US-Aktien Die Flut hebt nicht mehr alle Boote

Kaum ein Vermögensverwalter konnte in den vergangenen zwei Jahren den S&P 500 schlagen und Anleger mit einem Indexfonds waren die großen Gewinner. Doch die Zeiten ändern sich – jede Aktie geht jetzt ihren eigenen Weg.

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Eine Börsenweisheit besagt: Die Flut hebt alle Boote. Doch diese Zeiten scheinen sich zu ändern. US-Aktien driften auseinander. Quelle: dpa

New York In den vergangenen zwei Jahren musste niemand ein Genie sein, um mit US-Aktien Geld zu verdienen. Es reichte, einen Indexfonds zu kaufen und die Hausse sorgte für einen Gewinn von 44 Prozent. Tatsächlich gelang es den meisten Vermögensverwaltern, die gezielt einzelne Aktien für ihre Portfolios auswählen, nicht, den Zuwachs im Standard & Poor's 500 Index zu erreichen, geschweige denn den Index zu schlagen. Nach drei Wochen der Volatilität beginnt sich das zu ändern.

In diesem Jahr haben US-Aktien angefangen, ihre eigenen Wege zu gehen, statt sich, wie 2014, im Gleichklang und mit geringen Ausschlägen zu bewegen. Das sind gute Nachrichten für die aktiven Fondsmanager, die sich seit Jahren mit einem Umsteigen ihrer Investoren auf kostengünstige Index- und börsengehandelte Fonds (ETF) konfrontiert sehen.

„Das ist ein besseres Umfeld für die Art und Weise wie wir die Welt sehen“, sagt Doug Burtnick, Leitender Investmentmanager bei Aberdeen Asset Management in Philadelphia. „Manager, die sich auf die Unterschiede bei den Unternehmen konzentrieren, sollten in dem Ausmaß, in dem sie bei den Fundamentaldaten richtig liegen, besser belohnt werden.“

In den ersten drei Wochen des Jahres 2015 waren die Unterschiede bei der Entwicklung der besten und schlechtesten Branchen im S&P 500 so groß wie seit Jahresbeginn 2012 nicht mehr. Unternehmen, die mit ihren Ergebnissen die Schätzungen übertroffen haben, wurden von den Investoren belohnt, während diejenigen, die unter den Erwartungen blieben, abgestraft wurden.

Ein mathematischer Indikator, genannt Dispersion, der misst wie stark einzelne Aktien im Vergleich zum Markt ausschlagen, ist seit dem niedrigsten Wert seit 1979 im August um 51 Prozent geklettert. Die täglichen Bewegungen im S&P 500 haben sich im Jahresvergleich verdoppelt und der Index verzeichnete 15 Tage in Folge Spannen zwischen Hoch- und Tiefständen von mehr als einem Prozent, was es zuletzt 2012 gab.


„Die Spreu trennt sich vom Weizen“

„Dies ist das Jahr, in dem sich die Spreu vom Weizen trennt“, sagt Brian Peery, Co-Portfoliomanager bei Hennessy Advisors Inc. in Novato, Kalifornien. „Wenn es diese Dispersionen gibt, fangen die Leute an, sich die Fundamentaldaten anzuschauen - wie stark die Margen oder Gewinne gestiegen sind. Und letzten Endes ist es das, worauf der Markt reagieren sollte.“

Aktien von Netflix, Baker Hughes und acht weiteren Unternehmen, die während der laufenden Berichtszeit die Erwartungen der Analysten am stärksten übertrafen, haben dieses Jahr 2,6 Prozent zugelegt. Hingegen haben die Aktien derjenigen, deren Ergebnisse am stärksten enttäuschten, wie Morgan Stanley und American Express, 5,6 Prozent verloren, wie Daten von Bloomberg zeigen. Der S&P 500 schloss am Freitag mit einem Minus für dieses Jahr von 0,3 Prozent.

Energieunternehmen mit der höchsten Verschuldung wurden von den Investoren deutlich abgestraft. Denn mit dem gesunkenen Ölpreis nimmt die Spekulation zu, dass die Unternehmen Schwierigkeiten haben werden, profitabel zu bleiben und ihre Kredite bedienen zu können. Die zehn Ölproduzenten mit dem höchsten Verhältnis von Verschuldung zur Bilanzsumme im S&P 500, wie etwa Nabors Industries und Transocean, verzeichneten in den letzten drei Monaten durchschnittliche Kursverluste von 21 Prozent. Zum Vergleich: Bei denjenigen Energieunternehmen mit der geringsten Verschuldungsquote betrug der Kursverlust 9,8 Prozent.

„Die Differenzierung der Erträge spiegelt wider, wie die Investoren auf diesen Ölpreisrückgang reagieren“, sagt Marshall Front, als Chief Investment Officer für die Kapitalanlagen bei Front Barnett Associates in Chicago verantwortlich. „Schaut man sich einzelne Aktien statt Branchen an, wird wahrscheinlich das langfristige Gewinnwachstum der Treiber sein.“

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