Girokonto Wo Sie noch kostenlos überweisen können

Die Negativzinsen der EZB treiben Banken dazu, ihren Kunden höhere Gebühren zu berechnen. Das kostenlose Girokonto wird zum Auslaufmodell. Wo es noch günstige Angebote gibt. Ein Vergleich.

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Girokonto-Gebühren: Überweisungen auf Papier können teuer sein. Quelle: dpa Picture-Alliance

Es scheint, als bliebe niemand verschont. „Seit die EZB Negativzinsen erhebt, haben wir die Volks- und Raiffeisenbanken, die ihre Liquidität bei uns anlegen, davor bewahrt, Negativzinsen zahlen zu müssen“, sagte Hans-Bernd Wolberg, Vorstandschef der WGZ Bank der Nachrichtenagentur dpa in einem Interview.

Bewahrt hat die WGZ Bank als Zentralbank der Genossenschaftsbanken ihre Institute vor den 0,4 Prozent Strafzins, die die Europäische Zentralbank den Banken für kurzfristige Einlagen über Nacht berechnet.

Doch das ist vorbei: „Wir sind jetzt gemeinsam zu der Auffassung gelangt, dass wir das so nicht länger durchhalten können, ohne unsere eigene Gewinn-und-Verlust-Rechnung zu ramponieren“, sagte Wolberg. Ab August werden die Strafzinsen wohl auch für die Institute der Volks- und Raiffeisenbanken Wirklichkeit. Für Kunden kann das nur eins bedeuten – höhere Kosten für ihr Konto.

Banken können dem Zinsdruck nicht mehr standhalten. Eine Analyse der Berater der Boston Consulting Group (BCG) zeigt, dass sie mit einem durchschnittlichen Girokonto-Kunden mittlerweile bis zu 30 Euro Verlust pro Jahr machen.

Und so erhöhen sie bereits schrittweise ihre Gebühren – für einzelne Dienstleistungen und separate Kontobestandteile, berechnen aber Leistungen danach, ob sie am Schalter abgewickelt werden, oder kostengünstiger online. Laut BCG könnten die Institute somit 25 bis 60 Euro pro Girokonto mehr verdienen.

Doch wo bleibt bei dieser Rechnung der Kunde, der sich mittlerweile über Jahre an sein kostenloses Girokonto gewöhnt hat und im besten Falle weder fürs Abhaben von Bargeld noch für das Zahlen mit Karte Gebühren bezahlt? Müssen wir uns damit abfinden, dass es nun Geld kostet, Einkommen und Zahlungen auf dem Konto zu verwalten? Oder bleiben uns kostenlose Konten erhalten?

Wir haben uns einen Überblick über die aktuellen Konditionen für Girokonten verschafft. Dazu wählten wir Konten der drei größten Banken Deutschlands aus, zusätzlich Angebote von Instituten mit den meisten Filialen. Beispielhaft für Konten der Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken tauchen die Kreissparkasse Köln und die Berliner Volksbank in der Tabelle auf. Abschließend stellen wir die Konditionen denen der Onlinebanken gegenüber. Alle Konten sollten sich online abschließen lassen.

Alltägliche Leistungen online kostenlos

Der Vergleich zeigt: Wer für die alltäglichen Kontofunktionen wie Überweisungen und Abhebungen Gebühren umgehen will, muss seine Bankgeschäfte schon online erledigen.

Nicht zwingend bei einer Direktbank. Aber Sparkassen und Volksbanken bieten etwa nur kostenlose Abhebungen am Geldautomaten für Kunden ihrer eigenen Institute. Privatbanken teilen zumindest über die Cash Group ihre Geldautomaten - so dass Kunden der Commerzbank etwa auch an Automaten der Deutschen Bank Bargeld abheben können.

