Gesundheitsaktien Wo sich Investments in digitale Gesundheit lohnen

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Patienten werden offener für digitale Gesundheit

Andererseits gibt es, unabhängig von Gesetz und Ordnung, „allein bei der Kommunikation zwischen Ärzten und bei Prozessen im Krankenhaus unzählige Dinge zu verbessern“, sagt Thomas-Frank Dapp, der den digitalen Wandel für die Deutsche Bank in Frankfurt analysiert. Gleichzeitig seien die Patienten heute viel selbstbestimmter und offener für Gesundheitsanwendungen via Sensor und App. Das Internet der Dinge, die Einbettung von Kommunikationstools in Gegenstände wie Kleidung, komme hinzu. Zusammengenommen ergibt das ein riesiges Potenzial. Der globale digitale Gesundheitsmarkt könne bis 2020 auf mehr als 200 Milliarden Dollar wachsen, schätzt die auf Technologie spezialisierte Unternehmensberatung Arthur D. Little.

Compugroup-Aktie: Entwicklung seit 2007

Mit daran arbeitet zugunsten seiner Aktionäre auch Nexus – vor allem in Krankenhäusern. In Villingen-Schwenningen entwickeln 830 Mitarbeiter IT-Systeme, die den Alltag in Kliniken digitalisieren. Die Software speichert zum Beispiel Dosierungen ab, automatisiert die Aufnahme der Patienten und erleichtert die Abrechnung. Mit mobilen Geräten greifen Ärzte und Pfleger überall auf die wichtigsten Daten zu. Das Geschäft läuft gut. Im vergangenen Jahr verdiente Nexus vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen 18,9 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs um ein Viertel. Der Erlös stieg von gut 80 auf gut 97 Millionen Euro. Nexus hat kaum Schulden, eine Eigenkapitalquote von 69 Prozent, eine „grundsolide Bilanz also“, sagt Sascha Berresch. Das Unternehmen sei „vor allem in dem Geschäft mit Spezialsoftware für Krankenhausstationen gut aufgestellt“, so der Analyst der Bank Hauck & Aufhäuser in Hamburg.

Zudem soll sich eine Zusammenarbeit mit dem Olympus-Konzern bald auszahlen. Seit August beliefert Nexus die Japaner mit Software für ihre Endoskopiegeräte. Risiken kommen vor allem aus der Politik. Kürzt sie den Krankenhäuern das Geld, bekäme das Nexus zu spüren. Auch Hackerangriffe wie erst im Februar gegen das Lukaskrankenhaus in Neuss sind ein Problem.

Wie Ihr Unternehmen digital fit wird

300 Milliarden Dollar Sparpotenzial

Nahezu zeitgleich sahen sich auch in den USA Kliniken Cyberangriffen ausgesetzt. Ein Haus in Los Angeles zahlte sogar Lösegeld, um PC-Viren wieder loszuwerden. In Amerika ist die Digitalisierung insgesamt schon wesentlich weiter. 78 Prozent der Ärzte und 94 Prozent aller Krankenhäuser arbeiten in Amerika mit digitalen Akten. Dennoch schätzt Goldman Sachs bei weiterer digitaler Optimierung ein Sparpotenzial von mehr als 300 Milliarden Dollar.

Was Compugroup und Nexus in Deutschland machen, betreibt Cerner in den USA eine Nummer größer. Weltweit arbeiten mehr als 20 000 Menschen für den Gesundheits-IT-Anbieter, der in mehr als 21 000 Einrichtungen präsent ist. Cerner vereint das Geschäft mit digitalen Patientenakten, Krankenhaussoftware und Schnittstellen für Ärzte und Apotheken – alles aus einer Hand. 2015 erhöhte Cerner seinen Umsatz um fast ein Drittel auf 4,4 Milliarden Dollar. Ein großer Teil davon kam aus der Übernahme der Klinik-IT-Sparte von Siemens. Unterm Strich schaffte Cerner eine Nettogewinnmarge von 12,2 Prozent – eine Quote, die Anleger sonst eher im Pharmasektor finden. Die hohe Marge sollte Cerner halten können. Lang laufende Wartungsverträge mit Kliniken bringen regelmäßig Geld.

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