Franken-Anleihen Mit russischer Rendite aus dem Schweizer Zinstal

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Zur Not Kredit vom Staat?

Lohnenswert für spekulativ eingestellte Anleger sind auch die beiden Anleihen der russischen Eisenbahn: Sie laufen bis 2018 und 2021 und rentieren jeweils über sieben Prozent. Die russische Eisenbahn unterhält das zweitgrößte Gleisnetz der Welt und wickelt rund 40 Prozent des russischen Güter- und Personenverkehrs ab. Die staatseigene Gesellschaft arbeitet nach eigenen Angaben profitabel: Im ersten Halbjahr 2014 machte sie bei umgerechnet rund 18 Milliarden Euro Umsatz 500 Millionen Euro Reingewinn.

Die Ratings von ICV haben sich auch mit Verhängung der US- und EU-Sanktionen nicht verändert, weil die Unternehmen sich auch im Inland refinanzieren können. Die Sanktionen dürften den Schuldnern deshalb zumindest kurzfristig nicht schaden, sagt Ratingspezialist Isler. Die Sberbank hat ein BBB-Rating bei ICV, die russische Eisenbahn und die VTB Bank erreichen ein BBB-. „Wir gehen davon aus, dass diese Schuldner ihre Anleihen zurückzahlen werden“, sagt Isler. Deutlich weniger riskant als Russenpapiere sind Anleihen von Schweizer Urgesteinen wie etwa die der Kraftwerke Linth-Limmern (KLL). Sie betreiben seit rund 50 Jahren im Linthgebiet der östlichen Schweiz mehrere Wasserkraftwerke, zu denen insbesondere jenes am mächtigen Stausee Limmenboden gehört. Hinter den KLL stehen direkt oder indirekt über den Versorger Axpo die Schweizer Kantone, also die öffentliche Hand.

Sichere 2,7 Prozent auf Pump

In den vergangenen Jahren haben die KLL mehrere Anleihen emittiert, um den Bau eines neuen Pumpspeicherkraftwerks zu finanzieren. Allen gemeinsam ist eine lange Laufzeit. Eine 2012 emittierte Anleihe wird erst 2052 zur Rückzahlung fällig. Sie bietet derzeit eine Jahresrendite von 2,7 Prozent. „Im heutigen Zinsumfeld zieht die lange Laufzeit der KLL-Bonds viele institutionelle Investoren an, die Risiken einer so langen Verpflichtung werden aber oft ausgeblendet“, sagt Isler. Die KLL werden von der ICV mit einem A- bewertet und befinden sich damit im oberen Mittelfeld des Ratinguniversums, welches analog den Kategorien von Standard & Poor’s gegliedert ist. Eine Order in dieser, wie in allen anderen Anleihen, sollten Anleger auf jeden Fall mit einem Kurslimit versehen.

Eine vergleichbar hohe Rendite bietet auch eine Anleihe der Alpiq Gruppe. Das privatwirtschaftliche Unternehmen gehört zu den großen Energielieferanten der Schweiz. Es betreibt zwei der insgesamt fünf Schweizer Kernkraftwerke sowie Gas- und Windkraftwerke. An Alpiq sind mehrere andere Energieunternehmen beteiligt. Von ICV erhält die Alpiq ein mittelmäßiges BBB-Rating, das Finanzprofil sei eher schwach, so Isler von ICV. Die bis 2024 laufende Alpiq-Anleihe bringt gut 2,4 Prozent.

Mit zwei Ausnahmen erzielen unter den Schweizer Schuldnern nur Energieunternehmen mehr als zwei Prozent Rendite. Die Ausnahmen sind die Gazprombank (Schweiz) und OC Oerlikon. Hervorgegangen aus der 1906 gegründeten Maschinenfabrik Oerlikon, gehört sie heute zu 45 Prozent dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg: „Das Rating befindet sich mit BB+ nicht mehr im Investment-Grade-Bereich, eine klare Konzernstrategie fehlt“, sagt Isler.

Daran gemessen sind 1,8 Prozent jährlich zu wenig – Anleger sollten dann lieber zum klassischen Eidgenossen greifen.

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