Karrieretipps So stechen Sie aus der Masse heraus

Quelle: imago images

Es gibt Menschen, die auf jede Bewerbung eine Absage bekommen. Und es gibt die, die von Arbeitgebern umgarnt werden und laufend interessante Jobs angeboten bekommen. Mit diesen Tipps gehören Sie zu Letzteren.

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Was ist der Unterschied zwischen Menschen, die mehrere Bewerbungen pro Monat absenden und ebenso viele Absagen kassieren – und solchen, die scheinbar ohne Anstrengungen von verschiedenen Arbeitgebern umgarnt werden und laufend interessante Jobs angeboten bekommen? Letztere verfügen am Arbeitsmarkt über eine ausgeprägte „Unique Selling Proposition“, kurz USP – und erstere nicht.

Wer über eine solche Karriere-USP und damit über klare Alleinstellungsmerkmale verfügt, profitiert beruflich erheblich. Er hat mehr Auswahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Arbeitgebern und Jobs, Verhandlungsmacht bei Gehaltsverhandlungen, höhere Gestaltungsfreiräume bei Arbeitszeit, -ort und Aufgabenzuschnitt sowie das gute Gefühl, mit seinen Kompetenzen und Erfahrungen gefragt zu sein. Das wiederum führt zu einer höheren Zufriedenheit im Job.

Trotzdem nutzt die Mehrheit der Arbeitnehmer die verfügbaren Gestaltungsräume nicht, um gezielt eine persönliche Karriere-USP auszubauen. Viele sind mit diesem Prinzip bislang gar nicht vertraut und verschenken damit wertvolles Karrierepotenzial.

Zur Person

Doch gerade vor dem Hintergrund der massiven Veränderungen am Arbeitsmarkt wird es für die eigene Karriere umso wichtiger, sich gezielt mit der Frage auseinanderzusetzen, was gegenwärtig und zukünftig die Basis für eine nachhaltig erfolgreiche Karriere-USP sein kann.

Die „Marktgesetze“ einer Karriere-USP

Was also ist das „Geheimnis“ von Menschen, die über eine klare Karriere-USP verfügen? Was führt zu jenen Alleinstellungsmerkmalen, die das Interesse diverser Arbeitgeber wecken und sie dazu motivieren, auf individuelle Forderungen und Wünsche einzugehen und sogar die ein oder andere individuelle Macke zu akzeptieren?

Die gute Nachricht lautet: Grundsätzlich hat jeder die Möglichkeit, an seiner eigenen Karriere-USP zu arbeiten und im weiteren Karriereverlauf Schritt für Schritt auszubauen. Sie kann auf vielen Wegen erworben werden und in diversen Formen auftreten. Sie ist weder an Alter noch an Geschlecht oder an einen bestimmten Ausbildungshintergrund gekoppelt.

Was Menschen mit einer klaren Karriere-USP gemeinsam haben: Sie haben das Marktgesetz von Angebot und Nachfrage verstanden und dabei zwei zentrale Aspekte in ihrem Werdegang umgesetzt. Erstens haben sie es geschafft, ihr persönliches Qualifikationsprofil konsequent an der Nachfrage am Arbeitsmarkt auszurichten. Genau das, was sie können, wird von vielen Arbeitgebern benötigt. Zweitens haben sie sich geschickt so positioniert, dass sie als „Gesamtpaket“ mit ihren Kompetenzen, Erfahrungen, Kontakten und ihrem Auftreten kaum mit anderen Kandidaten vergleichbar sind. Damit sichern sie sich eine einzigartige Positionierung am Arbeitsmarkt.

Den Mainstream verlassen

Wie lässt sich eine solche Karriere-USP nun systematisch aufbauen?

Die meisten Menschen lassen sich bei der Wahl der einzelnen Stationen ihres Werdegangs davon leiten, was ihren persönlichen Interessen und Begabungen am meisten entspricht.

Das ist richtig und wichtig, doch lohnt es sich, zudem auch die gegenwärtige und zukünftige Nachfrage nach einem solchen Gesamtpaket im Blick zu haben. Zudem sollte auch nicht ignoriert werden, ob und wie viele andere Menschen ein sehr ähnliches Qualifikationsprofil aufweisen. Ein klassisches BWL-Studium stellt grundsätzlich eine solide, nicht jedoch eine seltene Qualifikation dar. Einzigartigkeit und Verhandlungsmacht am Arbeitsmarkt werden durch ein BWL-Studium noch nicht hervorgerufen.

