Bundeswehr Was Manager von Offizieren lernen können

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Zentrale Offizierstugenden

Die Königliche Militärakademie im britischen Sandhurst bietet ab Herbst 2013 gemeinsam mit der Cass Business School gar einen Masterstudiengang in Führung an. Die Bildungseinrichtung übernimmt den akademischen Teil des Programms, die Militärschule Führungstraining und Teamentwicklung. An der Bundeswehr-Uni in München studieren derzeit nicht nur etwa 2800 angehende Offiziere, sondern auch 27 duale Studenten und Stipendiaten, die von Unternehmen geschickt werden. Und die Nachfrage wächst. In den nächsten Jahren könnten es einige Hundert werden.

Doch nicht alleine die umfassende Ausbildung stärkt die Managementqualitäten der Offiziere, ist Personal-Professor Kaiser überzeugt. Denn schon das Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr selektiert vorab, wer für diese Laufbahn überhaupt geeignet ist. Jährlich bewerben sich 10.000 junge Menschen bis 30 Jahre. 4.000 kommen für die Offizierslaufbahn infrage. Eingestellt werden 2.000. Die genauen Auswahlkriterien sind zwar geheim, die wichtigsten Anforderungen an Offiziere aber bekannt. „Führungsambitionen, Zuverlässigkeit, Belastbarkeit, aber auch außerordentliche Kommunikationsfähigkeit sind zentrale Offizierstugenden“, sagt Kaiser.

Genau für diese ist Stefan Schwille bei Kunden und Mitarbeitern bekannt. Der 39-Jährige ist Regionalmanager bei der Personalberatung von Rundstedt, führt drei Niederlassungen in Frankfurt, Stuttgart und Basel mit insgesamt 18 Mitarbeitern. Um die Konzerne in der Kundschaft kümmert er sich selbst. Und egal, ob vor den eigenen Mitarbeitern oder dem Vorstand seiner Kunden, Schwille kann sich präsentieren. „Ich habe bei der Bundeswehr gelernt, mit verschiedensten Menschen umzugehen.“

Das sind die besten Chefs der Welt
Howard Schultz, Starbucks-Chef seit 2008Schultz hat die Kaffeekette Starbucks 1987 aufgebaut und herrscht heute über ein Imperium von mehr als 18.000 Filialen in 62 Ländern. Da der Kaffeemarkt in den USA und Europa gesättigt ist, will er den Coffee to go nun nach Asien bringen. Außerdem setzt Schultz künftig auch auf Tee: Starbucks übernahm im November 2012 die Teekette Teavana, um sich ein zweites Standbein zu schaffen. Von Schultz Ideen profitieren auch die Aktionäre: Die Aktien haben seit 2008 rund 700 Prozent abgeworfen. Quelle: Wall Street Journal Quelle: REUTERS
Larry Page, Google-Chef seit 2011Der 40-jährige Larry Page hat im Alter von 25 den Suchmaschinenriesen Google mitbegründet. Mit seinen Übernahmen von Portalen wie Youtube oder auch des Handyherstellers Motorola steigert Page die Umsätze des Internetriesen gewaltig. Google ist aber nicht nur umsatzstark, sondern gilt auch in zahlreichen Rankings als einer der beliebtesten Arbeitgeber. Quelle: REUTERS
Michael O'Leary, Ryanair-Chef seit 1994Michael O'Leary, Vorstandschef des Billigfliegers Ryanair macht sich mit seinen lockeren Sprüchen nicht überall Freunde, dennoch hat er es geschafft, ein Unternehmen aufzubauen, das eine der größten Fluglinien Europas geworden ist. Und das mit steigenden Gewinnen - trotz Krise. Begonnen hat O'Leary seine Karriere übrigens als Buchhalter bei der niederländischen Fluggesellschaft KPMG. Quelle: dpa
Jeff Bezos, Amazon-Chef seit 1994Der 49-jährige Jeff Bezos ist ein Mann mit äußerst lukrativen Träumen. Aus seiner Idee für einen Online-Versand ist der Internetriese Amazon hervorgegangen - eines der innovativsten Unternehmen der vergangenen 20 Jahre. Bezos hat außerdem Dienste wie Amazon Prime entwickelt. Ein weiterer Traum von Kreativling Bezos ist der Weltraumtourismus. Vielleicht verdient er auch damit eines Tages Milliarden - so wie mit Amazon. Quelle: REUTERS
Jamie Dimon, JPMorgan-Chef seit 2006Jamie Dimon hat zwar schon qua Beruf kein hohes Ansehen, unter den viel gehassten Bankern gehört er jedoch zu den äußerst erfolgreichen: Sein Unternehmen ist die wichtigste Bank der Welt. Außerdem darf sich Dimon damit brüsten, trotz Finanzkrise und Fehlspekulationen den Gewinn pro Aktie stetig zu steigern. Quelle: dapd
Laurence Fink, BlackRock-Chef seit 1988Ebenfalls aus dem Finanzsektor kommt Laurence Fink. Der 60-Jährige begann seine Karriere als Anleihenhändler. 1988 gründete er dann die Investmentfirma BlackRock – im Alter von 35. BlackRock ist mit 3,8 Billionen Dollar Assets under Management der größte Vermögensverwalter der Welt. Quelle: dpa
Warren Buffett, Berkshire Hathaway-Chef seit 1965Und auch Warren Buffett verdient viel Geld mit Geld: seit 1965, als er seine Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway gründete, ist der Aktienkurs um 8000 Prozent gestiegen. Mit einem Börsenwert von mehr als 250 Milliarden Dollar ist Berkshire mittlerweile das viertgrößte Unternehmen am Markt. Und mit dem Aktienkurs stieg auch das Vermögen des 82-jährigen Buffetts. Der Starinvestor gilt Anlegern allgemein als gutes Omen: Was er kauft, wirft ziemlich sicher Gewinne ab. Quelle: dpa

