Gemeinsam stark Das sind Deutschlands beste Arbeitgeber

Das Forschungs- und Beratungsinstitut Great Place to Work hat Deutschlands beste Arbeitgeber ermittelt. Der Wettbewerb um die Unternehmenskultur verzeichnete eine Rekordteilnehmerzahl.

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Das sind Deutschlands Beste Arbeitgeber 2017. Quelle: obs

Köln Es ist ein Einstieg nach Maß. Gleich bei der Wettbewerbspremiere darf sich Infineon Technologies die Krone aufsetzen: Der bayerische Halbleiterhersteller gewinnt den Titel "Deutschlands bester Arbeitgeber" in der Kategorie der Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern. Das Kölner Forschungs- und Beratungsinstitut Great Place to Work ermittelt jährlich die besten Arbeitgeber in Deutschland. Besonderes Gewicht hat die anonym abgefragte Meinung der Mitarbeiter. Die Trophäen wurden am 16. März in den Festsälen der alten Bolle-Meierei in Berlin überreicht (Alle Gewinner finden Sie unter folgendem Link.)

Thomas Marquardt, globaler Personalleiter bei Infineon, sieht die Auszeichnung als Ergebnis einer nachhaltigen Strategie: "Wir arbeiten seit Jahren kontinuierlich an unserer Feedbackkultur und an der Weiterentwicklung der Führungskräfte", sagt er. Im Zentrum stünden Werte wie Vertrauen und Respekt. Dem Zufall will Marquardt nichts überlassen. So müssen sich Führungskräfte alle zwei Jahre auf den Prüfstand stellen - und Mitarbeiter geben ihnen Feedback. Damit keine wunden Punkte ausgeklammert werden, leitet ein unabhängiger Moderator das Führungsgespräch. Ziel ist eine authentische und ehrliche Rückmeldung.

"Auch Lernzielvereinbarungen werden mit Führungskräften geschlossen", sagt Marquardt. Damit es nicht bei leeren Floskeln bleibt, übersetzt Infineon die Unternehmenswerte in konkrete Verhaltensbeschreibungen. Trainingsangebote sind genau auf die jeweilige Führungsebene abgestimmt und unterscheiden sich danach, ob der Manager ein Team, mehrere Teamleiter oder eine ganze Organisation führt.

Ein guter Arbeitgeber zu sein - dieses Bestreben hat Tradition in der deutschen Wirtschaft. Doch gehen die Unternehmen immer strategischer mit dem Thema Mitarbeiterzufriedenheit um. "Der Fachkräftemangel übt zunehmend Druck auf Unternehmen aus. Immer mehr von ihnen erkennen, dass Mitarbeiterorientierung für sie ein absolutes Muss ist", sagt Great-Place-to-Work-Geschäftsführer Frank Hauser.

Eine Folge: Hauser kann ein Rekordinteresse an seinem Wettbewerb melden. Die Zahl der teilnehmenden Unternehmen schnellte von zuletzt 613 auf 700 in die Höhe. Digitalisierung und Globalisierung stellen Mitarbeiter vor neue Herausforderungen, hieraus ergeben sich Pflichten für fürsorgliche Arbeitgeber. Wer eine zukunftsorientierte Unternehmenskultur aufbaut, hat klare Wettbewerbsvorteile.

Beispiel Adobe Deutschland. Der IT-Dienstleister legt großen Wert auf betriebliches Gesundheitsmanagement und die Chance zur persönlichen Entwicklung aller Beschäftigten. "Wir brauchen top motivierte Mitarbeiter", sagt Geschäftsführer Stefan Ropers. "Es geht uns bei unseren Maßnahmen aber nicht nur darum, bessere Mitarbeiter zu haben. Unsere Beschäftigten sollen auch menschlich dazugewinnen", erklärt er. Der freie Blick auf die Dinge ist ihm wichtig.


Denken gegen den Strich

Adobe hat beispielsweise ganztägige Workshops organisiert, in denen jeweils 15 Leute lernen sollen, übliche Denkmuster zu durchbrechen. Dieser sogenannte Anti-Bias-Ansatz wirke freilich nicht nur bei der Arbeit. Auch privat könne man mit den gelernten Methoden lösungsorientierter handeln. Ropers will in allen Lebenslagen unterstützen: Selbst Abnehmkurse mit Trainingsangebot bietet Adobe für die Angestellten an, ein persönlicher Coach kann unterstützend hinzugezogen werden.

