Deutsche Börse Betriebsrat kritisiert Vorstand - Kosten der gescheiterten Fusion bei 100 Millionen Euro

Der Betriebsrat der Deutschen Börse hat angesichts der gescheiterten Fusion "ein verlorenes Jahr" beklagt.

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Carsten-Kengeter Quelle: dpa

So steht es in einem Brief an die Mitarbeiter, welcher der WirtschaftsWoche vorliegt. Von einem "Scheitern 5.0" ist dort die Rede. Laut Betriebsrat könnten die Kosten für die Fusion "bis zur endgültigen Abwicklung" an die 100 Millionen Euro heranreichen. Darin enthalten seien nicht nur externe Kosten, "sondern auch die Kosten für die eingesetzten internen Ressourcen, die somit für das Wachstum unseres Unternehmens aus eigener Kraft nicht verfügbar waren".

Der Betriebsrat griff auch Vorstandschef Carsten Kengeter indirekt an: "Hatte der Vorstand während des Fusionsprozesses den Deal noch als alternativlos bezeichnet und Frankfurt als lokalen isolierten kleinen Börsenbetreiber als nicht überlebensfähig - skizziert, so stellt man nun verwundert fest, dass „die Deutsche Börse auch allein sehr gut aufgestellt ist, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können“, heißt es in dem Schreiben. Der Glamour sei nun weg, "man muss sich wieder mit dem weniger spektakulären Tagesgeschäft abmühen", schreibt der Betriebsrat ironisch. Und: "Immer wieder grüßen nun die Quartalszahlen, die man zu kommentieren gezwungen ist und die aufzeigen, dass man trotz klangvoller Projekte und Initiativen nach wie vor unverändert von der Volatilität der Finanzmärkte abhängig ist." 

Die EU-Kommission hat die geplante Fusion der Börsen in Frankfurt am Main und London untersagt. Dies teilte die Brüsseler Behörde am Mittwoch mit. Damit ist das ehrgeizige Vorhaben auch im dritten Anlauf gescheitert.

Eine Börse 4.0 "als neuer Heilsbringer" werde dem Betriebsrat zufolge allerdings nun alleine "nicht ausreichend sein, um unser Unternehmen so gut zu positionieren, dass keine reflexartigen Personalabbau-Programme von Vorstandsseite einmal mehr als letztes Mittel eingesetzt werden". 

Der Betriebsrat erwartet jetzt "nach diesem Desaster, dass die Gründe für das Scheitern der Fusion zeitnah aufgearbeitet werden und dem Vorstand mehr einfällt, als in den durch zahlreiche Restrukturierungsprogramme bekannten Sparmodus zurückzufallen und sich an der Belegschaft für das Fehlprojekt schadlos zu halten".

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