Banknoten Verschwörungstheorien um griechische Euros

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Lieber X-Scheine

Eine griechische Ein-Euro-Münze Quelle: dpa

Besser läuft es im Pfandhaus. Wir wollen dort Goldschmuck verkaufen – die ollen Ketten und Ohrringe trägt daheim keiner. Die Scheine, die wir für den Schmuck bekommen, wollen wir wieder in Gold tauschen – aber nicht in Schmuck, sondern in Krügerrand-Münzen. Die finden wir nämlich noch besser als den X-ten Schein zu bunkern. Und siehe da: Im Exchange-Pfandhaus in der Düsseldorfer Graf-Adolf-Straße wird unser Wunsch nach X-Noten ohne Murren hingenommen. „Kein Problem, wie Sie wollen.“

Die Deutsche Bundesbank nimmt dem misstrauischen Mister X und allen Verschwörungstheoretikern erst mal Wind aus den Segeln. Was sie sagt, klingt nicht nach Geheimcode, sondern plausibel: Eingeführt wurden die Ländercodes, um die Nummerierung der Scheine zu vereinfachen. Jede nationale Zentralbank druckt Banknoten oder lässt welche drucken. Hinter dem Buchstaben habe jede ihren eigenen Nummernkreis. Dank der Ländercodes müssten die Nummern nicht – um Dopplungen zu verhindern – im Euro-System abgestimmt werden.

Das ist wie bei den Kfz-Kennzeichen: Weil siebenstellige Ziffern auf kein Schild passen und Zahlen sich nicht doppeln dürfen, gibt es eben auch Buchstaben

Griechen-Euro ist noch kein Simbabwe-Dollar

Sicher, der Euro steht am Scheideweg. Es ist nicht auszuschließen, dass Euro-Mitglieder aus dem Währungsverbund ausscheiden. Die Anleihenmärkte halten das für möglich, die unterschiedlichen Renditen der Staatsanleihen und die Kreditausfallprämien der Euro-Staatsschuldner zeigen dies. Vermutlich würde ein geordneter Rückzug auf einen stabileren Kern-Euro um Deutschland diesen dann sogar stärken. Das alles rechtfertigt aber nicht, zum Horten von X-Noten zu raten – und von Griechenland oder Italien in Auftrag gegebene Euro-Noten gleichzusetzen mit Simbabwe-Dollar, der am Ende als Klopapier benutzt wurde.

Die kostspielige Rettung von Banken und einzelnen Mitgliedstaaten vor einem Staatsbankrott ist das eigentliche Problem. Das schwächt den Euro insgesamt  – unabhängig vom Buchstaben.

Besser ist, wenn man trotzdem lacht. Feierabend, wir gönnen uns zwei Flaschen Kölsch. „Macht 2,40 Euro“, sagt der Kioskbesitzer. Wir reichen ihm einen Fünfer, ziehen aber kurz zurück und schauen auf die Seriennummer. „Ein M, was war noch M? Spanien, nein Portugal“. Wir klären den Kioskbesitzer auf und geben ihm den Schein. Der wirft ihn hoch und jubelt: „Danke, Portugal!“

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