Die US-Notenbank Federal Reserve hat ihre Geldpolitik weiter gestrafft und die Leitzinsen angehoben. Der Zinssatz, zu dem sich US-Banken gegenseitig Geld leihen, steigt damit um 0,25 Punkte auf ein Niveau von 0,75 bis 1,0 Prozent, wie die Federal Reserve in Washington mitteilte. Der Zinsschritt war von den Märkten in dieser Form erwartet worden. Die Fed begründete ihn mit der anhaltend guten Situation auf dem US-Arbeitsmarkt sowie der anziehenden Inflation.
Die Verteuerung der Zinsen in den USA könnte den US-Dollar im Vergleich zu anderen Währungen wie etwa dem Euro weiter stärken und Exporte amerikanischer Firmen ins Ausland damit verteuern. Die Zinserhöhung könnte auch das Wachstum der derzeit florierenden US-Wirtschaft bremsen - das wäre vor allem für die Bewältigung des immensen Schuldenproblems ein Rückschlag. Die USA erreichen am Donnerstag ihre Schuldenobergrenze und müssen vorübergehend wohl mit Hilfe besonderer Maßnahmen des Finanzministeriums wirtschaften.
Die Federal Reserve deutete an, dass im laufenden Jahr bei anhaltend positiver Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage bis zu drei weitere Zinsschritte möglich seien. Dies wird von den Marktteilnehmern als Signal verstanden, dass die Fed die geldpolitischen Zügel künftig fester in die Hand nehmen will.
US-Notenbank erhöht Leitzinsen - was das bedeutet
Die größte Volkswirtschaft der Welt soll mit der Zinsanhebung vor einem Überhitzen bewahrt werden. Kommt Geld zu billig, also mit zu niedrigen Zinsen auf den Markt, drohen Blasen zu entstehen - etwa bei Immobilien, die künstlich immer teurer werden, weil der Markt mit billigen Krediten leergekauft wird. Platzt die Blase, ist der Wertverfall umso größer. Das will die Fed verhindern. Schließlich war es eine US-Immobilienblase, die 2008 in die tiefste Wirtschafts- und Finanzkrise der neueren Geschichte geführt hat. „Wir erwarten, dass die Volkswirtschaft die nächsten Jahre moderat weiter wächst“, sagte Fed-Chefin Janet Yellen.
Teils, teils. Einerseits will Trump Amerika „Great Again„ machen. Eine schwache Währung käme ihm dabei gelegen, weil die US-Firmen exportieren könnten - und von Trump ungeliebte Importe tendenziell teurer würden. „Die langfristige Stärke des Dollar ist sehr wichtig“, sagt zwar der Finanzminister und frühere Investmentbanker, Steven Mnuchin. Trump verfolgt aber eigentlich ganz andere Ziele: Er will das immense Handelsdefizit der USA vor allem gegenüber China, aber auch Ländern wie Japan und Deutschland, dezimieren. Ein zu starker Dollar verteuert US-Exporte ins Ausland und macht sie somit auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig.
Trump und seine Regierung müssen mit den enormen Staatsschulden der USA zurechtkommen. Die Schuldenobergrenze ist am Donnerstag erreicht. Es muss etwas geschehen. Tendenziell drosseln höhere Zinsen die Wirtschaft, was dem Schuldenabbau etwa durch höhere Steuereinnahmen nicht unbedingt dienlich ist. Die Fed hat angedeutet, dass sie bei anhaltend guter Konjunktur in diesem Jahr noch dreimal die Zinsen hochschrauben könnte. Das Weiße Haus wird das skeptisch sehen.
Offiziell ist die Federal Reserve unabhängig und trifft ihre Entscheidungen ausschließlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten - nicht nach politischen. Andererseits: Viele Experten gehen davon aus, dass Janet Yellen, die von Trumps Vorgänger Barack Obama eingesetzt worden war, keine weitere Amtszeit vergönnt sein wird. Ihr Vertrag läuft 2018 aus. Dann könnte Trump jemanden ins Amt holen, auf den er zumindest hinter den Kulissen mehr Einflussmöglichkeiten besitzt. Das gilt besonders dann, wenn die Fed die Ankündigung ihres aggressiveren Zinskurses wahr machen sollte.
Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist abgekoppelt von der US-Notenbank, wenngleich die USA natürlich ein nicht zu übersehender Signalgeber sind. Vor allem auf dem Finanzsektor in Deutschland mehren sich die Stimmen, die fordern, dass EZB-Chef Mario Draghi nicht allzu lange abwartet. Dann hätten Sparer wieder mehr von ihrem Geld, aber Häuslebauer müssten mehr Zinsen für ihre Hypotheken zahlen. Die Banken in der Eurozone leiden unter den niedrigen Zinsen. Allerdings ist die Wirtschaft mit der massiven Arbeitslosigkeit in Südeuropa eigentlich noch nicht so weit. Draghi kündigte erst vergangene Woche an, dass die Anleihekäufe der EZB zunächst weitergehen sollen - das Gegenteil einer Zinserhöhung.
Die meisten Experten hatten den Schritt erwartet und begrüßten ihn. „Die Zinserhöhung der Fed ist richtig und ein guter nächster Schritt hin zu einer allmählichen Normalisierung des Zinsumfelds“, sagte der Chefvolkswirt des Rückversicherers Munich Re, Michael Menhart. „Die US-Wirtschaft dürfte auch weiterhin robust bleiben, auch wenn ein möglicher zinsbedingter Anstieg der US-Währung die Exporte erschwert.“
Durch die Entscheidung der Fed geht die Zinsschere zwischen USA und der Eurozone allerdings weiter auseinander. Die Europäische Zentralbank hatte erst vergangene Woche noch erklärt, ihr Programm von Anleihenkäufen fortzusetzen. Damit wird die Geldpolitik weiter gelockert. Der Druck auf die EZB, ihrerseits zu einer Normalisierung ihrer Geldpolitik zurückzukehren, werde jedoch steigen, vermutet Menhart.