Schaut man sich einmal die Zahlen zu den Uniabsolventen in Deutschland an, ist der Bachelorabschluss ein Erfolgsmodell: Die Zahl der Absolventen an Unis und Fachhochschulen ist 2013 im zwölften Jahr in Folge gestiegen. 436.400 Männer und Frauen haben eine Abschlussprüfung bestanden - sechs Prozent mehr als im Vorjahr.
Die größte Gruppe der Absolventen (47,5 Prozent) erwarb einen Bachelorabschluss, gefolgt vom Master (18 Prozent) und den traditionellen universitären Abschlüssen wie Diplom (14,7 Prozent). 6,3 Prozent schlossen eine Promotion ab. Einen herkömmlichen Fachhochschulabschluss erreichten 4,0 Prozent.
Die beliebtesten Abschlüsse
Auch wenn die Bachelor-Abschlüsse in Deutschland eingeführt wurden, um der Wirtschaft besser spezialisierte Arbeitskräfte zuzuführen - als High Potentials gelten die Bachelor-Studenten nicht. Zumindest nicht bei den Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Erstaunlicherweise sind auch die Uniabgänger mit Doktortitel nicht Arbeitgebers Darling. Ähnlich wie die Bachelor-Studenten rangieren Promovierte eher unter ferner liefen, wenn es um die Suche nach High Potentials geht.
Der Master-Abschluss ist besonders in Österreich beliebt. In der Schweiz gelten auch Fachhochschulabsolventen mit Master-Qualifikation als begehrte High Potentials.
In Deutschland ist das Diplom immer noch der am meisten angesehene Abschluss - Bologna-Reform hin oder her. 99 Prozent der befragten deutschen Chefs suchen Uniabsolventen mit Diplom.
Nur trauen die Absolventen ihrem Zeugnis offenbar nicht. Aus einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach zu den Studienbedingungen 2014 geht hervor, dass 73 Prozent der Studenten glauben, nur mit einem Master bessere Karriere- und Verdienstmöglichkeiten zu haben. Ebenso viele erwarten, dadurch allgemein bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben.
Dabei sollte das Bachelor-Studium eigentlich ein vollwertiger Hochschulabschluss sein, der die Studierenden für den Einstieg in das Berufsleben ausreichend qualifiziert. Daran glauben allerdings nur 23 Prozent der Befragten, 54 Prozent sind vom Gegenteil überzeugt.
In der Konsequenz wollen 61 Prozent der heutigen Bachelor-Studenten noch einen Master-Abschluss draufsatteln - sicher ist sicher. Und selbst die, die auf den Master-Abschluss verzichten, glauben nicht daran, ausreichend auf das Berufsleben vorbereitet zu sein. Nahezu jeder Zweite (49 Prozent) hat daran erhebliche Zweifel. Ein ähnlich trübes Meinungsbild zeichnet auch eine Umfrage des "freien Zusammenschlusses von StudentInnenschaften" (fsz).
Der Grund: Die jungen Akademiker sind fest davon überzeugt, dass Unternehmen keine Bachelor-Absolventen wollen. Nur jeder fünfte Studierende glaubt, dass Arbeitgeber den Bachelor-Abschluss als vollwertigen Hochschulabschluss anerkennen, 53 Prozent widersprechen. Und das, obwohl seit der Unterzeichnung der Bologna-Erklärung bereits 15 Jahre vergangen sind und bereits 87 Prozent aller Studiengänge auf das gestufte Studiensystem von Bachelor und Master umgestellt wurden.
Zum Teil haben sie mit ihren Befürchtungen sogar Recht: Die Studie "JobTrends Deutschland 2013" des Kölner Staufenbiel-Instituts zeigt, dass 86 Prozent der befragten Arbeitgeber Master-Absolventen bevorzugen, lediglich 38 Prozent wollen Bachelorstudenten. Personaler und Führungskräfte bemängeln mangelnde praktische Erfahrung und fehlende Reife bei den Jungakademikern.
Das Gap-Year als Lösung?
