Geldanlage in der Eurokrise "Geld verschlingende schwarze Löcher"

Der Hamburger Vermögensverwalter Martin Mack traut der Börsenrally nicht. Er kritisiert das Vorgehen der Zentralbanken, sieht das Risiko eines neuerlichen Einbruchs – und hält sich mit Käufen zurück.

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Martin Mack von der Hamburger Vermögensverwaltung Mack & Weise Quelle: Bodo Dretzke

WirtschaftsWoche: Herr Mack, Sie vergleichen die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Wechselreiterei. Wieso?

Mack: Früher war es eine Selbstverständlichkeit, dass Zentralbanken Geld nur gegen erstklassige Sicherheiten schaffen durften. Seit Jahresbeginn akzeptiert die EZB rund 10.600 neue Schuldeninstrumente, die keine ernsthaften Qualitätsstandards mehr erfüllen müssen.

Zum Beispiel?

Die EZB akzeptiert etwa Anleihen italienischer und spanischer Banken, nur weil ihnen von der jeweiligen Regierung ein Garantiesiegel à la Subprime aufgedrückt wurde. Diese Anleihen wurden eigens für diesen Zweck kreiert.

Qualität ist Auslegungssache.

Deshalb landen über den Banken-Transfermarkt jetzt auch die an spanische Fußballklubs vergebenen Millionenkredite, mit denen diese Stars wie Ronaldo und Kaká eingekauft haben, als Sicherheit bei der EZB. Olé, FC EZB!

In der Börsenarena sorgt die EZB für La-Ola-Stimmung.

Offenbar glauben viele Investoren weiter an den Erfolg einer durch Notenbank-Eingriffe de facto zentral geplanten Wirtschaft. Damit das Retten von Pleitebanken und -staaten noch eine Weile länger funktionieren kann, muss die EZB den Banken aber immer höhere Milliardenbeträge zur Abholung per Mausklick bereitstellen. Ende Februar folgt Teil zwei von „Operation Flutwelle“.

Anleger interessieren sich vor allem für steigende Kurse.

Die Frage ist eben, ob die Erholung nachhaltig ist. Wenn wir durch Gelddrucken reich werden könnten, würden wir schon lange alle im Paradies leben. Die Bereinigung eines Wirtschaftsbooms, der durch Verschuldung hervorgerufen wurde, lässt sich aber nicht dauerhaft mit immer neuen Schulden verhindern.

Scheitert der Euro?

