Nach Kundenbeschwerden Netzagentur knöpft sich Teldafax vor

Zu tausenden tummeln sich die Kunden des Billigstromanbieters Teldafax in Internetforen und berichten über falsche Rechungen, einbehaltende Guthaben und unerreichbare Servicemitarbeiter. Jetzt haben sie einen Verbündeten gefunden: die Bundesnetzagentur.

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Der Billigstromanbieter ist ins Visier der Netzagentur geraten. Quelle: dpa

TROISDORF. Die Bundesnetzagentur prüft die Geschäftspraktiken des Stromanbieters Teldafax. "Bei uns sind eine Reihe von Kundenbeschwerden eingegangen", sagte eine Sprecherin der Behörde dem Handelsblatt. Die Bundesnetzagentur hat deshalb ein Verfahren gegen die Energie- und die Marketingtochter von Teldafax eingeleitet. Die Aufseher vermuten einen Verstoß "gegen die Bestimmungen zu Energielieferverträgen mit Haushaltskunden".

Teldafax hatte zum Jahreswechsel seinen mehr als 500.000 Kunden überraschend mitgeteilt, dass sie ihre Rechnungen künftig nicht mehr per Lastschrift, sondern per Überweisung bezahlen können. Das alarmierte Kunden und Verbraucherschützer.

Das Lastschriftverfahren bietet den Kunden die Sicherheit, über ihre Bank eine Zahlung auch noch nach mehreren Wochen rückgängig zu machen. Faktisch gewährt eine Bank einem Unternehmen, für das sie ein Lastschriftverfahren durchführt, also einen Kredit. Ein Sprecher des Bankenverbandes sagt, eine Bank müsse die Bonität des Unternehmens vor einem Lastschriftverfahren genauso prüfen wie bei einer Kreditvergabe.

Schon 2009, als Teldafax kurz vor der Insolvenz stand, hatte es die damalige Dresdner Bank zeitweise abgelehnt, das Lastschriftverfahren durchzuführen. Teldafax bestreitet, dass nun wieder so ein Fall eingetreten sei. Tatsache bleibt, dass sich mehrere Netzanbieter wegen ständiger Zahlungsverzögerungen von Teldafax beschwert haben. Ende Januar hatten die Stadtwerke Emmerich Teldafax-Kunden in ihrem Gebiet mitgeteilt, dass sie seit Ende November auf Geld von Teldafax warten. Mehrere Netzanbieter verlangen nun Vorkasse von Teldafax und haben angedroht, den Netzzugang zu sperren.

Teldafax begründet den Ärger mit der Umstellung seiner Buchhaltungssoftware. "Verzögerungen treten dann auf, wenn Systeme und Prozesse umgestellt werden" sagt eine Sprecherin. Doch wenn Teldafax seine Prozesse optimieren will - warum verzichtet es dann bei den hunderttausenden von Buchungen, dies es monatlich durchführen muss, auf das bequeme Lastschriftverfahren? Der Grund für Einstellung des Lastschriftverfahrens wiederum sei anderer: Der russische Investor, der Teldafax übernehmen will, habe dies so gewünscht.

Der russische Investor ist ein Hoffnungsträger von Teldafax. Weil der Billiganbieter seinen Strom oft billiger verkauft als einkauft, wurde das Unternehmen zwar von Kunden überrannt, lebte aber in ständiger Überschuldung. Seit Sommer 2010 besteht nun eine Vereinbarung mit dem russischen Energiekonzern Energo Stream, der auch schon einen wesentlichen Teil des Kaufpreises gezahlt haben soll. Der Teldafax-Chef Klaus Bath sagte vor einer Woche: "Ohne diesen Investor würde es Teldafax heute so nicht mehr geben."

Bath konnte allerdings nicht erklären, warum ein Investor "einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag" gibt, ohne sich der Werthaltigkeit seines Investments sicher zu sein. Die Wirtschaftsprüfer von BDO weigern sich nämlich seit Monaten, die Teldafax-Jahresabschlüsse 2008 und 2009 zu testieren. Die Motive von Energo Stream bleiben unklar. Das Unternehmen reagiert nicht auf Anfragen.

Klar dagegen ist die Haltung der Bundesnetzagentur zum Umgang von Teldafax mit seinen Kunden. "Unserer Meinung nach ist es nicht zulässig, nach Vertragsabschluss die vom Kunden gewünschte Zahlungsweise einseitig zu ändern", teilt die Aufsichtsbehörde mit. Nach dem Energiewirtschaftsgesetz müssten die Kunden mehrere Möglichkeiten haben, ihre Rechnungen zu begleichen. Die Bundesnetzagentur fordert nun eine Stellungnahme von Teldafax. Wenn die Behörde "feststellt, dass Teldafax gegen gesetzliche Regelungen verstoßen hat und dieses Verhalten nicht abstellt, besteht die Möglichkeit, ein Zwangsgeld festzusetzen."

Teldafax sagte auf Anfrage, der Vorgang werde geprüft. Der Stromanbieter ist in dieser Woche erstmals auf der Branchenmesse eWorld in Essen. Wie Konzernchef Bath mitteilte, habe Teldafax in den vergangenen drei Monaten 150.000 Kunden gewonnen. Auf Nachfrage räumte er ein, dass Teldafax bis auf weiteres kein Geld mit diesen Kunden verdient. Zu der Frage, wie viel Geld Teldafax mit diesen Kunden verliert, wollte er keine Stellung nehmen.

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