In diese Lücke stoßen diverse Anbieter von sogenannten Gap-Years, in denen die Nachwuchskräfte reifen sollen. So bieten beispielsweise die Unternehmen Allianz, Bertelsmann, Henkel und McKinsey & Company ein gemeinsames Programm für Top-Studenten an. Zwischen Bachelor und Masterstudiengang soll den Einser-Kandidaten die Praxis mit diversen bezahlten Praktika nahegebracht werden.
Worauf man bei einem Gap Year achten sollte
Studenten sollten früh die Entscheidung für ein Gap Year treffen und planen, was sie vorhaben: mindestens ein Jahr vorher die ersten Bewerbungen verschicken, Reisen planen, sich nach Sprachkursen umsehen. So wird die Zeit nicht knapp, und es bleibt Raum für einen Plan B.
"Ein Gap Year muss man später immer gut verkaufen können", sagt Personalberater Andreas Schwarz, "man kann auch mit einem Praktikum Zeit verschwenden." Etwa dann, wenn man in einem dreimonatigen Praktikum schon nach wenigen Wochen gemerkt hat: Das ist nichts für mich. Wer nicht aufpasst, verliert durch ein Pausenjahr womöglich den Anschluss. Wer sich geschickt anstellt, hat aber umgekehrt auch die Chance, im Gap Year schon seinen künftigen Arbeitgeber kennenzulernen – das ist mehr wert als gute Noten.
Ein Praktikum bei einem Dax-Konzern, eine Reise nach Asien, ein soziales Projekt in Afrika – ein Gap Year lässt sich mit vielen Aktivitäten füllen. Doch das wahllose Aneinanderreihen verschiedenster Ideen führt nicht ans Ziel. Auf die richtige Mischung kommt es an: Ein achtwöchiger Trip durch Südafrika könne da wertvoller sein als manche Seminararbeit, bestätigt etwa Henkel-Personalentwickler Jens Plinke. Oder eine neue Sprache zu lernen – eine willkommene Abwechslung, wenn man schon zwei Praktika hinter sich hat.
Die gute Nachricht: Auch wer es ohne Gap Year und Master-Abschluss auf dem Arbeitsmarkt versucht, findet einen Job. Nur passt der in vielen Fällen nicht zur vorhandenen Qualifikation. Mehr als jeder fünfte Hochschulabsolvent mit Bachelor-Titel muss sich auf dem Arbeitsmarkt zumindest zum Einstieg unter Wert verkaufen, wie eine Studie des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft zeigt. Demnach haben knapp 20 Prozent der Fachhochschul- und sogar 28 Prozent der Universitätsabgänger ein Jahr nach ihrem Abschluss einen Job keinen angemessenen Job. Die Arbeit fällt dann weder in die studierte Fachrichtung noch setzt sie überhaupt einen Hochschulabschluss voraus.
Am höchsten ist die Wahrscheinlichkeit für eine dem Abschluss angemessene Beschäftigung für Ingenieure von der Fachhochschule (64 Prozent), am geringsten für Sprach- und Kulturwissenschaftler mit Universitätsabschluss (29 Prozent). Diese Unterschiede schlagen sich auch in der Zufriedenheit der befragten Bachelor nieder. So sind fast zwei Drittel der Fachhochschulabsolventen mit ihrer beruflichen Situation insgesamt (sehr) zufrieden, hingegen nur 56 Prozent der Universitätsabgänger.
Ähnlich fällt auch das Ergebnis einer älteren HIS-Absolventenbefragung aus. Die Zahl derer, die trotz Hochschulabschluss bloß besser bezahlte Bürohilfskräfte sind, hat sich demnach in den vergangenen zwei Jahren nicht dramatisch verändert. Neu ist bloß, dass die FH-Bachelorabsolventen als Honorarkräfte besser verdienen als die Kommilitonen von Hochschulen. Wer also auf einen Master-Abschluss verzichten will, sollte an einer FH studieren - das lohnt sich letztlich finanziell.