Entscheidend für das Glücklichsein seien Faktoren wie Beziehungen, sinnvolle Tätigkeiten in Beruf und Freizeit sowie physische und psychische Gesundheit. Der Lottogewinn könne eine Chance sein, hieran etwas zu ändern - falls man nicht schon materiell abgesichert und zufrieden mit dem eigenen Leben sei, sagt Ruckriegel.
Insofern deckt sich das mit Deatons Forschungsergebnissen. Bayer und Jüssen haben aber nicht nur herausgefunden, dass steter Geldregen besser ist als ein einmaliger Geldsegen, sondern auch, dass Geld die Zufriedenheit auch über ein bestimmtes Gehaltsniveau hinaus steigern kann - wenn der Stress nicht zunimmt. „Die Formel für eine höhere Lebenszufriedenheit lautet demnach: dauerhaft mehr Geld bei gleichbleibender Stundenzahl“, so Bayer. Denn Überstunden wirken sich auf das individuelle Glückniveau aus – allerdings negativ.
Die Typologie der Arbeitnehmer: Wer wie lange arbeitet und wie viel verdient
Im Rahmen der Xing-Arbeitsmarktstudie wurden unterschiedliche Arbeitnehmer-Typen definiert und fünf relevante Segmente gebildet. Eine der Gruppen sind die "Flexiblen", also beispielsweise Teilzeitkräfte oder Projektarbeiter. Zu dieser Gruppe gehören überwiegend jüngere Frauen mit einer durchschnittlichen Ausbildung, einem meist festen Einkommen von unter 2.000 Euro (brutto), in deren Berufsfeld Home Office oft möglich ist. Ihre Arbeitszeit beträgt zwischen 30 und 40 Stunden in der Woche.
Die Wissensarbeiter sind Befragte mit akademischem Abschluss, einem überdurchschnittlichen Verdienst von 3.000 Euro (brutto) und mehr, die in der Kreativwirtschaft, höheren Verwaltung oder Wissenschaft arbeiten. Die Arbeitszeit beträgt selten exakt 40 Stunden in der Woche.
Die "Gehaltsoptimierer" sind überwiegend jüngere Männer mit Berufsausbildung, die selten nach Tarifvertrag beschäftigt sind und in den Bereichen Produktion, Finanzen oder Handel arbeiten. Ihre wöchentliche Arbeitszeit beträgt 40 Stunden oder mehr.
In den sozialen Berufen arbeiten Menschen mit Berufsausbildung und einem oft variablen Gehalt zwischen 2.000 und 3.000 Euro (brutto). Sie arbeiten in den Berufsfeldern Gesundheit, Soziales und Lehre und sind oft in Schichtarbeit tätig.
Blue Collar-Worker sind Arbeitnehmer mit Ausbildung, die oft nach Tarifvertrag beschäftigt sind und auf dem Bau, im KFZ- oder Gastgewerbe arbeiten. Viele von ihnen haben Kinder und arbeiten unter 40 Stunden in der Woche.
"Wer ständig mehr arbeiten muss, wird unglücklicher", sagt Bayer, der am Hausdorff Center for Mathematics und am Institut für Makroökonomik und Ökonometrie der Universität Bonn lehrt und forscht. "Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu vielen anderen Studien, die zu dem Schluss kommen, dass es schon zufriedener macht, überhaupt eine Beschäftigung zu haben als keine." Die Untersuchung deutet daraufhin, dass Arbeitslose also eher darunter leiden, kein Geld zu haben, als darunter, dass der Job an sich fehlt. Das belegen auch die Erkenntnisse von Nobelpreisträger Deaton: ein geringes Einkommen macht Menschen unzufrieden und unglücklich.
Das Erstaunliche: Dauerhafte Gehaltserhöhungen machen zufrieden - und zwar unabhängig von der Höhe. Auch wer nur 100 Euro mehr bekommt, die dafür regelmäßig, ist zufriedener als der, der nur vorübergehend mehr bekommt. Bisherige Forschungen hatten diesen Unterschied unberücksichtigt gelassen und alle Einkommensveränderungen gleich behandelt. Mit dieser Erkenntnis ausgestattet könnte man nun in die nächste Gehaltsverhandlung gehen.