Die Kündigung ist raus, die Vorfreude auf den nächsten Job oder der Frust über die Kündigung sind groß - da fällt es schwer den alten Job noch motiviert über die Bühne zu bekommen. Wer nicht das Glück hat, sofort freigestellt zu werden, muss in den letzten Wochen einer Menge Fettnäpfchen ausweichen. Die Knigge für den gekonnten Abgang.
Tipps für das Kündigungsgespräch
Verwenden Sie keinesfalls Sätze wie: „Es wird schon nicht so schlimm werden!“, „Mach Dir keine Sorgen!“ oder „Das Leben geht doch weiter!“
Floskeln vermitteln dem Gekündigten nur, dass Sie mit seinen Emotionen nicht zurechtkommen. Sie wirken dadurch verunsichert. Ihre möglicherweise gute Absicht, Trost zu spenden, wird jedenfalls nicht erreicht.
Sagen Sie nicht: „Wenn ich hätte wählen können, hätte ich den Müller rausgeworfen, nicht Dich!“ oder „Was soll ich denn machen? Ich habe das ja nicht entschieden!“
So vermitteln Sie nur Hilflosigkeit und verdrehen das Geschehen auf eine fast unlautere Art und Weise: Sie zwingen den Anderen, Sie als „Opfer“ mit seinem berechtigten Schmerz zu verschonen. Außerdem müssten Sie damit rechnen, dass der betroffene Mitarbeiter seinen Gefühlen bei den Kollegen freien Lauf lässt.
Gehen Sie nicht lax oder fahrlässig mit den Gefühlen Ihrer verbliebenen Mitarbeiter um! Sparen Sie sich scheinbare Aufmunterungen wie „Ihr könnt Euch freuen, Euch betrifft es ja nicht!“
Erkennen Sie stattdessen deren Emotionen an. Es ist für niemanden einfach, wenn Kollegen entlassen werden – die Gefühle bewegen sich von Hilflosigkeit, Scham und schlechtem Gewissen gegenüber den gekündigten Kollegen bis hin zu Sorge und Ärger aufgrund der neuen Mehrarbeit.
Machen Sie grundsätzlich keine Aussagen über anstehende Entlassungen. Falls aber einer Ihrer Mitarbeiter nachfragen sollte, geben Sie ihm kleine Bissen Information. So vermeiden Sie, dass die Gerüchteküche erst richtig brodelt und möglicherweise unter den Mitarbeitern ein Hauen und Stechen beginnt.
Bleiben Sie bei der Wahrheit! Geben Sie den Bleibenden keine anderen Begründungen für die Kündigung als dem Gekündigten. Wenn auch nur einer der entlassenen Kollegen über die wahren Hintergründe spricht, haben Sie Ihr Image nachhaltig geschädigt. Das Vertrauen in Sie als Vorgesetzter ist dann verloren. In so einem Fall ist es sehr schwer, eine Mannschaft wieder in die Spur zu bringen.
1. Negative Emotionen vermeiden
Nach ihrem Rauswurf bei Yahoo war die ehemalige Chefin Carol Bartz stinksauer. In einem Interview mit dem US-MagazinFortune rechnete die damals 63-Jährige mit ihrem Arbeitgeber ab. “These people fucked me over” - gelinde gesagt: “Diese Leute haben mich verarscht”. Auch wenn sie ihrer Wut damit Luft gemacht hat, steht ihr Gefühlsausbruch nicht unbedingt für einen souveränen Abgang. Karriereexperten wie Svenja Hofert raten: Nach der Kündigung sollte man, wenn überhaupt, nur positive Gefühle zulassen. Auch wenn man traurig und frustriert sei, sagt Hofert, sollten die Mitarbeiter versuchen, in dieser Situation die Fassung zu waren. Mit Allgemeinplätzen wie “Ich freue mich auf neue Herausforderungen” oder “Ich gehe mit einen lachenden und einem weinenden Auge” ließen sich solche Momente überwinden. Ein Tränchen zum Abschied bei einem Kollegen im Büro, das könne man aber schon verdrücken.