Diese Aktien haben die Superinvestoren im Depot
Warren Buffett, Chef von Berkshire Hathaway, Orakel von Omaha, Investmentguru Nummer 1 Warren Buffett ist der drittreichste Mann der Welt. Sein Vermögen wird auf rund 50 Milliarden Dollar geschätzt. Das Erfolgsrezept des US-Investors: Buffett investiert in Unternehmen, die er für unterbewertet hält. Und er kauft nur, was er auch versteht. Selbstbewusstsein, Talent und Gespür kommen hinzu. Zuletzt hat er seinen Anteil an IBM und Wells Fargo aufgestockt.Top-Aktien im Portfolio von Warren Buffett:1. Coca-Cola: Wert der Aktien: 15,6 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 21 Prozent Veränderung zum Vorquartal: 0 Prozent4. American Express: Wert der Aktien: 8,8 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 11,9 Prozent Veränderung zum Vorquartal: 0 Prozent2. Wells Fargo: Wert der Aktien: 13,7 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 18,5 Prozent Veränderung zum Vorquartal: + 4,2 Prozent5. Procter & Gamble: Wert der Aktien: 3,7 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 4,9 Prozent Veränderung zum Vorquartal: - 18,6 Prozent3. IBM: Wert der Aktien: 13,0 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 17,5 Prozent Veränderung zum Vorquartal: + 3,5 Prozent6. Wal Mart: Wert der Aktien: 3,3 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 4,4 Prozent Veränderung zum Vorquartal: 0 ProzentQuelle: SEC, stockpickr.com; Stand: 3.9.2012
Thomas Boone Pickens, Chef der Private Equity Firma BP Capital Management T. Boone Pickens war einer der ersten unabhängigen Ölinvestoren, die ihre Firma durch Übernahmen statt durch durch Entdeckung neuer Förderstätten wachsen ließ. Besonders in den 80er Jahren war er damit sehr erfolgreich. 1997 gründete er die Investmentfirma BP Capital Management. Seiner Branche ist auch bei seiner Anlagestrategie treu geblieben.Top-Aktien im Portfolio von T. Boone Pickens:1. Transocean LTD: Wert der Aktien: 10,2 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 7,8 Prozent Veränderung zum Vorquartal: - 4,3 Prozent4. Southwestern Energy Company: Wert der Aktien: 8,4 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 6,5 Prozent Veränderung zum Vorquartal: Neueinkauf2. Pioneer Natural Resources: Wert der Aktien: 8,9 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 6,9 Prozent Veränderung zum Vorquartal: Neueinkauf5. Devon Energy: Wert der Aktien: 7,2 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 5,5 Prozent Veränderung zum Vorquartal: - 34,2 Prozent3. McMoRan Exploration: Wert der Aktien: 8,6 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 6,6 Prozent Veränderung zum Vorquartal: Neueinkauf6. EnCana: Wert der Aktien: 7,1 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 5,4 Prozent Veränderung zum Vorquartal: - 63,5 Prozent Quelle: Reuters
Carl Icahn, amerikanischer Großinvestor Der Multimilliardär ist nicht überall wohlgelitten. Er kauft Anteile von Unternehmen und versucht dann, seine Interessen knallhart durchzusetzen. Mancher bezeichnet ihn als Firmenjäger oder Plünderer. Der Regisseur Oliver Stone soll ihn als Vorbild für die Figur des Gordon Gekko in dem Film „Wall Street“ gewählt haben. Sein Vermögen wird auf zehn Milliarden Dollar geschätzt.Top-Aktien im Portfolio von Carl Icahn:1. Icahn Enterprises: Wert der Aktien: 3,7 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 35,7 Prozent Veränderung zum Vorquartal: + 0,5 Prozent4. Forest Laboratories: Wert der Aktien: 0,92 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 8,8 Prozent Veränderung zum Vorquartal: 0 Prozent2. CVR Energy: Wert der Aktien: 1,8 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 18,1 Prozent Veränderung zum Vorquartal: + 465,8 Prozent5. FederalMogul: Wert der Aktien: 0,84 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 8,0 Prozent Veränderung zum Vorquartal: 0 Prozent3. Chesapeake Energy: Wert der Aktien: 0,93 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 8,9 Prozent Veränderung zum Vorquartal: Neueinkauf6. Amylin Pharmaceuticals: Wert der Aktien: 0,41 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 3,9 Prozent Veränderung zum Vorquartal: 0 Prozent