Ihm waren bis zu 180 Soldaten unterstellt - vom Schulabbrecher bis zum studierten Juristen. Und auch gegenüber Vorständen oder Generälen zeigt er stets sicheres Auftreten. Schwille hat „keine Angst vor hohen Titeln“, wie er selbst sagt.

Unteilbare Verantwortung

Ein Grund, warum Ex-Offiziere häufig als Berater oder im Vertrieb tätig sind. Klassische Einstiegspositionen würden die ehemaligen Soldaten auch in der Projektleitung, im mittleren Management und als Assistenten der Geschäftsführung finden, sagt Kienbaum-Berater Kampschulte. In solchen Positionen sind klare Worte und Entscheidungsstärke gefragt.

Von-Rundstedt-Manager Schwille kennt das. Ist sein Team anderer Meinung als er, hört sich der Niederlassungsleiter die Argumente zwar an. Betont aber, dass nur einer die Entscheidung trifft: nämlich er. Denn: „Verantwortung ist nicht teilbar.“ Das gilt in der zivilen Wirtschaft, aber noch stärker bei der Bundeswehr. „Dort geht es nicht nur um die besten Zahlen, sondern im Zweifelsfall um Menschenleben.“

Das musste auch Torben Brodersen, Geschäftsführer des Deutschen Franchise-Verbands, kürzlich feststellen. Der Politikwissenschaftler hatte in seiner Jugend nicht gedient und bis zum Herbst 2011 keine Vorstellung davon, wie Soldaten im Einsatz arbeiten. Dann besuchte er mit einigen Verbandskollegen eine Informationslehrübung der Bundeswehr auf dem Truppenübungsplatz Munster in der Lüneburger Heide. Neben Vorträgen über die Auslandseinsätze und den Alltag in den Camps erhielten die Besucher auch einen Einblick in die konkreten Abläufe im Gefecht. Das Szenario: Die Truppe musste eine entmilitarisierte Zone im fiktiven Krisengebiet zwischen den Konfliktparteien Wettina und Seeland einrichten. Die Zivilisten konnten alle Arbeitsabläufe von der Analyse der Lage bis zum Gefecht begleiten.

„Obwohl ich ein politisch interessierter Mensch bin, konnte ich mir bis dahin nicht konkret ausmalen, welche Verantwortung auf den Soldaten lastet“, sagt Brodersen. Zwar gebe es beim Entwickeln von Unternehmensstrategien nicht nur die Optionen „Vorrücken oder Zurückziehen“. Trotzdem seien die ehemaligen Offiziere eine interessante Zielgruppe. „Wie loyal die Soldaten untereinander sind und wie effizient dort große Einheiten geführt werden“, sagt Brodersen, „das ist schon faszinierend.“

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