Markenimage Harte Landung für Air Berlin und Lufthansa

Die steigenden Kraftstoffpreise setzen die Fluggesellschaften immer stärker unter Druck. Die Kostensprünge sorgen nicht nur für hohe Ticketpreise, sie gefährden mittlerweile sogar das Geschäftskonzept der Billigflieger. Den Passagieren gefällt das gar nicht, schreibt Boris Hedde von Psychonomics.

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Boris Hedde

Gepäckzuschlag, Rollstuhlgebühr oder „Service Charge“: An Kreativität mangelt es den Billigfliegern bei immer neuen Zuschlägen kaum. Nicht selten übersteigen die zahlreichen Zusatzkosten den eigentlichen Flugpreis deutlich. So verwundert es nicht, dass der Ärger über die vermeintlichen Discountangebote wächst. Erst vor wenigen Tagen beschloss die EU sogar ein Verbot für irreführende Lockangebote.

Wie stark das Image der Branche zuletzt gelitten hat, zeigt ein Blick in den BrandIndex. Denn das Markenbewertungstool zur tagesaktuellen Status-Quo-Bestimmung von 550 Marken in Deutschland basiert auf einer täglichen Befragung von 1000 Personen.

Die vergangenen Wochen sind an den Airlines nicht spurlos vorübergegangen. Größtes Opfer unter den Billigfliegern ist Air Berlin, die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft. Befand sich das Markenimage im Mai noch auf hohem Niveau, rutschten die Werte bis heute um ein Drittel auf ein Jahrestief von 16 Punkten ab. Noch stärker zeigt sich die Entwicklung bei der gemessenen Markenpräsenz. Im Gegensatz zu den eher langfristig orientierten und auf sechs Dimensionen basierenden Index-Werten, zeigt diese, ob die Marke kurzfristig positiv oder negativ aufgefallen ist.

Übereinstimmungen bei Lufthansa und Air Berlin

Um bis zu 20 Punkte sanken die Markenpräsenz-Werte für Air Berlin und lagen damit vor wenigen Tagen sogar erstmals im negativen Bereich. Nicht nur die Diskussion um steigende Kerosin- und Ticketpreise dürfte zu dieser Entwicklung geführt haben. Ein umstrittener Artikel von Air-Berlin-Chef Joachim Hunold im eigenen Bordmagazin sorgte wie der geschrumpfte Winterflugplan und die geplatzte Fusion mit Condor dafür, dass Air Berlin bisher nicht aus den negativen Schlagzeilen herauskam.

Doch wer glaubt, die traditionellen Fluggesellschaften könnten davon profitieren, der irrt. Der BrandIndex zeigt: Das Image der Lufthansa leidet in ähnlicher Weise. Die ständige Erhöhung der Kerosinzuschläge stößt bei den Passagieren offenbar auf wenig Verständnis. Negativ wirken sich zudem die jüngsten Streiks aus. Nach den ersten Tarifauseinandersetzungen Anfang des Monats stürzte die wahrgenommene Markenpräsenz buchstäblich ab und befindet sich nun auf ähnlichem Niveau wie die von Konkurrent Air Berlin.

Überhaupt kommt man beim Vergleich der BrandIndex-Kurven von Lufthansa und Air Berlin zu einer interessanten Erkenntnis. Die Reisenden bewerten die beiden Marken nicht so unterschiedlich, wie man annehmen könnte. Der Grund hierfür ist: Die Grenzen zwischen den traditionellen und den Billigfliegern verschwimmen immer mehr. So bietet Lufthansa seit einiger Zeit mit „Better Fly“ nach Billigflieger-Manier auch Discountflüge an und Air Berlin sowie Konkurrent Germanwings leisten sich teure Vielfliegerprogramme.

Alleine werden jedoch gerade die kleineren Fluggesellschaften auf Dauer nicht überlebensfähig sein. Deshalb ist eine weitere Konsolidierung des Marktes zu erwarten. Aktuell ist eine Fusion von Germanwings, TUIfly und Condor unter dem Projektnamen „Bluewings“ im Gespräch. Die neue Airline soll dann auch den Angriffen der führenden Billigflieger Ryanair und Easyjet standhalten können.

In Anbetracht der Markenentwicklung könnte die Fusion tatsächlich Sinn ergeben. TUIfly und Germanwings werden von den Verbrauchern ohnehin bereits wie Zwillinge bewertet. Außerdem hat das Trio in den letzten Wochen weniger an BrandIndex-Punkten verloren als Air Berlin oder Lufthansa, allerdings bei einem deutlich schlechteren Niveau.

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