Jim Simons, US-amerikanischer Hedgefonds-Manager Simons ist Mathematiker, unterrichtete einige Jahre in Harvard und knackte Codes während des Vietnamkrieges für das Institute for Defense Analyses (IDA). 1978 beendete er seine Karriere in der Wissenschaft und wechselte in die Finanzindustrie. 1982 gründete er Renaissance Technologies Operations, einen später äußerst erfolgreichen Hedgefonds mit einem Vermögen von zeitweise über 10 Milliarden Dollar. 2011 landete Simons auf Platz 30 der Liste der reichsten Amerikaner, sein Vermögen wurde auf 10,6 Milliarden Dollar geschätzt. Top-Aktien im Portfolio von Renaissance Technologies Operations1. Apple Inc. Anzahl der Aktien: 1,1 Millionen Anteil im Portfolio: 1,7 Prozent 2. Philip Morris International Inc.Anzahl der Aktien: 6,3 Millionen Anteil im Portfolio: 1,7 Prozent 3. Lorillard Inc.Anzahl der Aktien: 2,9 Millionen Anteil im Portfolio: 1,4 Prozent 4. McDonald's CorporationAnzahl der Aktien: 3,1 Millionen Anteil im Portfolio: 1,2 Prozent 5. Eli Lilly and CompanyAnzahl der Aktien: 7,1 Millionen Anteil im Portfolio: 1,1 Prozent Quelle: ap
George Soros, Soros Fund Management, US-Amerikanischer Investor und Fonds-Manager Der berühmt-berüchtigte Devisenspekulant und Hedgefonds-Manager machte mit seiner Wette gegen das britische Pfund Anfang der 90er von sich Reden. Seitdem ist er „der Mann, der die Bank von England knackte“. Auch gegen den Euro soll er gewettet haben. Im August 2010 versprach Soros, etwa 7 Mrd. US-Dollar seines Vermögens zu Gunsten der Kampagne „The Giving Pledge“ zu spenden. Top-Aktien im Portfolio von George Soros:1. Wal Mart:Wert der Aktien: 0,34 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 4,9 Prozent Veränderung zum Vorquartal: Neueinkauf4. Westport Innovations: Wert der Aktien: 0,15 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 2,2 Prozent Veränderung zum Vorquartal: + 40,0 Prozent2. Adecoagro: Wert der Aktien: 0,23 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 3,4 Prozent Veränderung zum Vorquartal: 0 Prozent5. NetApp: Wert der Aktien: 0,14 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 2,1 Prozent Veränderung zum Vorquartal: Neueinkauf3. General Electric: Wert der Aktien: 0,18 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 2,6 Prozent Veränderung zum Vorquartal: + 585,1 Prozent6. SPDR Gold Trust (ETF): Wert der Aktien: 0,14 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 2,0 Prozent Veränderung zum Vorquartal: + 176,8 Prozent Quelle: dapd
John A. Paulson, Gründer und Präsident der Paulson & Co. Investmentgesellschaft Der Hedge-Fonds-Manager bewies ein gutes Gespür, indem er frühzeitig auf den Zusammenbruch des US-Hypothekenmarktes wettete und damit Milliarden verdiente.Top-Aktien im Portfolio von John Paulson:1. SPDR Gold Trust (ETF): Wert der Aktien: 3,4 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 28,3 Prozent Veränderung zum Vorquartal: + 26,2 Prozent4. JP Morgan Chase: Wert der Aktien: 0,14 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 1,2 Prozent Veränderung zum Vorquartal: Neueinkauf2. HCA Holdings: Wert der Aktien: 0,24 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 2,0 Prozent Veränderung zum Vorquartal: Neueinkauf5. Quest Software: Wert der Aktien: 0,14 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 1,1 Prozent Veränderung zum Vorquartal: + 146,4 Prozent3. Equinix Wert der Aktien: 0,18 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 1,5 Prozent Veränderung zum Vorquartal: Neueinkauf6. Sara Lee: Wert der Aktien: 0,09 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 0,7 Prozent Veränderung zum Vorquartal: + 21.070,1 Prozent Quelle: dpa
Bruce Berkowitz, Fairholme Fund. Der Gründer und Portfoliomanager von Fairholme Fund kauft gerne Aktien, die günstig zu haben sind. Man könnte auch sagen: Aktien, die von anderen verschmäht werden. Auffällig ist, dass er aktuell voll auf Bankaktien setzt – nicht ungefährlich.Top-Aktien im Portfolio von Bruce Berkowitz:1. American International Group: Wert der Aktien: 2,8 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 41,1 Prozent Veränderung zum Vorquartal: - 3,8 Prozent4. CIT Group: Wert der Aktien: 0,50 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 7,3 Prozent Veränderung zum Vorquartal: - 24,1 Prozent2. Sears Holding: Wert der Aktien: 1,0 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 14,6 Prozent Veränderung zum Vorquartal: + 0,1 Prozent5. MBIA: Wert der Aktien: 0,49 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 7,1 Prozent Veränderung zum Vorquartal: - 1,9 Prozent3. Bank of America: Wert der Aktien: 0,83 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 12,1 Prozent Veränderung zum Vorquartal: - 1,1 Prozent6. The St. Joe Company: Wert der Aktien: 0,40 Milliarden Dollar Anteil im Portfolio: 5,9 Prozent Veränderung zum Vorquartal: - 0,7 Prozent Quelle: dapd

