Medien Krimi in Belgrad: Das Serbien-Abenteuer der WAZ-Gruppe

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Die serbische Zeitung Quelle: dpa/dpaweb

„Für die WAZ ist kein Platz in Serbien“, ließ sich Wirtschaftsminister Dinkic vernehmen, „es wäre unmoralisch, wenn die irgendeine Lokalzeitung übernehmen könnten, geschweige denn das nationale Markenzeichen VN!“ Ausgerechnet Dinkic, den deutsche Expats in Belgrad als regelmäßigen Gast ihrer Meetings schätzen? Hombachs Gegenreaktion fiel radikal aus: Die WAZ-Gruppe werde sich völlig aus Serbien zurückziehen, unter solchen undurchschaubaren und feindseligen Strukturen lasse sich nicht arbeiten.

Das ist freilich nicht das Ende der skandalösen Geschichte. Die Essener erklären jetzt, sie wollten „geordnet“ das Land verlassen, das heißt ohne Aufgabe ihrer finanziellen Ansprüche. Darauf machte sich ausgerechnet VN-Chefredakteur Manojlo Vukotic zum lautstarken Sprecher der serbischen Hombach-Beschimpfer. Der Vertragsverlängerung durch die Mehrheitseigner seiner Zeitung stand das jedenfalls nicht im Wege.

Bedrohtes Investment

Die Essener Medienmanager müssen also wütend ansehen, wie ein Pseudo-Investor nicht nur das Geld aus Essen für sich behält, sondern damit auch noch für die Fortsetzung der publizistischen Anti-Hombach-Kampagne sorgt. Bodo Hombach, erfahrener Strippenzieher mit einem wahren Schatz an Kontakten in Wirtschaft, Politik und Publizistik, ist allerdings nicht der Typ des stumm leidenden Zuschauers: Die WAZ-Gruppe hat zum Beispiel Klaus Mangold mobilisiert, den Vorsitzenden des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. In Belgrad berichten einheimische, an guten Kontakten nach Deutschland orientierte Unternehmer von Mangolds harter Kritik an den serbischen Zuständen. Aus Mangolds Worten haben sie herausgehört, es sei derzeit zumindest sehr schwierig, deutsche Investoren nach Serbien zu holen.

Wenn der VN-Skandal typisch sein sollte für das Schicksal ausländischer Investoren in Serbien, hat Mangold zweifellos recht. Glauben wollen das die meisten deutschen Investoren in dem Balkanland allerdings nicht. Nach einer Umfrage der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Serbien unter ihren 270 Mitgliedsunternehmen, die immerhin 1,5 Milliarden Euro in dem Balkanland investiert haben, erklärten 87 Prozent, sie würden jederzeit wieder nach Serbien kommen, 35 Prozent wollten ihre Investitionen ausbauen. Das allerdings war im Februar, seitdem ist viel passiert.

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