Im kommenden Jahr werden die Nominallöhne der Deutschen branchenübergreifend steigen. Und zwar um durchschnittlich 2,5 Prozent. Das zeigt der aktuelle Gehaltsreport der Personalberatung Korn Ferry Hay Group, für den mehr als 580 Unternehmen rund 370.000 Vergütungsdatensätze geliefert haben. Zwar dürfte die erwartete Inflation von 1,5 Prozent das Gehaltsplus real deutlich schrumpfen, aber der ein oder andere holt bei Gehaltsverhandlungen vielleicht individuell so viel für sich heraus, dass es sich auch real lohnt.
Im letzten Quartal kann man sich die Verhandlung jedoch schenken, wie Gehaltscoach Martin Wehrle im Interview mit der WirtschaftsWoche sagte: "Normalerweise kommen die Leute erst gegen Ende des Jahres, also im Herbst, auf die Idee. Und dann ist der Gehaltsetat, den man sich wie einen Kuchen vorstellen kann, schon fast vergriffen und die Stücke werden kleiner." Das belegt auch der Gehaltsreport.
Im November und Dezember gibt's nichts
Demnach gibt es im September und Oktober noch vereinzelte Gehaltserhöhungen, im November und Dezember hingegen fallen sie nahezu flach: Im November vergeben nur 0,7 Prozent der Unternehmen noch Zuschläge an Mitarbeiter, die außertariflich bezahlt werden. Im Dezember sind es - es ist ja schließlich Weihnachten - mit 1,8 Prozent ein bisschen mehr. Aber wohlgemerkt: Diese Erhöhungen gibt es nur im außertariflichen Bereich. Wer nach Tarif bezahlt wird, guckt in beiden Monaten in die Röhre.
Die besten Monate für eine Gehaltserhöhung in Deutschland sind demnach der Januar und der April. Im Januar erhöhen 29,5 Prozent der Unternehmen die außertariflichen Gehälter, bei den Tarifverträgen sind es 11,7 Prozent. Im April erhöhen sogar 40,6 Prozent der Betriebe die Bezüge ihrer außertariflichen Mitarbeiter. Zeitgleich steigen die Tarifbezüge der Mitarbeiter im April bei 19,9 Prozent der Unternehmen.
Allerdings wird eher umgekehrt ein Schuh daraus: Wenn die Betriebe ohnehin die Tarifgehälter erhöhen (müssen), nehmen sie dabei auch gleich die außertariflichen Mitarbeiter mit.
Die wichtigsten Tipps für Gehaltsverhandlungen
Überraschen Sie Ihren Vorgesetzten nicht mit einer Gehaltsforderung. Vereinbaren Sie ein Gespräch und machen Sie deutlich, dass Sie über eine Gehaltserhöhung sprechen möchten. Der beste Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung bietet sich vor allem dann an, wenn Sie ein Projekt erfolgreich abgeschlossen, einen Neukunden gewonnen haben oder die Personalbudgets erhöht wurden.
Sammeln Sie im Vorfeld schlagkräftige Argumente für die Gehaltsverhandlung. Welche Erfolge haben Sie seit Ihrer letzten Gehaltserhöhung erzielt? Hat sich Ihr Aufgabenbereich verändert? Haben Sie Teamverantwortung oder Aufgaben, die nicht direkt zu Ihrem Verantwortungsbereich gehören, übernommen? Ihre Argumente müssen Ihre Forderung stützen, wenn Sie wollen, dass sie erfüllt wird.
Informieren Sie sich über marktübliche Gehälter von Fachkräften mit ähnlicher Qualifikation und Berufserfahrung.
Ist aktuell keine monetäre Gehaltserhöhung möglich, sollten Sie nach Zusatzleistungen oder anderen Verbesserungen, wie Zuschüsse zur Weiterbildung, mehr Urlaub oder flexible Arbeitszeiten, fragen. Zeigen Sie Ihrem Arbeitgeber, dass Sie eine Lösung finden möchten, die für beide Seiten akzeptabel ist.
Wichtig ist, bleiben Sie während des gesamten Gesprächs freundlich und professionell. Dies gilt insbesondere dann, wenn aus bestimmten Gründen derzeit keine Gehaltserhöhung möglich ist. Fragen Sie, wann der richtige Zeitpunkt ist, das Thema erneut anzusprechen. Und in der Zwischenzeit sollten Sie weiter daran arbeiten, Ihre Performance zu verbessern und Ideen einzubringen, die das Unternehmen voranbringen.
Dass im Januar viele Betriebe die Gehälter erhöhen, sollte man übrigens nicht zum Anlass nehmen, gleich am 2. Januar 2017 beim Vorgesetzten ins Büro zu platzen und nach mehr Geld zu fragen. "Wenn man dem Chef zu früh auf den Füßen steht, geht der Schuss nach hinten los", weiß Wehrle. "Ende Januar, Mitte Februar oder auch noch im März hat man bessere Aussichten."