Bei Direktbanken gibt es für Kunden mit einer kostenlosen Kreditkarte weltweit kostenlos Bargeld. Noch, denn auch in Deutschland übernimmt die DKB die Fremdgebühren von Automatenbetreibern nicht mehr. Mit jeder Abhebung könnten fremde Institute den DKB-Kunden Gebühren für eine Abhebung mit ihrer Visakarte berechnen, wie dies etwa in den USA schon der Fall ist. Noch trifft das in Deutschland aber kaum Kunden.

Kontogebühren der Privatbanken

Deutsche Bank

AktivKonto

Commerzbank

Kostenloses Girokonto

Postbank

Giro Plus

Grundgebühr

(in Euro je Monat)

4,990,00*0 **
Überweisung (online)inklusiveinklusiveinklusive

Überweisung (in Euro je Transaktion)

[per Beleg oder telefonisch]

1,501,500,99
Dauerauftrag (in Euro je Transaktion)kostenfrei ***kostenfreikostenfrei ****

Dispozins - geduldete Überziehung

(in Prozent pro Jahr)

7,90 - 10,90 10,5010,55

Dispozins ohne Kreditrahmen

(in Prozent pro Jahr)

14,90 *****16,0014,95
Bargeldversorgung kostenlos an Automaten …

der Cash

Group 

der Cash

Group

der Cash Group

Kreditkarte - Visa als Erstkarte

(in Euro pro Jahr) 

39,0039,9022
Quelle: Unternehmen, eigene Recherche; Stand: 16.06./28.06.2016
* = nur bei privater Nutzung ab 1200 Euro Geldeingang monatlich, sonst 9,90 Euro im Monat; ** = bei 1000 Euro Gehaltseingang im Monat, sonst 5,90 Euro; *** = telefonisch und in der Filiale 1,50 Euro; **** = Ausführung per Beleg 0,99 Euro; ***** = mindestens 6,90 Euro je Quartal;

Gregor Janecke betreibt seit drei Jahren auf Deutscheskonto.org ein Test- und Vergleichsportal für Bankkonten. Anders als Vergleichsportale wie Verivox oder Check24, die große Datenmengen zu Ranglisten verarbeiten, testet Janecke einzelne Produkte im Detail, baut dabei auch auf das Feedback seiner Leser. „Viele Bankkunden in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren einfach mit den höheren Gebühren abgefunden“, sagt er.

„Die Wahrnehmungsschwelle ist beim Großteil der Privatkunden noch nicht erreicht, also ein Ereignis, bei dem sie merken, dass sich etwas verändern muss“, erklärt die Finanzpsychologin Monika Müller von FCM Finanz Coaching. „Letztlich wird diese Veränderung dazu führen, dass Kunden die Beziehung zu ihrer Bank hinterfragen. Wenn dann eine Marktanalyse zeigt, dass auch andere ihre Gebühren erhöhen, werden sie beim alten Konto bleiben.“

Wo die zufriedensten Bankkunden leben
Santander Quelle: REUTERS
Platz 31: Vereinigte Arabische Emirate Überaus unzufrieden scheinen auch die Bankkunden der Vereinigten Arabischen Emirate zu sein. Im Ranking belegen diese mit 66,6 Punkten, wie auch schon 2015, den vorletzten Platz. Quelle: dpa
Platz 30: MexikoFür das Ranking wurden 16.000 Kunden aus 32 Ländern befragt. Neben diesen Ergebnissen basiert der Report auf qualitativen Daten aus ausführlichen Interviews mit Bankmanagern. Mexiko liegt ebenfalls auf einem der hinteren Plätze. Quelle: REUTERS
Platz 29: JapanBei der Befragung des Vorjahres hielten die japanischen Banken die rote Laterne. 2016 sind die Kunden etwas gnädiger. Rund acht Punkte machen die Japaner gut und rücken damit auf Platz 29. Quelle: REUTERS
Platz 28: ArgentinienDrei Plätze runter geht's für die argentinischen Banken: auf Rang 28. Quelle: REUTERS
Platz 5: SchweizDie Schweizer Banken können im Jahr 2016 die amerikanischen Banken vom fünften Platz verdrängen. Mit 80 Punkten machen sie 6,3 Punkte gut. Quelle: REUTERS
Platz 4: GroßbritannienEin Zuwachs um 0,2 Punkte reicht für Großbritanniens Banken aus, um sich vor die Schweiz auf den vierten Platz zu positionieren. Quelle: REUTERS

