Eine andere, in den letzten Jahren immer beliebter gewordene Möglichkeit, ist das Geld in sogenannte Trusts zu investieren. Die locken Sparer oft mit überaus attraktiven Konditionen: Viele der sogenannten Wealth Management Products (WMPs) bieten zehn Prozent Zinsen und mehr.
Das bei den Sparern eingesammelte Geld geben sie an Unternehmen weiter, die dringend Geld benötigen, es aber bei den staatlich kontrollierten Banken nicht bekommen. Etwa 500 solcher Produkte werden derzeit in der Woche aufgelegt. Viele haben eine Laufzeit von wenigen Monaten. Wie groß der Sektor mittlerweile ist, weiß niemand genau. Schätzungen liegen bei bis zu 30 Billionen Yuan - umgerechnet fast vier Billionen Euro. Die Fondsanbieter wie die Anleger kümmerten sich bisher wenig um das hohe Risiko - im Notfall wird der Staat schon einspringen, lautet das Credo. Doch eine implizite Sicherheit wie für die Großbanken gibt es nicht.
Anfang dieses Jahres gingen zwei große Unternehmen bereits Pleite. Zuerst erwischte es das Kohlebergbau-Unternehmen "Shanxi Zhenfu Energy Group". Das Unternehmen konnte einen Kredit in Höhe von drei Milliarden Yuan, ca. 350 Millionen Euro nicht zurückzahlen. Im letzten Moment aber sprang ein unbekannter Dritter ein, und zahlte die Anleger aus. Kurz darauf erwischte es die Chaori Solar Energy Science & Technology Co. Dieses Mal sprang niemand mehr ein. Es ist davon auszugehen, dass weitere folgen werden.
Wie sich die Pleiten dieser Trusts auf Chinas Bankensystem auswirken werden, ist noch unklar. Die Bankenlandschaft ist stark fragmentiert: Im Markt tummeln sich zahlreiche Kleinbanken, von denen die Shenyang Bank in Jiangsu mit einem Volumen von 12 Milliarden Yuan eine ist.
Eine wirklich systemrelevante Rolle spielen aber nur die vier großen Staatsbanken. Die chinesischen Sparer vertrauen bei diesen auf die bereits erwähnte Garantie der Regierung. Wann immer nötig kann Peking angeschlagene Banken retten und so eine Systemkrise verhindern.
Die meisten Analysten beschwichtigen deswegen: "Die Pleite eines Trusts dürfte begrenzte Auswirkungen auf Chinas Finanzsystem haben", sagt Tao Wang von der UBS Bank in Hongkong. Allerdings dürfte der Bankrott solcher Finanzprodukte zu einer Vertrauenskrise führen. Die Liquidität in diesem Sektor dürfte in der Folge abnehmen. Das wiederum bedeutet, dass viele Unternehmen Probleme bekommen, sich zu finanzieren.
Was helfen könnte, wäre eine Freigabe der Zinsen. Dann müssten die staatlichen Banken sich stärker um ihre Kunden bemühen, was zu einem Anstieg der Sparzinsen führen würde und den Schattenbankensektor unattraktiver machte. Damit aber gäbe die Regierung ein wichtiges Steuerungsmittel aus der Hand, zudem dürften die kurzfristigen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum hart sein.
Wichtiger als eine implizite Garantie für angeschlagene Banken wäre deshalb der Aufbau eines Einlagensicherungssystems. Vergangene Woche hat die chinesische Zentralbank öffentlich erklärt, ein solches System befinde sich im Aufbau. Solche Absichtserklärungen aber gibt es seit über zehn Jahren. Geschehen ist bisher nichts.