Der Firmeninhaber, der sich in seine Sekretärin verguckt. Oder die Chefärztin, die sich in den Krankenpfleger verliebt. Die Geschichten sind beinahe so alt wie die Marktwirtschaft selbst – und mindestens so umstritten. Angeblich lernen sich fast 30 Prozent aller Pärchen am Arbeitsplatz kennen. Problematisch wird es allerdings dann, wenn die Partner nicht auf derselben hierarchischen Ebene stehen.
Auch für Margit Scheller-Wegener kam die Liebe am Arbeitsplatz daher nicht infrage. Sie ist heute Personal- und Kommunikationsleiterin bei der Kommunikationsagentur Braunwagner in Aachen. Ihre Karriere begann sie einst in einer großen Unternehmensberatung. Doch dann verliebte sie sich in einen der Partner – und verließ das Unternehmen freiwillig. Nicht gerade romantisch, aber verständlich.
Eine Beziehung beim selben Arbeitgeber ist heikel. „Angestellte, die mit einer Führungskraft zusammen sind, stehen im Verdacht, Sprachrohr auf der einen und Abhörgerät auf der anderen Seite zu sein“, sagt Führungskräftecoach Karin Kuschik. Manch ein Konzern setzt da lieber gleich auf Verbote: Die US-Supermarktkette Walmart versuchte 2005, das auch für deutsche Filialen einzuführen. Damit scheiterte der Konzern zwar vor Gericht, das sei nicht mit dem Grundgesetz vereinbar.
Trotzdem sehen die meisten Arbeitgeber innerbetriebliche Beziehungen skeptisch. Offen zugeben mag das kaum jemand, aber die meisten haben vor allem bei unterschiedlichen Hierarchieebenen klare Regeln. Dann überlegen sie gemeinsam, ob es nicht besser wäre, mindestens einen von beiden in einer anderen Abteilung unterzubringen, um Störungen im Teamgefüge vorzubeugen.
Das haben anscheinend auch die meisten Deutschen verstanden. Im Jahr 2013 lehnte in einer Forsa-Umfrage die Mehrheit eine Affäre im Büro ab. Und in einer weltweiten Studie des Karriereportals Monster aus dem Jahr 2014 hielten sie 58 Prozent sogar für karriereschädlich.
5. Tugend: Wohlwollen
Wenn der Chef mit einem Notizbuch durch die Firma läuft, dann kann dem ein oder anderen Angestellten schon mal angst und bange werden. Was notiert der sich da jetzt? Habe ich etwas Falsches gesagt? Oder gemacht? War die Kaffeepause doch keine so gute Idee? Bei der Bielefelder Marketingberatung Pluris Consulting hingegen freuen sich die Angestellten, wenn Michael Höfelmeier den Kugelschreiber zückt oder in sein Handy tippt. Denn bei dem Geschäftsführer steckt dahinter ein besonderes System.
Höfelmeier notiert keine Fehler, sondern gute Leistungen. Dadurch weiß er im Mitarbeitergespräch, wer vor ihm sitzt. „Wohlwollen lässt sich mit Empathie übersetzen“, sagt Anselm Grün, „und die schafft Verbundenheit und Wertschätzung für den Blickwinkel des anderen.“ Genau das will Höfelmeier erreichen.
Was für die kleine Beratung richtig ist, das ist für Großunternehmen nicht falsch. „Manager müssen logisch denken, aber auch psychologisch“, sagt Experte Kastner. „Sie müssen konkret schauen, wie Menschen ticken, wie sie sie ansprechen oder anregen.“ Ein wenig mehr Lob kann schon helfen. Das motiviert Mitarbeiter und bindet sie ans Unternehmen. „Allerdings muss Wertschätzung präzise erfolgen und nicht inflationär“, sagt Kastner.
Und das zahlt sich aus. Tatsächlich sind in den vergangenen Jahren Dutzende von Studien erschienen, die auf den Zusammenhang zwischen guter Führung einerseits und guter Leistung andererseits hindeuten. Warmherzige Führungskräfte erhalten mehr Vertrauen, die Angestellten sind loyaler, engagierter und kooperativer, entspannter und gesünder. „Ein guter Chef“, sagt Emma Seppälä, Glücksforscherin der Stanford-Universität, „ist wortwörtlich gut für das Herz.“