Vogelgrippe Manipulierte Viren sind Gefahr für Menschheit

Monatelang analysierten Forscher in China das neue Vogelgrippevirus und dämmten die Verbreitung ein. Nun wollen andere Wissenschaftler das Virus aggressiver machen. Der Virologe Zeng Guang hält das für verantwortungslos.

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Das Vogelgrippevirus H7N9 unter dem Mikroskop: Forscher wollen das Virus zu Testzwecken aggressiver machen. Quelle: ap

Peking Einer der obersten Virenexperten Chinas warnt vor künstlichen Manipulationen des Vogelgrippe-Erregers H7N9. Die Virologen Ron Fouchier (Niederlande) und Yoshihiro Kawaoka (USA) hatten im Fachmagazin „Nature“ genetische Veränderungen gefordert, mit denen das tödliche Virus zu Testzwecken noch gefährlicher gemacht werden könnte.

„Aus Sicht der Sicherheit der ganzen Menschheit sind solche Experimente nicht tragbar“, warnt der Chef-Epidemiologe von Chinas Zentrum für Seuchenbekämpfung, Zeng Guang, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Seit Monaten analysiert Zeng die neue Vogelgrippe H7N9 in China. Bislang sind laut Weltgesundheitsorganisation 43 Menschen daran gestorben.

Frage: Wie groß ist das Risiko dieser Experimente?
Zeng Guang: Solche Experimente sind sehr gefährlich. Ich bin der Meinung, dass wir internationale Regeln brauchen, die solche Experimente unterbinden. Wir Menschen verstehen noch nicht alles über Viren. Schon natürliche Veränderungen können große Gefahren bedeuteten. Wenn wir nun auch noch künstlich den Viren zusätzliche Fähigkeiten verleihen, kann das die Sicherheit der ganzen Welt gefährden. Ich bin der Meinung, dass wir genetisch verändertes Essen herstellen können, aber künstliche Veränderungen von Viren sind extrem gefährlich. Aus Sicht der Sicherheit der ganzen Menschheit sind solche Experimente nicht tragbar. Das hat schon die Geschichte gezeigt. In der Vergangenheit wurden solche Versuche durchgeführt, um biologische Kampfstoffe zu entwickeln.

Sind diese Experimente also moralisch nicht in Ordnung?
Es ist nicht nur eine Frage von Ethik, sondern eine Frage der Sicherheit der gesamten Menschheit. Es gibt keine Mechanismen, die bei solchen Experimenten eine absolute Sicherheit gewährleisten können.


Mutiertes Virus müsste an Menschen getestet werden

Was ist zu tun?
Ich will solche Ankündigungen gar nicht sehen. Je größer der Einfluss eines Fachmagazins ist, desto schlimmer ist es auch, dass sie so etwas veröffentlichen. Das ermutigt nur zu solchen Eingriffen. Ich denke, dass solche Experimente niemals wiederholt werden sollten. Existierende Proben sollten zerstört werden.

Die Forscher argumentieren, dass sie dank der Experimente besser auf einen nächsten Ausbruch des Erregers vorbereitet sein könnten. Wie stehen Sie dazu?
Es reicht, das existierende Virus zu untersuchen – auch um sich auf einen nächsten Ausbruch vorzubereiten. Es ist nicht nötig, das Virus künstlich zu verändern. Die natürliche Entwicklung kann fünf, zehn oder zwanzig Jahre dauern. Es ist niemals klar, wann es passiert. Aber die künstliche Manipulation geschieht sofort. Wir sollten uns mit neuen Mutationen auseinandersetzen, wenn sie passieren. Aber wir sollten sie nicht künstlich erzeugen. Solche Schritte sind nicht zuverlässig aber gefährlich.

Dabei handelt es sich auch nicht um wirkliche wissenschaftliche Forschungen. Denn wie sollte man wissen, ob das Virus wirklich auch in der Natur auf die gleiche Art mutieren wird? Können die Tests im Labor wirklich zeigen, wie sich das Virus ausbreitet? Das geht nicht im Labor. Das geht auch nicht mit Tieren. Man müsste das Virus dafür in die normale menschliche Umgebung bringen.

Also machen die Experimente keinen Sinn?
Ich bin der Meinung, dass ihr Schaden wesentlich größer als ihr Nutzen ist.

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