einigungsvertrag festgelegt, dass dem neuen Verwaltungsrat anlässlich seiner konstituierenden  Sitzung im Januar, Hans Bender (Vorsitzender des Verwaltungsrates der DAK) als Vorsitzender und Horst Zöller (Mitglied des Verwaltungsrates der BKK Gesundheit) als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der vereinigten Kasse vorgeschlagen werden.

Ebenfalls wurden dem neuen Verwaltungsrat Herbert Rebscher als Vorsitzender, Claus Moldenhauer als stellvertretender Vorsitzender sowie Thomas Bodmer als Mitglied des neuen dreiköpfigen Vorstandes der DAK-Gesundheit vorgeschlagen. Der Haushalt der neuen Kasse wird im Jahr 2012 rund 20 Milliarden Euro betragen. 

Beide Unternehmen stellen zurzeit ihre IT auf die neue GKV Standardsoftware iskv 21c um. Diese neue Software schaffe Lösungen für effiziente und kundenorientierte Prozesse. Auch damit würden die Verwaltungskosten weiter reduziert.

Die Probleme treffen bald alle Kassen

Als Ursache allen Übels gilt für viele Akteure der 2009 eingeführte Gesundheitsfonds. Rund 170 Milliarden Euro verteilt diese gigantische Geldsammelstelle im Jahr an die gut 150 Krankenkassen in Deutschland. Das läuft nach Regeln ab, die gesetzlich fixiert sind. Wer besonders viele kranke Versicherte hat, bekommt etwas mehr, andere etwas weniger.

Das Problem: Die Zuweisungen aus dem Fonds sind pauschaliert. Manche Kasse im Osten kommt wunderbar zurecht, weil in Ostdeutschland und auf dem Lande die Kosten der Ärzte und der Krankenhäuser niedriger sind. Krankenkassen, die vorwiegend in Ballungszentren agieren, haben dagegen ein Problem. Ihre Kosten sind in Großstädten, wo die Kunden eine reiche Auswahl an Haus- und Fachärzten haben, wesentlich höher, als das Geld, das sie im Schnitt pro Versicherten aus dem Gesundheitsfonds erhalten. So gibt die DAK nach eigenen Angaben für 9000 ihrer sechs Millionen Versicherten mit besonders teuren Krankheiten 700 Millionen Euro mehr aus, als sie aus dem Gesundheitsfonds erhält.

Weniger Versicherte bedeutet jedoch nach den Regeln: weniger Geld. Mehr Kranke und Alte bedeuten: nicht genug Geld verglichen mit den Kosten, die diese Versicherten verursachen. Ein Kreislauf des Schreckens für schwache Kassen.

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