Motel-One-Chef Dieter Müller Vom Buchhalter zum Hotelbetreiber

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Akribischer Rechner, aber kein Finanz-Diktator

Überstunden sollen im gleichen Monat mit Freizeit ausgeglichen werden. Und ab April kooperiert Müller mit der auf Hotelfachleute ausgerichteten Fachhochschule IUBH in Bad Honnef. Auf einem eigens geschaffenen Campus in einem Motel One im Münchner Süden erhalten seine 1700 Mitarbeiter Fortbildungen, außerdem gibt es Kurse für künftige Abteilungsleiter. „Ein gutes Instrument, um Mitarbeiter zu binden“, sagt Müller. Und ein Ort für neue Ideen – etwa für weniger Verpackung und mehr Bioprodukte am Frühstücksbuffet.

Der beste Rat meines Lebens
Guter Rat ist teuer Quelle: WirtschaftsWoche Online
Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann: In andrer Glück sein eignes findenIch war noch ein Junge, als mir mein Vater das Gedicht von Christoph Martin Wieland aufschrieb: „In andrer Glück sein eignes finden, ist dieses Lebens Seligkeit. Und andrer Menschen Wohlfahrt gründen, Schafft göttliche Zufriedenheit.“ Seine tiefe Weisheit hab ich erst in der Finanzkrise vollständig erfasst. Unternehmen haben eine gesellschaftliche Aufgabe: sozialen Mehrwert zu schaffen. Die erste Aufgabe von Managern ist es, Gewinn zu erwirtschaften. Aber nicht des Gewinnes selbst wegen, der ist nur Mittel zum Zweck, damit das Unternehmen wachsen und neue Produkte entwickeln, Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen – kurz Wohlfahrt gründen – kann. Quelle: dpa
Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner: Wenn du es eilig hast, nimm einen UmwegAls ich darüber grübelte, was wohl das richtige Studium wäre, um ein berühmter Journalist zu werden und mir mein gesamter Bekanntenkreis und alle Profis rieten, Publizistik zu studieren, fragte ich zur Sicherheit noch Artur Joseph, Journalist und väterlicher Freund meiner Mutter. Er sagte: „Es ist egal, was du studierst, nur ein Fach auf keinen Fall: Publizistik“. Ich war verwirrt: „Aber das ist doch der direkte Weg?“ „Und deshalb ist es falsch. Wenn du es eilig hast, mach einen Umweg“. Er fragte mich, worüber ich am liebsten schreibe. Ich studierte Musik, Literatur und Theater. Zwei Jahre später war ich freier Musikkritiker bei der FAZ. 20 Jahre später CEO von Axel Springer. Quelle: dpa
Henkel-Chef Kasper Rorsted: Mach es richtigMein Vater sagte mir schon als Teenager: Man kann als Schüler kein gutes Abitur machen, wenn man zehn Jahre in der Schule schläft, und auch an der Universität keinen guten Abschluss erzielen, wenn man erst kurz vor den Prüfungen anfängt, ernsthaft zu arbeiten. So ist es auch im Geschäftsleben. Es wird kein erfolgreiches Geschäftsjahr geben, wenn schon die ersten zwei Quartale schlecht gelaufen sind. Wenn man sich entschieden hat, etwas zu tun, dann natürlich auch richtig. Quelle: dpa
Allianz-Chef Michael Diekmann: Eine kleine Lüge wird immer größer„Eine kleine Lüge wird immer größer“, das war der beste Rat, den ich bekommen habe. Immer wieder habe ich erlebt, dass Unwahrheiten ihren Schöpfer einholen und womöglich übermannen. Deshalb rate ich zur Aufrichtigkeit. Nicht nur privat; beruflich erst recht. Ich finde es künstlich, die zwei Bereiche unter diesem Aspekt zu unterscheiden. Wenn ich beruflich handle, tue ich dies als Person. Quelle: dpa
UBS-Chef Sergio Ermotti: Der beste Rat ist der, den man sich holtFragen Sie andere um Rat, wenn Sie nicht weiterwissen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, im Gegenteil. Aber wählen Sie Ihre Berater sorgfältig aus. Und messen Sie die Qualität der Ratschläge stets daran, ob und wie gut diese auf Ihre eigenen Bedürfnisse und Ziele zugeschnitten sind. Dies zu beurteilen kann Ihnen kein Berater abnehmen. Quelle: REUTERS
Unternehmer Reinhold Würth: Von der Pike auf lernenDer beste Rat meines Lebens war die Entscheidung meines Vaters, mich nach den acht Pflichtschuljahren von der Schule zu nehmen und mich als ersten Lehrling in seinem Unternehmen zu beschäftigen. Noch heute, 64 Jahre später, bin ich meinem Vater dafür dankbar, denn über die Lehrzeit hinaus konnte ich noch zwei weitere Jahre bis zu seinem Tod mit ihm zusammen arbeiten. Dadurch war ich wohlgerüstet, die kleine, solide Schraubengroßhandlung mit zwei Mitarbeitern weiterführen zu können und wachsen zu sehen bis zu einer Unternehmensgruppe mit zehn Milliarden Euro Umsatz. Quelle: dpa

Akribischer Rechner

Die Folge: Laut interner Befragung liegt die Mitarbeiterzufriedenheit mit 86 Prozent so hoch wie nie. Das Unternehmen räumt europaweit Preise für Service und Gastfreundschaft ab und ist ein beliebter Arbeitgeber.

Auch weil Müller zwar ein akribischer Rechner ist, aber kein Finanz-Diktator. Reisekostenrichtlinie? Gibt es nicht: „Ich will Konzernstrukturen vermeiden und vertraue darauf, dass meine Mitarbeiter im Sinne des Unternehmens entscheiden.“

Er selbst fliegt ausschließlich Privatmaschine, weil das für ihn „die effektivste Form des Reisens“ ist. Fährt Porsche und Bentley. Nächtigt auf Dienstreisen meist in Hotels der eigenen Kette. So bekommt er das beste Gefühl für den Zustand des Unternehmens. Oder er lässt sich schon mal für eine Nacht vom Angebot seiner Konkurrenten inspirieren.

Selbst in seinen Privatdomizilen am Starnberger See, auf Mallorca und in Kitzbühel sind die Kissen türkis, wartet ein Egg Chair auf den Hausherrn, wenn er vom Job, dem Golfplatz, vom Wandern oder einer Skitour zurückkommt.

Müller hält zwar weiterhin die Stimmrechtsmehrheit, aber nur noch gut ein Fünftel der Anteile an Motel One. Neben der Investmentbank Morgan Stanley zählt auch SAP-Gründer Dietmar Hopp zu seinen Miteigentümern. Mindestens fünf Jahre will Müller noch Vorstandschef bleiben. Die Übergabe an seinen 36-jährigen Sohn Daniel, der derzeit als Vorstand die operative Leitung der Hotels verantwortet, ist aber längst nicht ausgemacht. „Bisher ist er einen guten Weg gegangen. Aber das Unternehmen muss funktionieren“, sagt Müller. „Man wird sehen, was die Zukunft bringt.“

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