Arabische Börsen fallen Crashgefahr aus Dubai

Die Börsen in Dubai, Katar und Abu Dhabi leiden unter dem sinkenden Ölpreis, am Wochenende kam es zu Panikverkäufen am Aktienmarkt. Was Autofahrer erfreut, wir zum Testfall für die globalen Finanzmärkte.

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Welchen Staaten der niedrige Ölpreis besonders schadet
Erdölförderung Quelle: dpa
Ölförderung in Saudi-Arabien Quelle: REUTERS
Ölförderung in Russland Quelle: REUTERS
Oman Ölpreis Quelle: Richard Bartz - eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons
Öl-Leitung im Niger-Delta Quelle: dpa
Ölförderpumpe in Bahrain Quelle: AP
Venezuela Ölförderung Quelle: REUTERS

Der Ölpreis fällt und fällt und fällt. Zuletzt sank der Preis für Öl der Sorte Brent unter 62 Dollar pro Barrel – das niedrigste Niveau seit fünf Jahren. An der Börse in Dubai und anderen Handelsplätzen der Region führte das am Wochenende zu Panikverkäufen. Der Dubaier Index fiel so stark wie seit sechs Jahren nicht: um 7,6 Prozent. Das Börsenplus aus dem laufenden Jahr ist damit dahin. In Abu Dhabi betrug das Minus 3,6 Prozent und in Katar 5,9 Prozent.

Auslöser der Börsenpanik war eine Prognose Internationalen Energieagentur IEA, die für 2015 einen weiter fallenden Ölpreis voraus. Bereits zum fünften Mal in Folge fiel der monatliche Ausblick der Experten negativ aus Da die Staatshaushalte der Ölförderstaaten am Persischen Golf auf die Einnahmen aus dem Ölgeschäft angewiesen sind und diese nun mit sinkendem Ölpreis immer weiter zurückgehen, befürchten Unternehmen einen massiven Rückgang staatlicher Aufträge.

Rohstoffpreise unter Druck

Dabei sind es die arabischen Länder selbst, die den Ölpreis drücken wollen. Denn um die aufstrebende Konkurrenz durch Fracking-Öl aus den USA im wahrsten Sinne des Wortes trockenzulegen, verzichtet die Organisation erdölexportierender Staaten (OPEC) auf die sonst übliche Beschränkung des Ölangebots durch Begrenzung der Fördermenge. Im Gegenteil: Die OPEC rät ihren Mitgliedstaaten sogar dazu, die Förderkapazitäten weiter auszubauen, damit die Nachfrage – wenn sie denn in Zukunft wieder anzieht – auch problemlos bedient werden kann. Gegen den fallenden Ölpreis wollen der Vereinigten Arabischen Emirate erst dann vorgehen, wenn der Ölpreis auf 40 Dollar pro Barrel gefallen ist. Obwohl die Ölförderländer am Golf nach Schätzungen etwa 80 Dollar pro Barrel erzielen müssen, um einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen.

Im Gegenzug gibt es auf der Nachfrageseite keine Anzeichen für eine Erholung. China als wichtigster Importeur hat soeben seinen Wachstumsausblick gesenkt. Andere asiatische Staaten, die Erdöl importieren, leiden zudem unter dem gestiegenen Dollarkurs, was die Ölimporte verteuert. Sie reagieren daher teilweise mit Streichung von Subventionen und einer Verringerung der Importe. Das Ölangebot wächst, während die globale Nachfrage sinkt.

Meilensteine der Ölpreisentwicklung

Im laufenden Jahr ist der Preis für Brentöl um knapp 45 Prozent gefallen – und Experten sehen noch kein Ende der Talfahrt. Die Analysten der Bank of America Merrill Lynch etwa rechnen damit, dass der Ölpreis 2015 auf 50 Dollar fallen könnte.

Der lange positive Trend an den arabischen Börsen droht daher zu kippen. Die Börse in Katar ist seit September bereits um 23 Prozent gefallen, die Börse in Abu Dhabi steht unmittelbar vor dem Eintritt in einen Bärenmarkt. In Dubai sackte die Börse so schnell ins Minus wie seit 2008 nicht mehr. Auch in Oman, Kuwait und Saudi-Arabien verfinsterte sich der Börsenhimmel deutlich.

Wenn die erdöl-exportierenden Länder – zu denen in Europa auch Norwegen und Großbritannien gehören – weit geringere Erlöse aus dem Ölgeschäft erzielen, kann das auch andere Länder ausstrahlen und deren Wirtschaft belasten.

Erstens leiden all jene Unternehmen, die selbst Öl fördern oder Ölproduzenten mit Material und Dienstleistungen versorgen. Beispielsweise bringt der Ölpreisrutsch den norwegischen Noreco in Zahlungsnot. Ausstehende Anleihen sollen daher vollständig in Aktien umgewandelt werden, bevor dem Unternehmen zum Jahresende die Barmittel ausgehen. Die Noreco-Aktie brach um mehr als 40 Prozent ein. Das Unternehmen fördert Öl vor Großbritannien, Norwegen und Dänemark.

Zweitens sind die arabische Länder wichtige Investoren. Katar hält beispielsweise über seinen gigantischen Staatsfonds große Aktienpakete an Volkswagen und Daimler. Steigen die Öleinnahmen nicht mittelfristig wieder an, könnten die Golfstaaten als wichtige Investoren ausfallen. Im schlimmsten Fall müssten sich Staatsfonds wie der aus Katar sogar von Investments trennen. Das könnte die Börsenkurse auch hierzulande belasten.

Hinzu kommt, dass der fallende Ölpreis die Inflation drückt. Ein Rückgang des Ölpreises um zehn Dollar soll die weltweite Inflationsrate um 0,24 Prozent senken. Anders gesagt: Der Ölpreisrückgang in diesem Jahr drückt die weltweite Inflation um gut einen Prozentpunkt und schürt damit die Angst vor Deflation weiter. Dieses Umfeld bremst die Möglichkeiten von Unternehmen, ihre Preise zu erhöhen oder am Markt durchzusetzen.

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