Bücher aus Blogs Aus dem Internet aufs Papier

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Familienglück und Festival-Food

Auch Maximilian Buddenbohm erzählt seit 13 Jahren aus seiner Jugend an der Ostsee und dem Familienleben, inzwischen unter der Domain herzdamengeschichten.de. Vier Bücher sind seit 2011 erschienen. Trotz des Erfolgs erkennt der in Hamburg als Controller arbeitende Buddenbohm Vor- und Nachteile des Blogs, der ins Buch wandert. „Die Arbeit ist aufwändiger, es dauert elend lange, bis es erscheint, man muss sich mit zig Leuten abstimmen, man kann es danach nicht mehr bearbeiten, man kann die Inhalte nicht beliebig recyceln.“

Finanzielle Sorgen würden die Bücher auch nicht lösen: „Geld ist als Motivation nicht entscheidend, solange man keinen Bestseller schreibt. Ruhm ist tatsächlich ein Argument, man erreicht per Buch immer noch andere Leser als per Blog.“ Auch Erkan Dörtoluk sieht vor allem zunächst mal die Bestätigung. Aus dem Hobby wird in den seltensten Fällen eine nennenswerte Einnahmequelle, geschweige denn ein Fulltime-Job. 6000 mal hat Dörtoluk sein Sammelsurium bizarrer Dialoge aus der Bahn verkaufen können. "Es ist ein typischer Geschenkartikel", Otto Redenkämpers "Enkel", der die Dinge "in dieses Internetz" stellt und dem Buchverlag das Manuskript übersandt hat, geht weiterhin seiner normalen Arbeit in Dülmen nach.

Dennoch haben die Verlage schon lange das Potential erkannt, das in der Kreativität und der Kompetenz steckt, die viele Menschen neben dem Beruf in ihrer Freizeit entfalten. Vor allem bei nutzwertigen Themen ist der Sprung oft leicht. Der Verlag Gräfe und Unzer hat bereits 2008 mit der Autorin Nicole Stich das erste Buchprojekt veröffentlicht. Nun erschien mit "La Veganista: Mein selbstgemachter Power-Vorrat" das sechste Buch von Just, die mit ihrem Blog vegan-sein.de erfolgreich ist.

Anteil der Internet-User, die Soziale Medien nutzen

Für den ehemaligen Profikoch Stevan Paul hängen sowohl die Produktion von Kochbüchern als auch die Arbeit an seinem Blog nutriculinary.com zwingend zusammen: „Ich trenne da nicht so viel.“ Das Blog helfe, die Bücher zu verkaufen, und was er nicht auf dem endlichen Platz zwischen zwei Buchdeckeln unterbringe, fände Platz auf seinem Blog. Dabei ist die Fülle an kulinarischen Blogs für ihn inzwischen selbst Inspiration für Bücher wie das „Open Air - Das Festival- & Camping-Kochbuch“, „Auf die Hand - Sandwiches, Burger & Toasts, Fingerfood & Abendbrote“ oder das „Craft Beer Kochbuch“, das er zusammen mit Torsten Goffin veröffentlichte. Goffin ist Autor des Blogs allemanfang.tumblr.com und die Kooperation zum Bierkochbuch entstand unmittelbar aus der Arbeit.

Ein Bierkochbuch – und man würde zu gerne wissen, wie sich wohl Fenster-Rentner Otto Redenkämper aus Gelsenkirchen-Buer die Augen reibt, und was die literarische Figur davon hält, das man mit dem lecker Pilsken jetzt auch noch kocht.

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