Volkswagen/Porsche Liebesgrüße nach Stuttgart

Derart entspannt und gut gelaunt wie gestern Abend war Ferdinand Piëch schon lange nicht mehr anzutreffen.

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Der Aufsichtsratsvorsitzende Quelle: ASSOCIATED PRESS

Dem VW-Aufsichtsratsvorsitzenden und Ex-Konzernchef, der sonst als eher Öffentlichkeitsscheu gilt, ließ sich in Gegenwart von Gattin Ursula und VW-Konzernchef Martin Winterkorn sogar zu Scherzen hinreißen. Auf die Frage, ob Winterkorn, der die Piëchs im neuen VW-Polo zum Hotel chauffiert hatte, ein guter Fahrer sei, antwortete Piëch: "Naja, ich habe mal die hintere Seitenscheibe geöffnet und geschaut, ob mein Kopf durchpasst, falls mir schlecht wird."

Doch der 72-Jährige war nicht nur gekommen, um gute Laune zu verbreiten oder um über die Vorzüge des neuen VW Polo zu sprechen, den die Wolfsburger auf den kurvigen Straßen Sardiniens vorstellten. Er wollte, so hatte es ganz den Anschein, auch ein deutliches Statement abgeben. Das ist ihm gelungen: Spätestens seit gestern ist klar, wo die Fronten in dem Übernahmekampf zwischen Porsche und Volkswagen verlaufen.

Klar ist auch, auf welcher Seite Piëch steht und wie er sich den künftigen, gemeinsamen Autokonzern aus Volkswagen und Porsche vorstellt: Mit VW in der Führungsrolle und mit Porsche in der des Juniorpartners. Der Sitz des neuen Konzerns bleibe Wolfsburg, erklärte Piëch bereits kurz vor dem Abendessen. Und wie, um seinen Worten zusätzliches Gewicht zu verleihen, hatte er auch die passenden Gäste um sich herum geschaart. Neben Winterkorn waren auch Personalvorstand Horst Neumann, VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh und der niedersächsische Staatssekretär Olaf Glaeseker als Vertreter von Ministerpräsident Christian Wulff meist in Piëchs Nähe zu finden.

Für den Stuttgarter Sportwagenhersteller, dem derzeit gut 50 Prozent an VW gehören und der unter neun Milliarden Euro Schulden leidet, hatte Piech dagegen nicht nur freundliche Worte übrig. Auch wenn der mächtige Ex-Manager und Porsche Großaktionär wie gewohnt mit dem Florett focht, waren die Botschaften Richtung Stuttgart doch deutlich.

Klare Absage für Übernahme der Porsche-Schulden

Porsche habe die Banken "stark vergrätzt", sagte Piëch. Ende vergangenen Jahres habe es noch so ausgesehen, als hätte sich Porsche die Partner für weitere Kredite aussuchen können, "aber plötzlich waren immer weniger Partner verfügbar." Vor allem Porsche-Finanzvorstand Holger Härter bekam sein Fett weg. Er sei sich sicher, sagte Piëch mit Blick auf die mögliche Finanzsituation des künftigen gemeinsamen Konzerns, VW-Finanzvorstand Pötsch sei "kreditfähiger als Herr Härter". Letzterer, so Piëch, "war für knapp zehn Milliarden gut. Aber er wollte gern mehr."

Schützenhilfe bekam der VW-Chefaufseher auch von Volkswagen-Chef Winterkorn, der einer raschen Übernahme der Porsche-Schulden durch VW eine klare Absage erteilte. "Wir können jetzt nicht einfach Schulden übernehmen. Wir müssen erst einmal Transparenz schaffen", sagte dieser und fügte hinzu. "Die elf Milliarden, die wir bei den Banken liegen haben, können wir nicht einfach ausgeben. Die gehören nicht uns, die gehören unseren Aktionären. Also zum Beispiel auch Niedersachsen."

Winterkorn ließ auch durchblicken, wie die Zusammenführung von Porsche und VW nach dem Willen der Wolfsburger vonstatten gehen soll, nämlich durch eine Übernahme der Posche-AG durch Volkswagen statt durch eine Fusion, wie sie Porsche präferiert. "Man soll ja niemals nie sagen" so Winterkorn zu fortgeschrittener Stunde "aber ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass eine Fusion möglich ist."

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