Tarifkonflikt Einigung mit Fluglotsen - Streiks fallen aus

Entwarnung für die Fluggäste in Deutschland: Lotsen und Flugsicherung haben ihren Tarifkonflikt beigelegt. Der Streik ist gestrichen. Damit endet eine monatelange Hängepartie.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Fluglotsen in Frankfurt: Einigung in letzter Minute. Quelle: handelsblatt.com

Ein Streik der deutschen Fluglotsen ist vom Tisch. Die Gewerkschaft der Fluglotsen GdF und die Deutsche Flugsicherung (DFS) haben sich nach monatelanger Hängepartie auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Für eine Laufzeit von 17 Monaten erhalten alle Mitarbeiter der Flugsicherung in zwei Stufen 5,2 Prozent mehr Gehalt, wie die Arbeitgeberseite mitteilte. Die Fluglotsen hatten eine Erhöhung um 6,5 Prozent über zwölf Monate gefordert.

Die beiden Streitparteien hatten seit 10 Uhr in Frankfurt verhandelt. Da die Gespräche schon mehrmals geplatzt waren, hatte sich das Verkehrsministerium eingeschaltet. Die Fluglotsen-Gewerkschaft GdF bestätigte den Kompromiss. Im Fall eines Scheiterns der Verhandlungen hatten die Lotsen noch für diese Woche mit einem Streik gedroht.

Damit ist ein Tarifkonflikt gelöst, der sich seit Jahresbeginn hingezogen hatte. Anfang August war die Situation eskaliert - die Fluglotsen wollten zwei Mal einen kompletten Vormittag lang den Flugverkehr lahmlegen. Die Arbeitsniederlegungen wurden jedoch beide Male kurz vorher verhindert.

Durch die Streiks standen jeweils bis zu 2500 Flüge auf der Kippe, bis zu 400.000 Passagiere wären gestrandet. In Deutschland arbeiten nach Gewerkschafts-Angaben etwa 5500 Beschäftigte bei der Flugsicherung, davon 2400 Fluglotsen.

Seit Monaten tobte ein bisher nicht dagewesener Tarifkonflikt bei der Deutschen Flugsicherung (DFS). Zuletzt schaltete sich sogar der oberste Dienstherr der Fluglotsen ein. Auf Initiative von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) setzten sich die Vertreter des bundeseigenen Unternehmens und der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) an diesem Mittwoch noch einmal zusammen.

Flugsicherung und Arbeitnehmer kämpften erbittert

Die Fronten zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft waren zuletzt verhärtet. Zu viel war in den vergangenen Wochen passiert: Zweimal wurden die Arbeitsgerichte angerufen, mehrfach kündigten die Fluglotsen Streiks an, am vergangenen Freitag schließlich platzte die letzte Schlichtungsrunde.

In dem Konflikt ging es nicht vordergründig ums Geld – über ein Gehaltsplus von 5,2 Prozent für die DFS-Tarifbeschäftigten waren sich die Parteien dem Unternehmen zufolge relativ schnell einig.

Hintergrund des mit aller Härte geführten Konflikts waren vor allem die Veränderungen im europäischen Luftverkehr. Auf dem Weg zum einheitlichen Europa-Luftraum will die EU-Kommission die Flugsicherungen in den Wettbewerb zwingen. Ein wichtiger Punkt ist eine Deckelung der Gebühren unter dem bisherigen Niveau. Bislang legt die Flugsicherung ihre Kosten einfach auf die Kunden um. Das hat in der Vergangenheit finanzielle Zugeständnisse an die Lotsen erleichtert, die weltweit zu den Spitzenverdienern ihres Berufsstandes gehören.

In Zukunft muss mehr Verkehr mit weniger Mitteln abgewickelt werden. Den Lotsen fällt es dabei schwer einzusehen, dass für die Sicherheit weniger Geld da sein soll, während die Airlines über diverse Gebühren und der Staat über neue Steuern die Passagiere abkassieren. Die Lotsen vermuten, dass ihr Unternehmen von der Luftfahrtindustrie massiv zu einer harten Linie gedrängt wird.

Trotz aller Scharmützel gaben sich beide Seiten schon vor dem wohl letzten und entscheidenden Gespräch in Frankfurt optimistisch. „Wir hoffen, dass wir uns in dieser Runde einigen können und sind offen für einen Kompromiss“, hatte eine DFS-Sprecherin betont. „Wir setzen große Hoffnungen auf das Gespräch“, sagt auch ein GdF-Sprecher. „Wenn es jetzt nicht zu einer Lösung kommt, weiß ich auch nicht, was noch passieren soll, um Bewegung reinzubringen“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%