„Auch für die Direktbanken ist der Kostendruck enorm“, sagt Janecke. „Aber sollte eine Direktbank anfangen, Gebühren zu erheben, wird das eine Wechselwelle der Kunden zum nächsten kostenlosen Anbieter auslösen“, sagt er. „Daher vermute ich, dass sie sich andere Methoden einfallen lassen, um noch an den Kunden zu verdienen. Was wir jetzt schon sehen, ist die Ermunterung, mit Karte zu bezahlen, denn bei jeder Buchung streicht die Bank Gebühren vom Händler ein - auch wenn diese Margen seit Dezember 2015 erheblich gesunken sind.“

Die Consorsbank etwa vergütet ihren Kunden seit einigen Jahren Kartenzahlungen mit 10 Cent. Maximal können die Kunden sich im Quartal 25 Euro – also für 250 Zahlungen - gutschreiben lassen.

Wo die Deutschen ihr Erspartes verstecken
42 Prozent der Bürger lagern ihr Bargeld aus Verunsicherung zu Hause Quelle: obs
Schmuckdose Quelle: Fotolia
Schuhschrank Quelle: Fotolia
Spardose Quelle: dpa
Tresor Quelle: dpa/dpaweb
Geld im Spülkasten Quelle: dpa
Vorratsdose Quelle: Fotolia

Doch Banken dürfen ihren Kunden nicht für alle Leistungen zusätzliche Gebühren berechnen. So sind etwa Entgelte für Bareinzahlungen und -auszahlungen auf das eigene Konto unzulässig. Erst aber der sechsten Transaktion im Monat dürfen Institute hierfür Gebühren von den Kunden verlangen. Ebenso wenig können sie den Kunden die Einrichtung von Freistellungsaufträgen berechnen, die Kartensperrung bei Verlust oder Diebstahl der Karte, oder den Versand eines Ersatz-PIN, wenn der erste per Brief nicht zugestellt wurde.

Zu groß und unüberschaubar

Die Schutzgemeinschaft für Bankkunden (Schuvoba) hat einige solcher unzulässigen Gebühren von Gerichten kippen lassen. Dass manche Institute nun 1,50 Euro Gebühren für Überweisungen mit Papierbeleg verlangen, die weder im Onlinebanking noch am Selbstbedienungsautomat ausgeführt werden, hält Schuvoba-Vorstand Jörg Schädtler für unangemessen – und will auch dagegen vorgehen.

Das Verharren der Kunden trotz steigender Gebühren liegt auch daran, dass der Markt fast unüberschaubar groß ist. Eine Studie der Finanzberatung Investors Marketing unter 2000 Deutschen zeigt, dass mit 7 Prozent nicht einmal jeder Zehnte in Deutschland in den kommenden zwei Jahren sein Konto wechseln möchte. Lediglich Kunden der Deutschen Bank wollen sehr wahrscheinlich zu 18 Prozent in den kommenden zwei Jahren ihr Konto wechseln.