Auch das soziale Engagement kommt nicht zu kurz: Adobe organisiert beispielsweise Computerkurse, in denen Mitarbeiter Flüchtlingen etwas beibringen. So viel Engagement zahlt sich auch für Adobe aus: Das Unternehmen siegte in der Größenklasse 501 bis 2.000 Mitarbeiter.

Teamarbeit wird bei Sick großgeschrieben. Der Hersteller von Sensortechnik aus dem badischen Waldkirch siegte in der Kategorie 2 001 bis 5 000 Mitarbeiter. Die Herausforderung formuliert Personalleiterin Cornelia Reinecke: "Unsere Mitarbeiter müssen zunehmend weltweit und abteilungsübergreifend enger zusammenarbeiten. Mehr Teamarbeit erfordert mehr soziale Kompetenz und mehr interdisziplinäres Denken." Weil in den weltweit verteilten Niederlassungen unterschiedliche Arbeitskulturen herrschen, treibt Sick ein Kompetenzmodell voran, das Mitarbeitern ein gemeinsames Verständnis von Kooperation vermittelt.

Es gehe darum, auch aus anderen Kulturkreisen zu lernen und Bereitschaft zu entwickeln, auch kontroverse Perspektiven bei der Lösungssuche einzubeziehen, erklärt Reinecke. Die definierten Kompetenzfelder werden allen Mitarbeitern über Führungskräfte vermittelt sowie über ein E-Learning-Tool. Niederschlag finden sie in Mitarbeitergesprächen, und auch Recruiter orientieren sich an ihnen, wenn sie Bewerber befragen. "Mehr soziale Kompetenz schlägt sich auch in einem verbesserten Betriebsklima nieder", ist Reinecke überzeugt.

Ein Trend unter den diesjährigen Wettbewerbsteilnehmern gilt für Firmen aller Größenordnungen. "Auffällig ist, dass Entscheidungskompetenzen weiter zunehmend an Mitarbeiter übergeben werden auch bei Personalaufgaben", sagt Hauser.


Yoga-Kurse für die Mitarbeiter

So hat es auch Pascoe gemacht, Gewinner in der Größenordnung bis zu 500 Mitarbeiter. Der Anbieter von Naturmedizin in Gießen hat eine Assistentin der Geschäftsleitung zur sogenannten Magic-Moments-Beauftragten ernannt. Ein Drittel ihrer Arbeitszeit verwendet sie, um für besondere Momente zu sorgen. So organisiert sie mal ein Überraschungsfrühstück für einen verdienten Außendienstmitarbeiter, mal Massagen für Tagungsteilnehmer.

Wen sie auszeichnet, entscheidet sie meist selbst. "Unter unseren Mitarbeitern soll es unkompliziert zugehen. Deshalb lassen wir ihnen weitgehend freie Hand", erläutert Geschäftsführerin Annette Pascoe. Der Krankenstand sei nur halb so hoch wie bei anderen Unternehmen der Branche.

Pascoe bietet kostenlos Obst an und veranstaltet etwa Yoga- oder Kung-Fu-Kurse. Quartalsweise wird abgefragt, welche Gesundheitsmaßnahmen gewünscht sind. Auf einer Gesundheitskarte tragen Mitarbeiter das absolvierte Programm ein. Wer sein Kärtchen besonders voll hat, wird sogar noch mit einer Geldprämie belohnt.

Great Place to Work - der Wettbewerb

Alle Gewinner finden Sie unter folgendem Link. Der Preis Seit 15 Jahren ermittelt das Kölner Forschungs- und Beratungsinstitut Great Place to Work jährlich "Deutschlands beste Arbeitgeber". Partner ist das Handelsblatt. Im Fokus des Wettbewerbs stehen die Qualität und Attraktivität als Arbeitgeber sowie eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur. Teilnehmen können Firmen aller Branchen mit mehr als 50 Beschäftigten. Eine Bewerbung für 2018 ist ab sofort möglich.

Die Bewertung Great Place to Work bewertet Maßnahmen der Personal- und Führungsarbeit. Im ersten Schritt wurden dabei die Mitarbeiter der 700 teilnehmenden Unternehmen befragt - zusammen kommen sie auf rund 307.500 Beschäftigte. Der Katalog umfasst 60 Fragen zu Themen wie Unternehmenskultur, Führung, Vertrauen, Anerkennung und Förderung. Die Untersuchung erfolgt anonym und wird doppelt so stark gewichtet wie das Audit des Managements. Great Place to Work ermittelt auch Best-Practice-Fälle. Ausgezeichnet werden beim Wettbewerb 100 Unternehmen in vier Größenklassen.

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