Der Eingang liegt gleich rechts neben dem Haupt-Entrée des Berliner Hilton-Hotels. Hinter der Tür wartet der Aufzug, der Mitglieder des Berlin Capital Clubs und ihre Gäste in den siebten Stock bringt. Dort, in der obersten Etage, empfängt sie der Blick auf den Gendarmenmarkt, der mit dem Pariser Platz um den Rang des schönsten Karrées wetteifert. Seit zehn Jahren gibt es den „Club der armen Reichen“, wie die Einrichtung in Anspielung auf die wirtschaftlich bescheidene Situation Berlins schon spöttisch genannt wurde.
Guter Koch und gutes Netzwerk
Der ehemalige Bahn-Chef Heinz Dürr, der den Club mit gründete, schätzt das Netzwerk, das Unternehmer, Anwälte und Vertreter großer Firmen dort knüpfen: „Dieses Netz ist sehr brauchbar.“ Auch nicht zu unterschätzen: „Wir haben einen sehr guten Koch.“ Immer wieder an den Tischen gesichtet werden Kanzleramtsminister Ronald Pofalla oder Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit.
Der frühere Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie und Strippenzieher Ludolf von Wartenberg ist häufiger anzutreffen. Auch der ehemalige grüne Oberrealo und heutige Unternehmensberater Joschka Fischer findet den kurzen Weg von seinem Büro quer über den Gendarmenmarkt.
Noch als Außenminister speiste er mit dem terrorgefährdeten afghanischen Präsidenten Hamid Karsai hier im oberen Stock, weil der Club nur durch einen abgeschirmten Aufzug zu erreichen ist. In den Nebenräumen lassen sich auch schon mal Dax-Vorstände von Rhetorik-Trainern für öffentliche Auftritte fit machen.
Für Geschäftsleute ist der Knotenpunkt ausgesprochen praktisch. Regelmäßig sprechen Politiker und Wirtschaftsleute vor den Mitgliedern. Dieses Jahr waren bereits SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, seine Grünen-Kollegin Renate Künast und der scheidende Bertelsmann-Boss Hartmut Ostrowski Gastredner.
Gegenstand wildester Spekulationen
Die Einrichtung – eine Mischung aus zweifelhaftem Hilton-Schick mit groß gemusterten Teppichen sowie Messing und schweren Vorhängen – macht den Capital Club zum biedersten Treffpunkt der Mächtigen. Mitmachen darf, wer 4200 Euro Aufnahmegebühr und 1375 Euro Jahresbeitrag bezahlt.
Vorher jedoch muss ein Mitglied seine Empfehlung ausgesprochen und das Aufnahmekomitee zugestimmt haben. Immerhin 40 Prozent sind Frauen, insgesamt zählt der Club inzwischen 1500 eingeschriebene Mitglieder. Um ihre Namen macht der Verein ein Geheimnis. Wenige sind bekannt: die Chefin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Hildegard Müller, ebenso Vattenfall-Europe-Chef Tuomo Hatakka.
Und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Er schätzt die Vertraulichkeit und das Ambiente über dem Gendarmenmarkt. Der CSU-Politiker ist auch Familienunternehmer und sagt, was ihm gefällt: „Nicht jede informelle, aber quasi öffentliche Begegnung mit Persönlichkeiten aus den denkbar verschiedensten Bereichen muss schließlich zum Gegenstand wildester Spekulationen werden.“