Girokonten bei Sparkassen und VR-Banken

Berliner Volksbank

VR-PrivatGiro Aktiv

Kreissparkasse Köln

direktGiroClassic

Grundgebühr

(in Euro je Monat)

0,00 *4,00
Überweisung (online)inklusiveinklusive

Überweisung (in Euro je Transaktion)

[per Beleg oder telefonisch]

1,001,00 **
Dauerauftrag (in Euro je Transaktion)1,00inklusive

Dispozins - geduldete Überziehung

(in Prozent pro Jahr)

9,9710,81

Dispozins ohne Kreditrahmen

(in Prozent pro Jahr)

9,9710,81
Bargeldversorgung kostenlos an Automaten …des VR-Verbundsder Sparkassen und Landesbanken am Heimatsparkassenmodell

Kreditkarte - Visa als Erstkarte

(in Euro pro Jahr) 

2420
Quelle: Unternehmen, eigene Recherche; Stand: 16.06./28.06.2016
* = nur für Mitglieder bei 1250 Euro Geldeingang monatlich, sonst 6 Euro; ** = telefonisch 0,50 Euro, fünf Kassenposten pro Monat frei

Zu viel Auswahl überfordert

Zig Banken bieten uns Dutzende von Kontomodellen an. Der US-Psychologe Barry Schwartz erklärt die daraus entstehende Untätigkeit von Konsumenten mit dem Paradox of Choice: Eine zu hohe Produktauswahl führe nicht zu mehr Entscheidungsfreiheit, sondern umgekehrt dazu, dass Kunden sich gelähmt fühlen und überhaupt keine Entscheidung für ein Produkt mehr treffen.

Die Wirtschaftspsychologin Sheena Iyengar der Columbia Business School bestätigte seine Theorie in einer Untersuchung über die Abschlussbereitschaft bestimmter Fondssparpläne zur Altersvorsorge in den USA - je größer die Auswahl der zur Verfügung stehenden Fonds, desto geringer war die Bereitschaft der Angestellten, sich überhaupt für den Abschluss eines Fonds-Sparplans zu entscheiden.





Zum anderen Extrem sollten Bankkunden sich aber auch nicht verlocken lassen: Jedes Prämienangebot mitnehmen, mehrere Girokonten parallel führen und mehrmals im Jahr die Bank wechseln. Denn die Auskunftei Schufa verzeichnet in ihren Daten zur Bonität von Kunden auch die bestehenden Girokonten. Und längerfristige Geschäftsbeziehungen zu einer Bank können als positiver Hinweis fürs Rating dienen.

Gebühren der Onlinebanken

ING-DiBaDKBcomdirect

Grundgebühr

(in Euro je Monat)

0,000,000,00
Überweisung (online)inklusiveinklusiveinklusive

Überweisung (in Euro je Transaktion)

[per Beleg oder telefonisch]

inklusiveinklusive1,90
Dauerauftrag (in Euro je Transaktion)inklusiveinklusiveinklusive

Dispozins - geduldete Überziehung

(in Prozent pro Jahr)

7,766,908,95

Dispozins ohne Kreditrahmen

(in Prozent pro Jahr)

7,766,9013,45
Bargeldversorgung kostenlos an Automaten …mit Visa-Symbol per Kreditkarte weltweit kostenlosmit Visa-Symbol per Kreditkarte weltweit kostenlosder Cash Group mit girocard kostenlos (auch EU-Ausland); übriges Ausland kostenlos per Kreditkarte an Automaten mit Visa-Symbol

Kreditkarte - Visa als Erstkarte

(in Euro pro Jahr) 

0,000,000,00
Quelle: Unternehmen, eigene Recherche; Stand: 16.06./28.06.2016

Wer nun sein Geld statt aufs Konto lieber in ein Schließfach packen möchte, der ist auch dort nicht vor einem Anstieg der Gebühren sicher. Kostete ein Schließfach 2014 bei der Commerzbank noch ab 65 Euro pro Jahr, sind es mittlerweile zehn Euro mehr. Gleiches Spiel bei der Sparkasse Hannover: Aus 35 Euro für ein Schließfach mit bis zu sechs Litern Volumen im Jahr 2010 wurden heute 50 Euro.

Beim Schnellvergleich werden Musterkunden verwendet. Bei der eigentlichen Auswertung erfolgt die Berechnung nach der persönlichen Gepflogenheit der Kontonutzung - mit Geldautomatennutzung und Geldeingang.
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