Handelsblatt on Tour Prototypen des chinesischen Mittelstands

Das kommunistische China setzt auf Familienunternehmen. Die Regierung fördert den Mittelstand mit attraktiven Steuergeschenken und fordert ihn mit hohen Erwartungen. Jetzt tritt gerade die zweite Generation an.

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Raum für Start-ups und aufstrebende Unternehmen.

Zhengzhou Zhao Tianxing hat sich den Anstecker mit der roten Rose am weißen Designerhemd zurechtgerückt. Das Streicher-Quartett spielt die letzten Akkorde. Dann tritt Zhao in einem Hotel in Xingzheng an das Rednerpult. „Wir arbeiten daran, Chinas Innovationskraft voranzubringen“, sagt er. Die Parteisekretärin von der „Einheitsfront“ nickt zustimmend. „Moderne Industrie und hochwertige Produkte sind der Schlüssel zum chinesischen Erfolg.“ Wieder nickt die Funktionärin, woraufhin der Unternehmer auch noch betont, die Ziele des Fünfjahresplans der Zentralregierung vorantreiben zu wollen.

Zhao ist ein Prototyp des neuen chinesischen Familienunternehmers. Einer, der sich in zweiter Generation um den Besitz kümmert, in diesem Fall um Gewerbe-Immobilien. Sein neuestes Projekt ist der Businesspark „Sino German Industry Park“. Damit will er im Norden der Provinzhauptstadt Zhengzhou, in der Nähe des Großflughafens, Raum für Start-ups und aufstrebende Unternehmen schaffen. 270 Millionen Euro investiert er für den „neuen chinesischen Mittelstand“, wie er sagt. Die regierende Kommunistische Partei belohnt seine Investitionen mit Steuererleichterungen für die Firmen, die sich in seinem Park ansiedeln.

Überall in der Volksrepublik setzen sich solche Privatinitiativen durch, gefördert von Staat und Partei. Sie sollen Dynamik bringen. Anders lassen sich qualifizierte Mitarbeiter manchmal auch nicht gewinnen. Ping Xu zum Beispiel. Die Geschäftsführerin von Henan Bonded Logistics, einer Holding für E-Commerce mit elf Firmen, übernahm den Job nur, weil sie sich mit 49 Prozent beteiligen konnte.

Männer wie Zhao, Präsident der Betreibergesellschaft des Industrieparks, sind bei der Modernisierung des kommunistischen Chinas gefragt. Er hat in Kalifornien Management studiert und übernimmt, zurück in der Heimat, das komplexe Firmengeflecht seines Vaters. Er ist gerade erst 31 Jahre alt.

Zhao steht für eine ganze Generation junger Unternehmer. Es waren ihre Mütter und Väter, die das Land auf den Wachstumspfad brachten – nach dem Aufruf des Reformers Deng Xiaoping Ende der 1970er Jahre. Die Unternehmer der ersten Stunde sorgten dafür, dass das Pro-Kopf-Einkommen der Chinesen seit Beginn der 1990er-Jahre um den Faktor 24 stieg. Vor 26 Jahren erwirtschaftete China einen Anteil von 1,8 Prozent des Welt-BIP, heute sind es mehr als 15 Prozent.

Fast 40 Jahre nach Beginn der Öffnungspolitik beginnt die alte Garde der Unternehmer abzudanken. Tausende Firmen stehen vor dem Generationswechsel. „Der Übergang wird sehr viele Unternehmen beschäftigen“, sagt Huang Weiping, Vorsitzender des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften an der Pekinger Volksuniversität.

Zhao zückt sein Smartphone und präsentiert Bilder von seinen Projekten. „In bin in 20 Unternehmen involviert“, sagt er. Sein Vater tritt als Berater auf. Den Verweis auf Deutschland habe er erst spät in den Namen aufgenommen, sagt Zhao. „Deutschland steht für führende Technologie. Das kommt auch bei chinesischen Firmen gut an.“ Dabei ist er selbst noch nie in der Bundesrepublik gewesen.

Nächstes Jahr aber will er eine Unternehmerreise organisieren, sich die deutsche Industrie 4.0 anzuschauen. Dabei will er auch deutsche Firmen als Mieter gewinnen. Von 350 Einheiten sind erst 130 Einheiten vermietet. Bei einem deutschen Unternehmen, sagt Zhao, zeige sich die Regierung besonders großzügig: „Das wird bestimmt für fünf Jahre von Steuern befreit.“

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