German Pellets Gläubigerversammlung Leibolds Vermächtnis

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Staatsanwalt: „Keine belastbaren Ergebnisse“

„Dass die Pleite kommt, wussten wir schon lange“

Bettina Schmudde blickte im Schweriner Justizpalast noch einmal zurück. Als die Insolvenzverwalterin am 9. Februar anfing, war der Geschäftsbetrieb längst eingestellt. Nur noch Tiereinstreu wurde weiter hergestellt. Das Bankguthaben von zwei Millionen Euro sei schon mehrfach gepfändet gewesen. Mitarbeiter hätten geäußert: „Dass die Pleite kommt, wussten wir schon lange.“

Grundstücke, Maschinen, alles was irgendwie Wert hatte, war häufig mehrfach verpfändet. Ein Gewirr von mehr als 20 Firmen vernebelte die Zahlungsströme. Bilanzierte Vorräte waren, so Schmudde „körperlich nicht vorhanden“, stattdessen habe sie „Luftbuchungen“ vorgefunden. Die Frage, was die Herstellung der Holzpellets koste, habe in der Belegschaft für Verblüffung gesorgt. „Die hat uns vorher noch nie jemand gestellt.“

Derweil drehte Peter Leibold nicht nur seine Runden im Privatflugzeug, sondern versuchte in den USA ein noch viel größeres Rad in Schwung zu bringen. Mithilfe des deutschen Anlegergelds wollte der Gründer eine riesige Pelletsproduktion aufziehen. Die US-Werke in Texas und Louisiana sind inzwischen ebenfalls in Schieflage und befinden sich im Gläubigerschutzverfahren nach dem so genannten „Chapter 11“.

Bettina Schmudde kämpft weiter um jeden Cent. Mit dem Verkauf der Produktionsstandorte Wismar, Herbrechtingen, und Ettenheim erzielte ihr Team 2,5 Millionen Euro. Immerhin. Die Gebäude, Grundstücke und Anlagen waren zum großen Teil mehrfach verpfändet gewesen. Der Verkauf eines Kohlekraftwerks in Belgien brachte bisher 1,5 Millionen. Es könnte aber gemäß den Verträgen noch ein zweistelliger Millionenbetrag folgen, erläuterte die Insolvenzverwalterin, sollte die Umwandlung in ein Pelletswerk reibungslos und kostengünstig laufen. Aus Anfechtungsansprüchen erwartet sie noch mindestens vier Millionen Euro. Aus dem Forderungsbestand und weiteren Positionen könnten noch einmal vier Millionen hinzukommen. Noch, versichert das Insolvenzverwalterteam, sei alles konservativ gerechnet. Die möglichen Haftungsansprüche gegen Leibold etwa rechnet es bislang nur als Erinnerungsposten mit einem Euro.

Peter Leibold ist wieder im Geschäft

Der Mann, der mit Holzpellets Hunderte Millionen verheizt hat, ist unbeirrt von allen Vorwürfen inzwischen wieder in derselben Branche aktiv: als Geschäftsführer der in Leipzig angemeldeten US Wood Service GmbH. Das Unternehmen handelt laut Registerdaten mit Holzbrennstoffen. Per Stellenanzeige wird eine Kraft als Assistenz der Geschäftsführung gesucht. Oberste Aufgabe: Unterstützung des Geschäftsführers im internationalen Tagesgeschäft.

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