Appell an Konkurrenz Rückversicherer konzentrieren sich auf Profit

„Wir werden uns auch in Zukunft stark auf Profitabilität konzentrieren", sagt Ulrich Wallin, Chef der Hannover Rück. Beim jährlichen Branchentreffen appellierte er an die Konkurrenz, die Preise nicht weiter zu senken.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Spielraum für Preissenkungen sei begrenzt, wenn die Rückversicherer ihre Renditevorstellungen nicht aufgeben wollten, sagte Ulrich Wallin, Vorstandschef der Hannover Rück. Quelle: dapd

Monaco/Zürich Die großen Rückversicherer nehmen einen neuen Anlauf, um den Preisrutsch beim Schutz vor Überschwemmungen, Erdbeben und Stürmen zu stoppen. Die Nummer drei der Branche, Hannover Rück, appellierte an ihre großen Konkurrenten, bei den Preisen nicht weiter nachzugeben.

Der Spielraum für Preissenkungen sei begrenzt, wenn die Rückversicherer ihre Renditevorstellungen nicht aufgeben wollten, sagte Vorstandschef Ulrich Wallin am Montag auf dem jährlichen Branchentreffen in Monte Carlo.

Die weltweite Nummer zwei der Branche glaubt indes, dass der Boden bald erreicht ist: „Swiss Re rechnet mit einem langsameren Rückgang der Preise bei Naturkatastrophendeckungen“, erklärte Vorstandschef Michael Lies.

Bei der Veranstaltung „Les Rendez-vous de Septembre“ spricht die Branche über ihre Strategie für die Verhandlungen mit den Erstversicherern über Verträge, die zum Jahresende auslaufen. „Dort, wo risikoangemessene Preise nicht zu erzielen sind, sind wir bereit, auch zukünftig Geschäft aufzugeben“, warnte Wallin.

Er hofft, dass sich die Preise für neue Verträge zum 1. Januar deshalb stabilisierten. In das gleiche Horn stößt auch der Swiss-Re-Chef: Der Konzern aus Zürich werde keine Abstriche an seinen Renditevorstellungen machen.

„Wir werden uns auch in Zukunft stark auf Profitabilität konzentrieren“, sagte er. Vor allem in den USA leiden die Rückversicherer darunter, dass neue Anbieter die Preise für die Absicherung gegen Naturkatastrophen verderben. Überkapazitäten entstehen dadurch, dass Hedge- und Pensionsfonds auf der Suche nach Rendite Katastrophenanleihen zeichnen.

Zudem machen den Rückversicherern die niedrigen Zinsen zu schaffen. „In diesem Umfeld ist es entscheidend, diszipliniert auf risikogerechte Vertragskonditionen zu achten“, sagte Wallin. Noch habe Hannover Rück aber durch die wachende Konkurrenz keine Marktanteile verloren. „Wir sollten auch im Umfeld eines weichen Markts stabile, positive Geschäftsmöglichkeiten erwarten können.“


Nachfrage nach Katastrophenversicherungen steigt

Die Branchengrößen setzen darauf, dass die Nachfrage nach Rückversicherungsschutz vor allem in den Schwellenländern mittel- und langfristig steigt. Zwei Faktoren kämen dort zusammen: immer mehr extreme Stürme, Hochwasser oder Erdbeben und der wachsende Wohlstand in diesen Ländern angesichts des Klimawandels, so dass die zu versichernden Werte zunehmen.

Swiss Re rechnet daher bis 2020 mit einer Verdoppelung der Nachfrage in diesen Wachstumsmärkten im Vergleich zum Jahr 2012. In den entwickelten Ländern Europas und Nordamerikas seien immerhin 50 Prozent mehr drin. „Es bieten sich Chancen für unsere Branche – insbesondere in den Wachstumsmärkten“, erklärte Lies.

Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek etwa hält China, die Philippinen und Lateinamerika noch für unterversichert.

Kurzfristig hoffen die Rückversicherer, ihre Expertise bei der Bewertung von Risiken stärker in die Waagschale werfen zu können, etwa durch die Entwicklung neuer Produkte. Dazu gehört etwa eine Versicherung gegen die Kosten einer Rufschädigung von Unternehmen, wie sie die Münchener Rück anbietet.

Dieses Risiko hatte bis dahin als unversicherbar gegolten. Das sei der Schlüssel für langfristig profitables Wachstum, sagte Münchener-Rück-Vorstand Jeworrek.

Im Standardgeschäft, in dem keine große Kenntnis der Risiken nötig sei, werde der Münchener Marktführer lieber die Finger von neuen Verträgen lassen. Auch Jeworrek warnte vor Nachgiebigkeit bei den Preisverhandlungen: „Einige unserer Konkurrenten haben es auf Masse abgesehen. Sie glauben, dass Marktanteile wichtig sind, und wollen sie halten“, sagte er am Sonntag.

„Wir lassen uns auf diesen irrationalen Wettbewerb nicht ein.“ Er wollte sich nicht festlegen, ob der Tiefpunkt schon erreicht sei. „Wer in unserem Geschäft kurzfristig denkt, wird später dafür einen hohen Preis bezahlen.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%