Schon gehört? Kraft und Leidenschaft

Mireille Mathieu über „Sex Bomb“ und die besten Stimmen der Welt.

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Mireille Mattieu

Ich höre sehr viel Musik, sehr unterschiedliche Stile, viel Radio. Die Bandbreite reicht von Tom Jones über Queen, Jacques Brel und Edith Piaf bis hin zu Donizzetti und Beethoven. Besonders gern habe ich Musik, die Kraft hat, die leidenschaftlich und aufwühlend ist. Dann kann sie mich sogar zum Weinen bringen, so wie bei Jacques Brel, dessen Lieder sehr bewegend sind. Er hat bis zum Schluss alles gegeben, obwohl er schon schwer krank war. Ich habe ihn einmal nach einem Konzert in seiner Garderobe besucht und bin sehr glücklich, Brel noch kennengelernt zu haben.

Mit Tom Jones habe ich sogar zusammengearbeitet. Er ist ein großartiger Sänger. Er kann sehr sexy sein, auch laut und kräftig. Seine Stimme ist für mich wie Bronze. Er kann alles singen und hat einen Sound, der sich nie verändert hat. Tom Jones ist wirklich ein zeitloser Künstler. Ich höre alles von ihm gern, von „Delilah“ bis zu „Sex Bomb“. Es gibt ein Album von ihm, das ich ganz besonders liebe: „Kiss“. Benannt nach dem ersten Song, einer Coverversion des Liedes von Prince.

Schon in meiner Jugend habe ich die Liebe zur Oper entdeckt. Mein Vater hatte eine Tenorstimme und sang „Carmen“ und „Tosca“. Damit bin ich praktisch aufgewachsen. Später hatte ich das große Glück, eine Gesangslehrerin zu haben, die auch Maria Callas ausgebildet hat und mit der ich noch immer arbeite. Ich habe mit Placido Domingo Musikaufnahmen gemacht und mit ihm ein Lied von Michel Legrand aufgenommen. Aber ich verrate Ihnen etwas: Domingo und ich teilen noch eine ganz andere Leidenschaft. Wir sind beide Formel-1-Fans und waren gemeinsam an der Rennstrecke von Magny-Cours in Frankreich. Ich fahre zwar selbst nicht Auto, aber kenne Jean Todt von Ferrari und Michael Schumacher sehr gut. Wenn man live dabei ist, spürt man im Rennzirkus genauso die Leidenschaft und die Kraft wie in der Musik. Placido Domingo hatte mir vorher geraten, Ohrenstöpsel zu tragen, weil der Lärm auf der Strecke für Sänger sehr gefährlich sein kann – recht hat er.

Unter den großen Sängerinnen bewundere ich Maria Callas natürlich noch immer. Sie war großartig, faszinierend und hatte wunderschöne, abgerundete Töne. Luciano Pavarotti, der nun ja leider tot ist, liebe ich unter den Männerstimmen sehr. Ich habe ihn zusammen mit den beiden anderen großen Tenören Placido Domingo und José Carreras auf dem Marsfeld in Paris gesehen. Seine Ausstrahlungskraft war enorm. Mit wenigen Bewegungen und Gesten und natürlich mit seiner Stimme fesselte er das Publikum und erntete Standing Ovations, mehr noch als die anderen. Seine Stimme war wie Gold.

Dieses Ereignis dann noch einmal auf DVD zu sehen ist für mich beeindruckend und faszinierend. Aber natürlich ist es ein besonderes Erlebnis, dieses Konzert oder eine Oper wie „Carmen“ mit Placido Domingo live zu erleben.

Die Klassik liegt mir am Herzen, demnächst möchte ich deshalb gern ein klassisches Album aufnehmen und Händel, Debussy, Beethoven und Mozart interpretieren – am liebsten in Leipzig oder Dresden. Mir ist aufgefallen, dass viele große Musiker dorthin gehen, um Aufnahmen einzuspielen. Jenseits der Klassik mag ich neben Brel auch Edith Piaf unwahrscheinlich gern. Was die Callas für die Oper, ist die Piaf für das Varieté. Sie hat alles gegeben für die Musik. Sie sang mit ihrer Seele, mit ihrem Herzen, und sie kehrte ihr Innerstes nach außen.

Ansonsten liebe ich Queen, vor allem „We are the Champions“. Freddy Mercury ist einfach großartig. Ich bewunderte seine enorme Kraft und Stärke. Er hatte auch eine ganz außerordentlich große Ausdruckskraft. Ihn zu hören oder in Filmaufnahmen zu sehen ist für mich immer wieder beeindruckend und bewegend.

Mathieu wurde am 22. Juli 1946 in Avignon geboren. Sie gehört neben den Sängerinnen Dalida und Edith Piaf zum nationalen Kulturerbe Frankreichs, sang mehr als 1200 verschiedene Lieder in elf Sprachen und verkaufte allein in Deutschland mehr als 40 Millionen Tonträger. Vor Kurzem ist wieder ein Album („In meinem Herzen“) mit deutschen Texten erschienen, von Ende März an ist sie zum ersten Mal seit 20 Jahren auf großer Deutschlandtournee.

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