Warum wird es versucht?

Weil Politiker dem Irrglauben folgen, ökonomische Gesetze mit politischer Macht außer Kraft setzen zu können. Dabei zeigt sich trotz aller Liquiditätsflutungen und Rettungsschirme ja gerade am Spar-Musterschüler Portugal, dass Geldschöpfung kein Schuldenproblem löst.

Also muss noch mehr gespart werden?

Vor gut zwölf Jahren hätte das vielleicht noch geholfen. Heute marschiert eine Troika aus EZB, EU und IWF mit spitzem Bleistift in Griechenland und Portugal ein und versucht, die Haushalts- und Wettbewerbsprobleme mit radikalen Spardiktaten im Eilverfahren zu lösen. Das sorgt für Depression und verwandelt die Länder dauerhaft in Transfergelder verschlingende schwarze Löcher. Aber der Bankrott Griechenlands wird wahrscheinlicher.

Scheitert der Euro?

Währungstechnisch ist er das längst. Dazu reicht ein Blick in die Bilanz der Bundesbank. Sie versorgt nicht mehr in erster Linie die heimischen Banken mit Kredit, sondern wird durch Überweisungen aus den Krisenländern gezwungen, über das europäische Target-2-Zahlungssystem Hunderte Milliarden Euro Forderungen gegen die Notenbanken aus dem Club Med aufzubauen.

Verstößt die Bundesbank damit gegen die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts zur parlamentarischen Kontrolle der Euro-Rettung?

So kann man das sehen. Verfassungsrechtler fordern inzwischen gar einen Volksentscheid zur Euro-Rettung.

Warum wird das ignoriert?

Weil der Euro kein ökonomisches, sondern ein hochpolitisches Projekt ist. Aber seine wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kosten sind verheerend. Schauen Sie nur auf die dramatische Jugendarbeitslosigkeit in Spanien. Mit seiner extremen Exportabhängigkeit wird auch Deutschland nicht mehr lange auf der Insel der Glückseligen leben. Selbst der für optimistische Prognosen bekannte IWF sieht Europa wieder in der Rezession. Sollte der Fiskalpakt rasch umgesetzt werden, wäre der Abschwung auch in Deutschland programmiert.

USA und Europa

Die Milliardenverwalter
Felix Zulauf Quelle: Brad Trent
Marc Faber Quelle: Brad Trent
Brian Rogers Quelle: Brad Trent
Fred Hickey Quelle: Brad Trent
Bill Gross Quelle: Brad Trent
Scott Black Quelle: Brad Trent
Meryl Witmer Quelle: Brad Trent

In den USA läuft es besser.

Es läuft nicht gut, aber besser als in Europa. Allerdings zeigt allein der Rekordstand von 88 Millionen dem Arbeitsmarkt angeblich nicht zur Verfügung stehenden Amerikanern, dass der Aufschwung am Arbeitsmarkt nicht real ist. Der Absturz des Baltic Dry...

...eines Indexes für Schiffsraten bei Massenfrachtgütern...

...um fast zwei Drittel binnen zwei Monaten könnte zudem auf Probleme im Welthandel hindeuten.

Fällt der Index nicht eher wegen globaler Überkapazitäten bei Frachtschiffen?

Auch, aber das Tempo des Einbruchs ist schon sehr bemerkenswert. Möglicherweise ist das ein Signal, dass die wirtschaftliche Blackbox China gerade Opfer ihres mit Krediten getunten Modells wird. Eine sanfte Landung wäre für China gesund, bedeutete aber für den Rest der Welt eine harte Landung. Das wäre für die liquiditätseuphorisierten Investoren eine böse Überraschung.

Börsen und Wirtschaft müssen nicht in eine Richtung laufen.

Wir schließen nicht aus, dass es irgendwann zu einem Crack-up-Boom kommen wird, also zur Massenflucht in Aktien, um Vermögen vor Geldentwertung zu retten. Viele meinen, wir seien schon eingetreten in diese Phase. Wir zweifeln daran und rechnen eher damit, dass die realwirtschaftlichen Probleme noch viel größer werden müssen, bevor bei den Notenbanken alle Dämme brechen.

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