Die Internationale Energieagentur (IEA) befürchtet einen drastischen Anstieg der Ölpreise in etwa fünf Jahren. Grund sei der beispiellose Verzicht auf Investitionen in die Fördertechnik, ausgelöst durch den derzeit sehr niedrigen Preis für Rohöl.
Die entsprechenden Ausgaben der Branche seien im Jahr 2015 um 24 Prozent gefallen und würden 2016 nun noch einmal um 16 Prozent abnehmen. Einen Investitionsrückgang in der Ölbranche in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gab es zuletzt 1986, sagte IEA-Chef Fatih Birol am Montag bei der Vorstellung des mittelfristigen Ölmarkt-Reports der Agentur im texanischen Houston.
Was Sie über den Ölpreis wissen müssen
Da Öl ursprünglich in Fässern abgefüllt wurde - Barrel im Englischen -, wird diese Maßeinheit in der Branche bis heute verwendet. Ein Barrel sind 159 Liter.
Die steile Talfahrt begann Mitte 2014, bis Anfang 2016 hatte sich der Preis mehr als gedrittelt. Seitdem hat sich der preis wieder erholt, bleibt aber weiter weit hinter früheren Niveaus zurück. Hintergrund ist ein knallharter Wettbewerb zwischen den klassischen Ölförderern wie Saudi-Arabien und neuen Konkurrenten, die Rohöl mit der aufwendigen Fracking-Methode aus Schiefergestein lösen, allen voran in den USA.
Rohöl ist nicht gleich Rohöl. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten – je nach Region. Alleine der Finanzinformationsdienst Bloomberg listet mehr als 100 Stück auf, wovon allerdings nur wenige große Bedeutung haben. Als Richtwert am Finanzmarkt gilt das US-Rohöl West Texas Intermediate (WTI). Eine weitere wichtige Sorte ist das Nordsee-Öl Brent.
Bei den Ölsorten gibt es gravierende Unterschiede bei der Qualität, was auch zu merklichen Preisunterschieden führt. So kann etwa die Sorte North Dakota Sour in der Raffinerie nur schwer verarbeitet werden, weil sie stark schwefelhaltig ist. Das schlägt sich auch im Preis nieder.
Für US-Öl und Brent-Öl werden die Preise über das Spiel von Angebot und Nachfrage gebildet. Aber auch diese Sorten können eine Vielzahl von unterschiedlichen Preisen haben, was daran liegt, dass sie in sogenannten Future-Kontrakten gehandelt werden. Der Käufer erwirbt dabei Rohöl mit unterschiedlichen Lieferdaten. Der am meisten gehandelte und damit für die Anleger wichtigste Future-Kontrakt läuft über einen Monat.
Auch die Ölsorten des Ölkartells Opec (Organisation erdölexportierender Länder) sind für die Weltwirtschaft von hoher Bedeutung. Von der Opec-Zentrale in Wien wird einmal täglich der sogenannte Opec-Korbpreis ermittelt. Hierfür melden alle Mitgliedstaaten des Ölkartells ihre jeweiligen Ölpreise, dann wird der sogenannte Korbpreis aller 13 Opec-Sorten errechnet. Dieser Durchschnittspreis wird allerdings immer mit einem Tag Verzögerung veröffentlicht und spiegelt daher nicht die neueste Entwicklung wider.
Vor allem die Produktion in den USA lasse durch die ausbleibenden Investitionen stark nach. Von 2021 an seien die USA und der Iran dann aber wohl für den größten Anstieg der Produktion verantwortlich. So werde die iranische Ölproduktion bis 2021 um eine Million Barrel (je 159 Liter) pro Tag auf 3,9 Millionen Barrel pro Tag steigen. Viele Handelssanktionen gegen Teheran waren vor kurzem gefallen, das Land will sein Erdöl künftig wieder in alle Welt exportieren.
„Für die Verbraucher ist es derzeit einfach, sich durch die niedrigen Preise einlullen zu lassen, aber sie sollten die Signale nicht überhören“, warnte Birol. Er sieht für den Beginn des nächsten Jahres das Ende des längerfristigen Preissturzes beim Öl voraus. „Dann sollte der Markt beginnen, sich wieder auszubalancieren.“
Die Preise für den wichtigen Rohstoff erhielten am Montag deutlichen Auftrieb. Am Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April 34,28 US-Dollar. Das waren 1,26 Dollar mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 1,33 Dollar auf 33,08 Dollar.
Gestiegene Erwartungen einer Begrenzung der seit Monaten anhaltenden Ölschwemme waren ein Grund dafür. So hatten Russland, Saudi-Arabien, Katar und Venezuela zuletzt über ein Einfrieren der Fördermenge auf dem aktuellen Niveau gesprochen - dies würde zumindest keine weitere Erhöhung bedeuten. Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank, rechnet aber nicht damit, dass eine mögliche Allianz der Exportländer das Überangebot deutlich verringern könnte: „Bislang haben lediglich vier Produzentenländer der Einigung zugesagt. Außer Iran und Irak wäre ohnehin kaum ein Land in der Lage, seine Ölproduktion nennenswert zu steigern.“
Dagegen ging der Preis für Opec-Rohöl zuletzt zurück. Das Opec-Sekretariat meldete, dass der Korbpreis am Freitag 29,17 US-Dollar pro Barrel betragen habe - 79 Cent weniger als am Donnerstag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der 13 wichtigsten Sorten des Kartells.