Aus der breiten Masse hervorstechen

Beim Aufbau einer persönlichen Karriere-USP geht es darum, sich zusätzlich folgende Fragen zu stellen: Was passt zu mir? Wonach gibt es bei vielen Arbeitgebern nachhaltig eine Nachfrage? Und wie kann ich mich geschickt so positionieren, dass ich aus der breiten Masse hervorsteche und mit meinem Gesamtpaket etwas mitbringe, das außer mir kaum jemand anzubieten hat?

Hierzu gehört der Mut, bewusst Abkehr vom Mainstream zu nehmen und sich zu trauen, ein einzigartiges Profil zu entwickeln. Es ist kein Geheimnis, nach welchen Qualifikationen und Erfahrungen Arbeitgeber gegenwärtig fast verzweifelt suchen. Hier hilft ein Blick in die großen Jobportale, um dafür ein Gefühl zu bekommen.

Jemand, der sich auf IT-Sicherheit, Data Analytics oder Artificial Intelligence spezialisiert hat, dürfte kaum Probleme haben, sich seinen Arbeitgeber aussuchen zu können. Auch mit nicht-technologischen Kompetenzen wie beispielsweise die Fähigkeit, Mandarin zu sprechen sowie interkulturell, interdisziplinär und innovativ arbeiten zu können, kann man sich gut positionieren.

Was den Blick in die Zukunft betrifft, geben diverse Studien wie beispielsweise die „Future Jobs Survey“ vom World Economic Forum Auskunft darüber, wie sich die Nachfrage nach bestimmten Qualifikationsprofilen in Zukunft verändern wird. Der strategisch orientierte Blick in die Zukunft ermöglicht es, sich frühzeitig weiterzubilden, entsprechende Erfahrungen zu sammeln und sich vor dem Mainstream als Experte in einem bestimmten Themengebiet zu positionieren.

Welche besonderen Anforderungen sind im digitalen Zeitalter zu beachten?

Bislang galt bei der Entwicklung einer persönlichen Karriere-USP die Devise, dass es darum geht, sich mit seinem Qualifikationsprofil von anderen Menschen zu differenzieren. In Zeiten von fortschreitender Automatisierung, lernenden Robotern und künstlicher Intelligenz kommt Konkurrenz nun auch aus einer ganz anderen Ecke.

Denn mit diesen Entwicklungen kommt es zu drastischen Veränderungen am Arbeitsmarkt, bei denen nicht nur physische Routinearbeiten verschwinden oder sich enorm verändern werden, sondern auch anspruchsvolle, geistige Tätigkeiten.

Damit sind auch Akademiker von dieser Entwicklung betroffen. In Zukunft wird es über alle Qualifikationsebenen hinweg „digitale Flüchtlinge“ geben. Damit sind Menschen gemeint, die von ihrem bisherigen Arbeitsplatz vertrieben werden, weil sich neue Technologien rasant durchsetzen und sie ihre berufliche Heimat verlieren werden.

20 fiese Fragen, 20 clevere Antworten im Vorstellungsgespräch

Jedes Nachwuchstalent, jeder Mitarbeiter und jede Führungskraft sollte sich daher der Reichweite und Veränderungswirkung dieser Entwicklung bewusst sein und vorausschauend die eigene Arbeitsmarktfähigkeit bei der Gestaltung des persönlichen Werdegangs in den Fokus rücken. Der Aufbau einer persönlichen Karriere-USP erfährt vor diesem Hintergrund eine besondere Bedeutung.

Wer sich nachhaltig erfolgreich am Arbeitsmarkt der Zukunft positionieren möchte, sollte sich gezielt Kompetenzen aneignen und weiter ausbauen, die uns als Menschen weiterhin von Robotern, lernenden Maschinen und cleveren Algorithmen differenzieren werden. Hierzu zählen beispielsweise Sozialkompetenzen wie Einfühlungsvermögen sowie wertschätzende Kommunikation und Führung mit Fingerspitzengefühl.

Auch mit Methodenkompetenzen wie strategischem oder unternehmerischem Denken und Handeln oder Kreativitätstechniken kann man punkten.

Diese Informationen haben im Lebenslauf nichts verloren

Schlussendlich muss uns allen bewusst sein, dass Investitionen in unsere persönliche Karriere-USP Investitionen in unsere zukünftigen Chancen am Arbeitsmarkt darstellen. Wer hier den Anschluss verliert, riskiert sie. Wer jedoch die Herausforderung annimmt und kontinuierlich in seine persönliche Karriere-USP investiert, lernfähig und veränderungsfreudig ist, dem dürften rosige Zeiten am Arbeitsmarkt bevorstehen. Es lohnt sich also, sich auf den Weg zu machen. 

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