2. Motiviert bleiben
Auch wenn es schwer fällt: Die Motivation und das Engagement sollte man so gut es eben geht aufrecht erhalten, weiß Karriereberaterin Sigrid Frank. Denn man wisse nie, in welchem Kontext man seinen Kollegen oder dem Chef in Zukunft über den Weg laufen wird. Frank ist überzeugt: man sollte die Resignation überwinden. “Das klingt nach einer abgedroschenen Floskel, aber in einigen Branchen ist garantiert, dass man sich mindestens zweimal im Leben begegnet”, sagt Frank. Daher gilt: Eigene Projekte sauber übergeben und dem Nachfolger die Handynummer für Notfälle dalassen.
3. Der Umtrunk
Abschiedsfeier: Ja oder Nein? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Hamburger Karriereberaterin Svenja Hofert hält solche Abschiedsrunden für nicht immer passend. “Oft reicht ein Händedruck. Gerade wenn beim Abschied Frust im Spiel war, sollte man nicht allzu viel Wirbel machen ”, sagt Hofert. Sie rät dazu, lieber im vertrauten Kreis Mittag Essen zu gehen oder sich später noch mal zu verabreden. Sigrid Frank ist anderer Meinung: Ein bisschen Kaffee und Kuchen könne man schon springen lassen, wenn man sich gut mit den Kollegen verstanden hat.
"Der letzte Ton muss stimmen"
4. Die letzten Worte
“Vielen Dank für die tolle Zusammenarbeit. Ich habe sehr viel gelernt” - diese Worte hat jeder schon mal gehört. Kein Wunder: Diese Abschiedsworte tun niemandem weh, allerdings wird sie auch niemandem in Erinnerung bleiben. Daher rät Beraterin Frank: Witzige Anekdoten aus dem Arbeitsalltag können eine Abschiedsrede auflockern. “Das ist wie bei Opernsängern, der letzte Ton muss stimmen”, sagt Sigrid Frank. Den alten Kollegen den Mund wässrig zu reden ist aber tabu: “Das neue Gehalt oder der anstehende Urlaub am Sandstrand, diese Neuigkeiten sollte man besser für sich behalten”, sagt Frank. Wer wirklich unvergesslich bleiben will, sollte sich ein Beispiel an einem Anwalt der US-Kanzlei Alston & Birdschien nehmen. Er bedruckte ein schwarz-weiß Portrait mit den Daten seines ersten und letzten Arbeitstages. Viele seiner Kollegen hielten das Foto für eine Todesanzeige.
5. Die Abschiedsmail
Auch Email-Verteiler können einen zur Legende machen: Mit seiner letzten Mail an seine Kollegen bei Google stiftete Jason Shugars für Aufsehen. “So long, suckers! I’m out!”, lauteten seine letzten Worte vor Abgang. “Bis dann, ihr Lutscher! Ich bin weg!” Was bei Google für Lacher sorgte, würde die Vorgesetzten in manch anderer Firma verärgern. Sich über den Verteiler bei “allen” zu verabschieden - davon rät Karrierecoach Hofer ab. Stattdessen sollte man sich Mühe geben, jene Kollegen, mit denen man weiterhin in Kontakt bleiben möchte, anzusprechen. Auch ein Hinweis auf soziale Netzwerke wie Facebook oder Xing könnte man einfügen. “So lässt sich leicht Kontakt mit den Kollegen halten, an denen einem etwas liegt”, sagt Hofer.
Wer im Gedächtnis bleiben will und keine Angst hat sich zum Affen zu machen, könnte seinen Abgang auch gesanglich verkünden. Wie Phil Sipka, der die Kündigung seines Jobs als Barista in einer US-Kaffeehauskette im Chor vortrug. Das Video lief in der Show des US-Showmasters Steve Harvey. Ob Ernst oder gestellt, darüber streiten die Kommentatoren auf Youtube allerdings.