Doch ähnlich wie beim Gold dauerte der Aufwärtstrend nicht ewig: Die Rekordpreise bei Industriemetallen wie beim Gold wurden überwiegend bereits im Jahr 2011 erreicht. Seitdem ging es unter teilweise starken Schwankungen abwärts.
Das traf auch die Rohstoffproduzenten hart. Solange die Rohstoffpreise kräftig stiegen, verdienten sie Milliarden, investierten enorme Summen in neue Förderprojekte und scheuten auch steigende Kosten in ihren Minen nicht. Die Produktionsmengen wuchsen jedoch nicht so schnell wie die Investitionen, da neue Förderprojekte in der Regel mehrere Jahre Vorbereitung benötigen. In der weltweiten Konjunkturerholung traf das vorhandene Rohstoffangebot somit auf eine sehr hohe Nachfrage, einige Rohstoffe wurden knapp. Als die weltweite Konjunktur sich wieder abkühlte und die Wachstumsraten wieder geringer ausfielen, entstand hingegen ein Überangebot, die Rohstoffpreise fielen und Investoren wandten sich anderen Anlageklassen zu. Insbesondere die Nachfrage aus China, dem größten Rohstoffnachfrager weltweit, enttäuschte die Erwartungen.
Überhaupt blicken beim Thema Rohstoffe alle auf China. Zuletzt enttäuschten die Wachstumsraten aus dem wichtigsten Schwellenland, weil sie mit weniger als acht Prozent unter den Erwartungen der Analysten lagen. Auch die Anzeichen einer Konjunkturerholung in den USA fielen jüngst weniger euphorisch aus, als von vielen erhofft. Das brachte nicht nur die Rohstoffpreise unter Druck, sondern auch die Kurse der großen Bergbauwerte. Seit Anfang 2011 fielen die Aktien etwa von BHP Billiton und Rio Tinto um rund ein Drittel, beim brasilianischen Wettbewerber Vale büßte der Aktienkurs gar die Hälfte ein.
Aber es gibt auch Lichtblicke für die gebeutelten Rohstoffkonzerne. Denn nicht wenige Analysten glauben, dass sich der Rohstoffmarkt – insbesondere bei den Industriemetallen – seinem Tiefpunkt nähert. Zwar können die Preise bei einer weiterhin mauen Weltkonjunktur noch fallen, aber die Rohstoffnachfrage bleibt mengenmäßig auf einem hohen Niveau. Und die Quartalszahlen der Rohstoffgiganten weisen nach deutlichen Gewinnrückgängen oder sogar Verlusten im vergangenen Jahr wieder nach oben.
So groß ist Chinas Hunger nach Rohstoffen
Beim Aluminium entfallen 39,8 Prozent des weltweiten Verbrauchs auf China.
Auch bei Blei zählt China zu den größten Verbrauchern. 45,6 Prozent des Marktes beansprucht China für sich.
Lediglich den Rang als Spitzen-Erdölverbraucher überlässt China den USA, die einen Marktanteil von 10,7 Prozent einnehmen.
Bei Kupfer kommt der Verbrauch Chinas auf einen Marktanteil von 38 Prozent. Die USA landen mit deutlichem Abstand auf Rang 2. kurz vor Deutschland.
China zieht 39,3 Prozent des Nickelmarktes auf sich und lässt Japan und die USA weit hinter sich.
Das Reicht der Mitte ist der größte Importeur von Stahl. Die Hälfte des Weltmarkts entfällt auf China.
China ist der mit Abstand größte Verbraucher von Steinkohle. Das Land hat einen Weltmarktanteil von 51,4 Prozent an dem Energieträger. Die USA und Indien rangieren mit Abstand dahinter.
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)/Deutsche Rohstoffagentur (DERA)
42,5 Prozent des Zinkmarkts vereinnahmt China für sich – weit mehr als die USA und Korea.
Beim Zinn kommt das Reich der Mitte auf einen Marktanteil von 41,0 Prozent. Damit liegt China deutlich vor Japan und den USA.
Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank, geht zudem davon aus, dass die nochmals deutlich gefallenen Preise von Eisenerz, Kupfer und Co. sich auf das zukünftige Angebot auswirken. „Denn die meisten Metallpreise handeln mittlerweile bereits unter ihren Produktionskosten“, schreibt er in seiner Analyse vom 18. April. „Daher dürfte kein neues Angebot mehr auf den Markt kommen und geplante Projekte verschoben werden. Einige Minenproduzenten werden wohl auch ihre Produktion drosseln, da sie nicht mehr kostendeckend arbeiten können.“ Dieser Aspekt, so Weinberg, werde vom Markt derzeit allerdings nicht beachtet. Auch die Analysten der Bank of America Merrill Lynch gehen davon aus, dass die Preise für Eisenerz, Aluminium und Öl inzwischen so niedrig seien, dass wichtige Anbieter diese Rohstoffe vor dem Hintergrund gestiegener Produktionskosten nicht mehr profitabel fördern und vermarkten können.